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Junger Mann mit Hut sitzt vor einem Klavier und lacht in die Kamera

Lucca Keller: Mit den Fingersätzen beginnt Inklusion

Lucca Keller, 22 Jahre, ist Jazzpianist aus Nürnberg. Mit sieben Jahren entdeckte er das Klavierspielen.

„Ich bekam zu Weihnachten ein Klavier. Obwohl ich mir nie ein Klavier gewünscht habe, wurde es mein größtes Geschenk. Schon bald fing ich an, auf dem Klavier einfach ‚rumzuklimpern`. Daraus entstand mein großes Hobby: Klavier spielen und komponieren.“

Klavierunterricht erhielt Lucca Keller in einer privaten Musikschule. Dort tüftelte der Musikbegeisterte zusammen mit seinem Klavierlehrer Peter Horcher an den Fingersätzen. Denn Lucca Keller lebt mit einer dyskinetischen Zerebralparese, die Folge einer Geburt mit Neugeborenenkrämpfen. Dadurch hat er Spastiken in den Händen, die eine individuelle Fingertechnik beim Spielen von Jazzstücken, einer tiefen Leidenschaft des Jungpianisten, erfordert.

„Inklusives pädagogisches Arbeiten begann für mich mit Peter Horcher, der mit mir gemeinsam überlegte, wie Stücke vereinfacht werden können, um diese für mich spielbar(er) zu machen. Durch diesen Ansatz schaffte ich es, komplexere Stücke bis hin zu ersten Jazzstandards zu spielen und darüber zu improvisieren.“

Jazz ist meine Musikwelt

Lucca Keller ist mit eigenen Kompositionen auf professionellen Studioaufnahmen zu hören. Wir lernten Lucca Keller nach einem Konzert auf dem diesjährigen Musikschulkongress in Berlin im Rahmen unserer Recherchen für das aktuelle WIR-Magazin kennen. Extra für diese Ausgabe improvisierte der junge Jazz-Pianist ein Stück, dass Sie hier hören können.

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Lucca Keller: Improvisation für das WIR-Magazin

Erste Begegnungen mit Jazz machte er bereits in der Schulband seiner Montessorischule. Der Dozent bracht da Jazzstück „Footprints“ von Wayne Shorter mit.

„Für mich entstand eine tiefe Begeisterung für Jazz, die bis heute anhält. Ab diesem Zeitpunkt setzte ich mich ausführlicher mit Improvisation und Jazzstandards auseinander.“

Auch nach dem Fachabitur bleibt Lucca Keller dem Jazz treu. Inklusive Angebote der Musikschule Fürth e.V. mit ihren inklusiven Bandprojekten wie die Band Vollgas begeisterten Lucca Keller.  Zusammen mit diesem Ensemble trat er bereits unter anderem im deutschen Bundestag, im Bayerischen Landtag oder bei zahlreichen Messen, wie der Musikmesse in Frankfurt, dem Musikschulkongress in Mainz oder bei der International Society for Music Education (ISME) in Glasgow auf. Lucca Keller verfeinerte seine Spielpraxis um wichtige Jazz-Elemente bei diversen Jazz-Workshops der Musikschule Fürth e.V. Für diese Workshops holte sich die gut vernetzte Schule Dozenten der regionalen und nationalen Jazz-Szene.


„Wichtig für mich ist, dass Menschen mit Behinderungen genauso selbstverständlich dazugehören wie Andere. Ich kann mit meiner Behinderung locker umgehen und nehme sie mit Humor. Ich wünsche mir, dass Menschen mit Behinderung und ihr Talent gehört werden und dass sie genauso als Musiker oder Künstler wahrgenommen werden, wie andere auch. Die Behinderung ist nur ein Teil von mir – aber nicht alles.“

Ende 2017 zog er nach Köln und ist derzeit beim WDR als Fachinformatiker in Ausbildung. Durch den Umzug nach Köln hatte er auch die Gelegenheit, Bands wie piano plus in Dortmund kennenzulernen. Mit piano plus trat Lucca Keller im Duo mit einem weiteren Pianisten der Band im Rahmen der Fackellauf-Zeremonie der Special Olympics im Schloss Bellevue auf.

„Dies war eine große Ehre für mich. Wenig später waren wir sogar in einer ARD-Doku über Elke Büdenbender, der Frau des Bundespräsidenten und Schirmherrin der Veranstaltung, zu sehen.“

Mehr inklusive Klangwelten in der WIR 02/2019

Einen weiteren ausführlichen Beitrag über unsere Treffen mit Lucca Keller sowie viele weitere Artikel zum Thema „Musik für alle – Inklusive Klangwelten“ findet ihr im aktuellen WIR-Magazin 02/2019.