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PArkanlage Hamburg Ohlsdorf mit Stufe

Der weltgrößte Parkfriedhof in Hamburg- Ohlsdorf

Grabstätten berühmter Persönlichkeiten, eine weitläufige Parkanlage mit blühenden Bäumen: Gerade im Frühling lohnt ein Wochenendtrip auf den größten Parkfriedhof der Welt im Hamburger Stadtteil Ohlsdorf. WIR-Redakteurin Heike Oldenburg berichtete in der WIR 1/2024 über den Ausflug der Landesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe behinderter Menschen Bremen e. V. (LAGS) 2023.

Schon auf der Hinfahrt konnte ich einige grundlegende Details zum Friedhof erläutern: Der 1877 eröffnete Friedhof wurde von Wilhelm Cordes und ab 1919 von Armand Linne gestaltet und geleitet. Auf 389 Hektar gibt es über 36.000 Bäume und 11 Teiche mit 140 Tierarten. Es gibt 13 Kapellen, drei Kolumbarien (oberirdische Urnengräber), 2.800 Bänke und 700 Schöpfbrunnen. Mehr als 1,4 Millionen Bestattungen haben bereits stattgefunden, jährlich kommen 4.500 hinzu. Auf der immer größer werdenden Parkfläche (237 Hektar) gibt es so interessante Grabstätten wie die, auf der man sich mit seinem Lieblingstier bestatten lassen kann.

Ich möchte die Menschen glücklicher hinterlassen, als ich sie vorgefunden habe.

Roger Willemsen

Die Lebensmaxime des hier begrabenen Fernsehmoderators Roger Willemsen „Ich möchte die Menschen glücklicher hinterlassen, als ich sie vorgefunden habe“, steht ganz oben auf dem vorbereiteten Handzettel. Dieser Satz passt gut zu meiner Lebenseinstellung.

Wieviele Menschen mit Behinderung sind hier begraben?

Das Wetter wurde immer besser. So konnten wir die Wartebänke vor den drei Trauerhallen gut für meine einleitenden Worte nutzen. Obwohl eine Teilnehmerin ihren Rucksack verloren hatte, kamen wir nach kurzer Zeit gut voran. Zuerst erzählte ich von meiner Leistungskrankheit und dass ich deshalb alles so super genau vorbereitet hätte. Die Auswertung der 1.900 Einträge in der Wikipedia-Liste der hier Bestatteten ergab ca. 350 Personen mit Angaben zur Todesart bzw. zum Leben mit Behinderung. Nach der Häufigkeit der Krankheiten sortiert, kam nach Herz und Krebs bereits an dritter Stelle Selbstmord! Zu jeder Person hatte ich ein Foto in Din A4.

Nachdem eine Teilnehmerin nun „endlich Gräber sehen“ wollte, kürzten wir inhaltlich ab und gingen die ersten 50 Meter bis zu einer geeigneten Bank. Ich erzählte von vier Kriegsbetroffenen und was sie positiv daraus gemacht haben. Der Trabrennsportler Johannes Frömming hatte von 1933 – 1945 Jüd*innen in seinen Gestüten und Rennställen versteckt. Dafür wurde er 1964 in den USA von der Organisation B’nai B’rith (Söhne des Bundes) geehrt. Werner Jochmann war Historiker und Leiter der Forschungsstelle Nationalsozialismus in Hamburg. Sein Zitat „Erinnerung befreit und ist die Grundlage für Versöhnung“ hatte ich als zweites Motto auf das Handout geschrieben.

Kleine Barrieren auf dem Weg zur Dichterecke

Auf dem Weg zur Dichterecke sah es schon von weitem beunruhigend aus, dass Straßen- und Wegesperren den Eingang zum Stillen Weg zu versperren schienen. Links sahen wir den riesigen Feldstein mit der Inschrift von H. Rowohlt, den wir aus irgendwelchen Gründen übersehen hatten! Vor dem Grab des Literaturkritikers Hellmut Karasek spielten wir aus Zeitgründen nur seine 4,5-minütige Rezension „IKEA“ auf YouTube ab (bei YouTube „Karasak IKEA“ eingeben). Den Schauspieler Henry Vahl haben wir auf später verschoben, den Schriftsteller Wolfgang Borchert haben wir übersprungen. Dann waren wir überraschend schnell an „unserer“ Bushaltestelle „Kapelle 8“.

Die LAGS Bremen bei ihrem Ausflug zum Ohlsdorfer Friedhof

Beim Versuch, das wunderschöne Kolumbarium in der Kapelle live zu sehen, stellten wir fest, dass eine Stufe am Eingang den Ort nicht barrierefrei machte. Aus Protest ging keiner von uns hinein. So hatten wir an der Bushaltestelle noch Zeit über Borchert und über Vahl bzw. die reißerische Ausschlachtung seines letzten halben Lebensjahres nach dem Schlaganfall durch die BILD zu sprechen. Der Friedhofsbus 270 brachte uns zurück zum Eingang, die S-Bahn zum Hauptbahnhof. Pünktlich waren wir im Restaurant An AnThai, wo wir für sechs Personen eine WanTan-Suppe bestellt hatten. Die LAGS hat uns die Suppe und ein Getränk bezahlt. Vielen Dank! Wir genossen noch die Abendsonne und stiegen um 18.37 Uhr in den Zug. Unser Hannoveraner verließ uns, um direkt nach Hause zu fahren. Die Rückfahrt verlief perfekt. Zu meiner großen Freude möchte mich die LAGS bei der Herausgabe einer Broschüre.

Weitere Informationen zu dem Parkfriedhof finden Sie hier.