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Ein Auto des Ambulanten Dienstes, mit Logos beklebt, steht in einem Wohngebiet am Straßenrand. Das Bild ist aus einem Vorgarten heraus fotografiert. Das Auto steht hinter einem Zaun, davor ein Baum und mehrere Töpfe mit Pflanzen.

Die Letzte ihrer Art: Von der Ausbildung zur Pflegefachkraft

Im Winter 2019 begann Yvonne Grabow eine Ausbildung zur Pflegefachkraft beim Ambulanten Dienst der Fürst Donnersmarck-Stiftung. Sie ist damit eine der Letzten ihrer Art. Denn die Ausbildungswege zur Pflegefachkraft haben sich zum 1. Januar 2020 geändert. Die früher getrennten Ausbildungen im Bereich Alten-, Kranken- oder Kinderkrankenpflege wurden durch eine generalisierte Pflegeausbildung ersetzt. Für mittendrin hat Sie uns Einblicke in den Ablauf ihrer Ausbildung, ihren Arbeitsalltag in der Zeit von Corona und die Besonderheiten bei der Ausbildung in einem Ambulanten Dienst gegeben.

Von der Pflegekraft zur Pflegefachkraft

Seit 2018 arbeitet Yvonne Grabow für den Ambulanten Dienst (AD) der Fürst Donnersmarck-Stiftung und ist im Rahmen unserer ambulanten Autotouren aktiv. Nachdem die Mutter von vier Kindern in einer stationären Einrichtung in der Schweiz erste Erfahrungen in der Altenpflege gesammelt hatte, wechselte sie mit dem Umzug nach Berlin in die ambulante Pflege für Menschen mit Behinderung. Im Ambulanten Dienst ist sie als Pflegekraft angestellt. Pflegekräfte haben einen Basiskurs zur Grundqualifizierung im Bereich der Pflege absolviert. Sie unterstützen Menschen mit Behinderung beispielsweise bei der Körperpflege, beim Waschen, Anziehen oder bei der Haushaltsführung.

Da sie im Gegensatz zur Pflegefachkraft jedoch keine staatliche anerkannte Ausbildung durchlaufen haben, dürfen sie bestimmte Tätigkeiten nicht ausführen. So ist beispielsweise die medizinische Behandlungspflege wie die Blutzuckermessung, das Anlegen und Wechseln von Wundverbänden oder auch die Bedienung von Atemgeräten den Pflegefachkräften vorbehalten.

Yvonne Grabow pinnt eine Moderationskarte an eine braune Metaplanwand.
Yvonne Grabow auf einer internen Veranstaltung der Fürst Donnersmarck-Stiftung

Yvonne Grabow hat schon als Pflegekraft gerne Verantwortung übernommen; da ist es nur folgerichtig, dass sie auch eine Ausbildung zur Altenpflegefachkraft anstrebte, um ihren Tätigkeitsbereich weiter auszudehnen.

Der Ablauf der Ausbildung zur Pflegefachkraft

Sie wandte sich also Mitte des letzten Jahres mit ihrem Wunsch an die Pflegedienstleitung des AD. „Nachdem ich schon seit längerer Zeit als Pflegekraft arbeitete und auch noch einen befristeten Vertrag hatte, ging plötzlich alles ganz schnell“, erinnert sie sich an die Veränderungen. Mit einem unbefristeten Arbeitsvertrag in der Tasche konnte sie am 4. November ihre berufsbegleitende Ausbildung in einer Pflegefachschule im Berliner Wedding aufnehmen.

Zwei Mal in der Woche – jeden Dienstag und Mittwoch – drückt sie seitdem wieder die Schulbank. Gleichzeitig arbeitet Yvonne Grabow immer noch Vollzeit 38,5 Stunden in der Woche als Pflegekraft. „Um den Unterricht regelmäßig besuchen zu können, habe ich mit der Pflegedienstleitung vereinbart, dass ich Dienstag und Mittwoch grundsätzlich nur für den Frühdienst eingeteilt werde“, erklärt sie. Das ist wichtig, denn die Autotouren des AD sind in eine Früh- und eine Spätschicht aufgeteilt. Die Spätschicht kann schon mal bis in den Abend hineinreichen, sodass ein anschließender Besuch in der Pflegefachschule unmöglich ist. Die Frühschicht beginnt dagegen bereits gegen 5.15 Uhr; endet dafür aber auch in der Regel gegen 13.00 Uhr.

Die Schule befindet sich in den Osram-Höfen in der Seestraße. Wo früher die ersten Glühbirnen Deutschlands gefertigt wurden, kann man sich heute unter anderem zur Pflegefachkraft ausbilden lassen. Für Yvonne Grabow ist die Lage ideal, denn sie braucht mit dem Auto nur wenige Minuten von dem Büro des Ambulanten Dienstes in der Nordmeile bis zur Pflegeschule. „Oftmals dauert die Parkplatzsuche länger als die reine Fahrtzeit“, schmunzelt sie. „Dann kann es sogar vorkommen, dass es trotz eines großzügigen Zeitpuffers knapp wird, vor dem Unterrichtsbeginn im Klassenzimmer zu sein.“

Der Alltag in der Ausbildung zur Pflegefachkraft

Inzwischen hat Yvonne Grabow fast ein Jahr von den insgesamt vier Jahren Ausbildungszeit hinter sich und zieht bisher ein durch und durch positives Fazit: „Es läuft wirklich sehr gut. Allerdings habe ich den Vorteil, dass ich in der Schweiz als Pflegekraft auch weitergehende Aufgaben wie beispielsweise Stomapflege oder Palliativpflege ausführen konnte. Deswegen habe ich einen Erfahrungsvorsprung.“

In ihrem Berufsalltag fährt sie weiter wie früher auch ihre Autotouren und unterstützt hier Menschen mit Behinderung in ihrem selbstbestimmten Alltag. Neben ihrer üblichen Arbeit fährt sie außerdem regelmäßig auf den Pflegefachkrafttouren mit, wo sie unter Anleitung Fachaufgaben wie das Anlegen von Kompressionsstrümpfen oder neuen Verbänden erlernt. Hat sie fachliche Fragen, kann sie sich an alle Pflegefachkräfte im AD wenden – oder an ihren Praxisanleiter Marco Noack, der uns für mittendrin schon auf eine Frühschicht mitgenommen hat.

Yvonne Grabow auf der linken Seite und Marco Noack lächeln für ein Selfie in die Kamera.
Yvonne Grabow und Marco Noack

Die Ausbildung in einem ambulanten Dienst

Dass nicht zu jedem Zeitpunkt entsprechende Fachkräfte vor Ort sind und sie bei ihren normalen Touren auf sich alleine gestellt ist, ist aus Yvonne Grabows Sicht der größte Unterschied zwischen einer Ausbildung in einem ambulanten Pflegedienst und beispielsweise einer stationären Einrichtung wie einem Altenheim. Das bedeutet für die Auszubildenden auch ein möglicherweise größeres Maß an Eigenständigkeit. „Hier hängt einfach vielmehr von einem selbst ab. Man muss sich um seine Pflegekrafttouren kümmern, man muss aktiv Fragen stellen, sich mehr einbringen“, meint Yvonne Grabow. Das führt natürlich auch dazu, dass die Auszubildenden schnell lernen, sich selbstständig zu organisieren. Das ist eine wichtige Fähigkeit im Ambulanten Dienst, wo alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in gewisser Weise immer auch „Einzelkämpfer“ sind. Dennoch: Man spürt im AD immer wieder, wie gut die Stimmung unter den Kolleginnen und Kollegen ist.

Und auch die Stimmung an der Pflegeschule ist gut. „Ich habe eine super Klasse, in der wir uns alle gut verstehen. Allerdings schrumpft die Klassenstärke immer weiter“, beschreibt Yvonne Grabow. Von den einst 25 Schülerinnen und Schüler werden in der Regel lediglich zehn bis zwölf Personen ihre Fachausbildung abschließen.

Fragt man sie danach, ob es für sie einen Unterschied macht, nun den letzten Jahrgang der Altenpflegeausbildung zu absolvieren, muss sie kurz nachdenken. „Ein Problem ist, dass wir kein Jahr mehr wiederholen können, wenn wir aus irgendwelchen Gründen die Ausbildung unterbrechen müssen. Denn es gibt keine nachfolgende Klasse mehr, in die wir einfach einsteigen könnten“, erklärt sie.

Yvonne Grabow trägt einen Schutzkittel, eine Mund-Nasen-Maske und ein Schutzvisier.
Yvonne Grabow in der Corona-Schutzkleidung

Pflege im Zeitalter der Pandemie

Und das Coronavirus? Das hat natürlich massive Auswirkungen ihren Alltag. Die Änderungen in der Pflegefachschule fallen dabei noch weniger ins Gewicht. Denn auch diese Schule hat natürlich sofort auf einen Fernunterricht umgestellt. Bei unserem Telefonat Ausbildung erreichen wir Yvonne Grabow deswegen auch zu Hause am Computer – kurz, bevor der nächste Kurs beginnt.

Yvonne Grabow lacht in die Kamera. Sie hat einen Gummihandschuh an, der am Mittelfinger gerissen ist. Sie streckt den Mittelfinger aus.
Dem Coronavirus den Stinkefinger zeigen…

Die größten Auswirkungen hat die Corona-Pandemie jedoch auf ihren Arbeitsalltag: Das Tragen der Schutzkleidung, die Hygiene- und Sicherheitsregeln, aber auch natürlich das Wissen um die große Verantwortung, die alle Kolleginnen und Kollegen im AD tragen, spürt auch Yvonne Grabow. In unserem Corona-Tagebuch berichten sie und andere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stiftung aus ihrem Alltag. Dennoch ist es für Außenstehende beeindruckend, wie ruhig und besonnen sie diese Arbeit „direkt an der Front“ Tag ein, Tag aus durchführt – und das alles trotz der Belastung durch Ausbildung und Kinder.

Der Blick nach vorne

Doch auch diese Zeit wird vorbeigehen und dann rücken wieder die „klassischen“ Herausforderungen von Schülerinnen und Schülern egal welchen Alters wieder in den Mittelpunkt. Auch wenn es noch eine Zeit lang dauern wird, kommenh die Abschlussprüfungen zur Pflegefachkraft Tag für Tag ein Stückchen näher. Schon jetzt weiß Yvonne Grabow, dass zahlreiche Zwischenprüfungen, Beurteilungen und Tests im Laufe der Ausbildung zur Pflegefachkraft auf sie zukommen.

Eine gewisse Nervosität kann sie dabei nicht verbergen. „Manchmal ist es einfach so, dass man in der Prüfungssituation einfach anders reagiert als vorher“, schmunzelt sie. Wir sind uns aber sicher: Die Kollegin ist auf dem richtigen Weg – und wer mit dem Coronavirus so souverän umgeht, wird auch die Prüfungen problemlos meistern. Wir drücken jedenfalls die Daumen!

Sie interessieren sich auch für eine Ausbildung oder eine Stelle bei der Fürst Donnersmarck-Stiftung? Dann besuchen Sie doch unsere Karriereseite!