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Bankdienstleistungen für alle?

Oder warum es ohne Bankfilialen oft nicht geht

Zum Monatsbeginn geht es für viele erst mal zum Bankautomaten, um Geld abzuheben. Aber, was ist, wenn die freundliche Bankfiliale um die Ecke geschlossen hat? Menschen mit Behinderung stoßen bei Bankgeschäften auf viele Barrieren. Warum Filialschließungen und Online-Banking für Menschen mit Behinderung oft problematisch ist, zeigt der gleichnamige Artikel aus der aktuellen Ausgabe des WIR-Magazins.

Für seine Bankgeschäfte geht WIR-Redakteur Martin Küster am liebsten in seine Bankfiliale. Dort kennt ihn der Bankangestellte persönlich und weiß, welche Hilfe er bei seinen Kontoangelegenheiten braucht. Auch WIR-Kollegin Kathrin Schmidt geht zum Geldabheben in ihre Bankfiliale, denn wegen ihrer Sehbehinderung kommt Online-Banking für sie nicht in Frage. ,,Neuerdings muss ich dort aber an einem Terminal den Grund meines Bankbesuches angeben“, erzählt sie. ,,Das ist für mich eine Hürde, weil ich die digitale Anzeigetafel nur schwer lesen kann.“

Herausforderungen bei der Filialnutzung

Vor der Sparkassenfiliale in der Berliner Blissestraße verhindert eine hohe Eingangsstufe, dass Klientinnen und Klienten des Ambulant Betreuten Wohnens der Fürst Donnersmarck-Stiftung (ABW) ohne Hilfe in die Bank gelangen und Geld abheben können. Eine Rampe würde den Treppenzugang zum benachbarten U-Bahnhof Blissestraße versperren, heißt es auf Nachfrage in der Bank. Auch in der Filiale gibt es Herausforderungen, weiß Meral Karakas (ABW), die die Klientinnen und Klienten oft dorthin begleitet. ,,Die Automaten sind zu hoch, die Eingabe der Geheimzahl kann von anderen Wartenden mitverfolgt werden und Überweisungen am Automaten sind auch umständlich, weil wir oft länger brauchen, um die Zahlen einzutippen und den vorher ausgefüllten Überweisungsträger einfach einwerfen geht auch nicht, weil die Klappe für manche einfach zu schwer ist“, zählt sie einige der Schwierigkeiten auf.

Die Alternativen zum Filialbesuch

Als Bankkunde kennt Martin Küster die Anfänge des Online- und Telefonbankings. Aber: ,,Bei den vielen Passwörtern beim Online-Banking muss man aufpassen, dass man nicht versehentlich seinen Kontozugang sperrt“, fasst er seine Skepsis zusammen. ,,Und bei dem Telefonbanking versteht das System meine Anweisung nicht, wenn ich nicht deutlich genug spreche“, erklärt er, warum er auch das Telefonbanking schon vor Jahren aufgegeben hat. ,,Ich würde aber gerne wieder zusätzlich Online-Banking machen“, sagt er und fragt bei der Deutschen Kreditwirtschaft, dem Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken nach, welche Möglichkeiten er inzwischen hat. ,,Die Identifikations- und Authentifizierungsmethoden unterliegen hohen gesetzlichen Anforderungen, die Banken in ihren Kundenprozessen berücksichtigen müssen“, betont die Deutsche Kreditwirtschaft. Aber: ,,Die Anforderungen an die Barrierefreiheit der einzelnen elektronischen Kundenkanäle, also eine kontrastreiche Darstellung, eine verständliche Sprache und eine für die Sprachausgabe optimierte Programmierung, sind bereits umgesetzt.“

Die Zukunft der Barrierefreiheit im Bankwesen

Der Grund für den Abbau von Barrieren beim Online- Banking sind die Vorgaben des Barrierefreiheitsstärkungsgesetzes (BFSG), das Ende Juni 2025 in Kraft tritt. Auch beim Abbau von Barrieren an Geldautomaten gibt es Bewegung. Die Banken tauschen sich mit den Herstellern über die barrierefreie Gestaltung von Selbstbedienungsautomaten aus. Diese müssen ab Juni 2025 die neuen Anforderungen an die Barrierefreiheit erfüllen. Neben den Geldautomaten ist die Bargeldversorgung oft auch an anderen Stellen möglich, zum Beispiel an den Kassen kooperierender Supermärkte. ,,Auch hier empfehlen wir den betroffenen Kundinnen und Kun- den, sich direkt an ihr Kreditinstitut zu wenden, um zu erfahren, welche weiteren konkreten Lösungen für ihre Bedürfnisse angeboten werden“, erklärt uns die Deutsche Kreditwirtschaft.

Laut de.statista.com existierten noch 2011 bundesweit 39.799 Bankfilialen. Bis 2021 sank die Anzahl auf 23.231.

statista.com

Filialrückgang und persönlicher Kontakt

Trotz der genannten Nachteile bevorzugen alle Befragten die Bankfiliale. Doch ihr Fortbestand ist fraglich. 2011 bis 2021 sank die Zahl der Bankfilialen laut Statista.com bundesweit von 39.799 auf 23.231. ,,Die Kreditinstitute sind bestrebt, soweit sie Filialdienstleistungen anbieten, ihren Kundinnen und Kunden weiterhin ein nachfragegerechtes Angebot – auch mit persönlichem Kontakt – zur Verfügung zu stellen“, versichert uns die Deutsche Kreditwirtschaft.

,,Auch nach einer Filialschließung bleibt die bisherige persönliche Betreuung in der Regel erhalten. Darüber hinaus bieten einige Banken mobile Lösungen an, bei denen eine rollende Filiale in Form eines Busses den persönlichen Kundenkontakt in ländlichen Regionen aufrechterhält.“

Ob es Rollstuhlnutzerinnen und Nutzern möglich ist, in die rollende Filiale zum Geldabheben zu kommen? ,,Auch hier bin ich skeptisch, aber das kann ich gerne für die nächste Ausgabe des WIR-Magazins ausprobieren“, sagt Redakteur Martin Küster.