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70 Jahre WIR-Magazin

Geschichten aus sieben Jahrzehnten

Das WIR-Magazin der Fürst Donnersmarck-Stiftung feiert 2024 seinen 70. Geburtstag. Für einen Blick zurück auf unzählige Berichte und Artikeln von Menschen mit Behinderung aus verschiedenen Jahrzehnten hat die WIR-Redaktion exemplarisch ein paar ausgewählt. Was war zum Beipiel 1954 ein Thema und wie blicken Menschen mit Behinderung heute darauf? Jeden Monat veröffentlichen wir hier eine Geschichte aus dem Archiv des Magazins und kommentieren diese aus heutiger Sicht.

Eine Rollipanne aus dem Jahr 1954

aus: WIR 12/1954

Auch heute kommt der ADAC nicht

Lieber Redaktionskollege,

heute lese ich Deine Zeilen aus dem Jahr 1954 und möchte Dir erzählen, wie es heute ist, wenn wir Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer eine Panne haben.

Ich kann mir gut vorstellen, wie Du Dich damals gefühlt hast. Vielleicht warst Du auf dem Weg in den Park oder vom Park nach Hause. Und dann das… Der Reifen hatte wahrscheinlich keine Luft mehr. Eine ärgerliche Situation, denn Du kamst einfach nicht weiter. Zum Glück war da jemand, der Dir aus dieser misslichen Lage geholfen hat. Ich habe einen Aktiv-Rollstuhl, bin also auch Selbstfahrerin. Die heutigen Rollstühle sind weiterentwickelt, leichter gebaut und sehen auch optisch anders aus als zu Deiner Zeit. Aber wir haben immer noch Pannen, wenn wir damit unterwegs sind.

Wenn man heute einen neuen Rollstuhl bekommt, bekommt man ein paar Werkzeuge dazu. Damit kann man zumindest kleinere Reparaturen selbst durchführen. Aber eine Reifenpanne bleibt eine Reifenpanne. Da kommt auch kein ADAC und „schleppt dich ab“ oder repariert den Schaden.

Um Reifenpannen schnell reparieren zu lassen, fährt WIR-Redakteurin Kirsten Heil oft zu ihrem Fahrradladen um die Ecke.

Ich habe zu Hause einen elektronischen Luftkompressor, mit dem ich jederzeit den Luftdruck in den Reifen meines Rollstuhls kontrollieren und ausgleichen kann. Aber ohne Strom und unterwegs ist das nicht immer so einfach. Deshalb gibt es heute kleine Kompressoren für unterwegs. Diese werden auf- geladen und man hat sie dabei, um im Notfall einen platten Reifen wieder aufzupumpen. Und die Fahrradgeschäfte bzw. deren Reparaturwerkstätten sind heute so ausgestattet und eingestellt, dass sie auch Reparaturen an Rollstühlen vornehmen können.

Wie zu Deiner Zeit sind die Menschen auch heute oft zu gestresst, vielleicht auch einfach hilflos oder ratlos, um zu helfen. Aber im Grunde findet sich immer jemand, der bereit ist zu helfen.

WIR-Redakteurin Kirsten Heil, 2024

Weitere kommentierte Artikel aus 7 Jahrzehnten befinden sich in der Sonderbeilage zum Jubiläum.