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Layout – damals wie heute

70 Jahre WIR-Magazin – Geschichten aus sieben Jahrzehnten

Das WIR-Magazin der Fürst Donnersmarck-Stiftung feiert 2024 seinen 70. Geburtstag. Für einen Blick zurück auf unzählige Berichte und Artikeln von Menschen mit Behinderung aus verschiedenen Jahrzehnten hat die WIR-Redaktion exemplarisch ein paar ausgewählt. Mit welchen grafischen Schwierigkeiten hatte eine Redaktion im Jahr 1955 zu kämpfen und wie blickt die Medien-Agentur bleifrei, die das Magazin mittlerweile seit 30 Jahren liebevoll gestaltet, heute darauf? Jeden Monat veröffentlichen wir hier eine Geschichte aus dem Archiv des Magazins und kommentieren diese aus heutiger Sicht.

Innenansichten – aus dem Nähkästchen geplaudert

aus WIR 4/1955

Liebe WIR-Redaktion aus dem Jahr 1955,

Das Auge isst mit. Wir kennen es: Das Aussehen einer Speise beeinflusst mit, ob wir Lust darauf haben oder wie es uns schmeckt. Wir wissen intuitiv, dass es einen Unterschied macht, wie etwas aussieht. Bei den Mahlzeiten, in der Kleider-Mode oder eben beim Lesen eines WIR-Magazins; dort geht es um Anmutung und Kommunikationsdesign.

Schon in der ersten WIR Ausgabe schreiben unsere Vorgängerinnen: ,,Über die graphische Gestaltung. Das ist eine Technik für sich.“ Dem kann ich im 70. Jahr des Bestehens der Zeitschrift immer noch reinen Herzens zustimmen.

Allein schon das besondere Vokabular, die Fachsprache z.B. im Schriftsatz kann auf Laien mysteriös wirken. Da ist, wie im Krimi, von „Durchschuss“ die Rede (Abstand der Zeilen), welcher sich auf die Lesefreundlichkeit auswirkt, dem „Hurenkind“ (alleinstehende letzte Zeile eines Absatzes, oben auf einer Seite), welche den Leserrhythmus stören und deshalb möglichst zu vermeiden sind.

Ein gutes Layout macht neugierig, weckt die Aufmerksamkeit, leitet die Orientierung auf den Seiten und fördert möglichst das Verständnis.

Jürgen Brauweiler

Die grafische Gestaltung z. B. des WIR-Magazins insgesamt wird Layout genannt. Das gilt es anhand des Inhalts, der Texte und Bilder umzusetzen. Ein gutes Layout macht neugierig, weckt die Aufmerksamkeit, leitet die Orientierung auf den Seiten und fördert möglichst das Verständnis. Nun besteht ein Layout aus verschiedenen charakteristischen Elementen, die zielführend miteinander kombiniert werden.

Jürgen Brauweiler (rechts) und Andreas Hamann von der Medienagentur bleifrei gestalten das WIR-Magazin seit den 1990er Jahren

Dazu gehören unter anderem:

  • Text: Der sollte gut und hierarchisch strukturiert sein, um Lesbarkeit zu gewährleisten. Überschriften, Zwischenüberschriften und Absätze helfen dabei zu gliedern und wichtige Informationen hervorzuheben.
  • Bilder: Visuelle Elemente wie Bilder, Illustrationen oder Grafiken können den Text ergänzen und komplexe Informationen veranschaulichen. Sie lockern das Layout auf und machen es interessanter.
  • Farben: Die Auswahl der Farben spielt eine wichtige Rolle, um die Stimmung des Textes zu unterstützen und die Aufmerksamkeit auf bestimmte Elemente zu lenken. Eine ausgewogene Farbgestaltung erleichtert die visuelle Kommunikation. Unsere WIR verwendet z.B. vornehmlich sogenannte ,,warme Farben.“
  • Typografie: Die passende Wahl der Schriftarten und Schriftgrößen macht den Text leichter lesbar und gestaltet gleichzeitig das Gesamtbild mit.
  • Weißraum: Leerer Raum zwischen den Elementen, ist genauso wichtig wie die Elemente selbst. Er schafft eine klare Struktur und ermöglicht es den Lesern, den Inhalt besser zu erfassen. Oft ist dieser Raum zwischen Textautorinnen und Grafikern heiß umkämpft. Bei der WIR-Produktion haben wir aber dank der fruchtbar- harmonischen Zusammenarbeit in der Redaktion damit großes Glück.
  • Aufbau: Der Satzspiegel, die Spaltenanzahl, die Beschaffenheit und der Verlauf des Textkorpus, die Platzierung und die Größenverhältnisse der Bilder untereinander und zum Text, und vieles mehr.
  • Am Ende zählen aber neben dem Aussehen natürlich vor allem die Inhalte, die Texte und Bilder! Deswegen möchte ich mich auch zum Abschluss wieder den Layouterinnen von 1955 anschließen, die schreiben: ,,Was da alles drin ist. Eigentlich etwas für das ganze Leben.“

Jürgen Brauweiler, Agentur bleifrei

Weitere kommentierte Artikel aus sieben Jahrzehnten befinden sich in der Sonderbeilage zum Jubiläum.