
Aktive Erinnerungskultur: #HistoryMonth in der Villa Donnersmarck
Im September 2020 drehte sich alles in der Villa Donnersmarck um die Vergangenheit. Im Rahmen mehrerer Veranstaltungen erinnerten wir an die Geschichte von Menschen mit Behinderung. Außerdem sprachen wir mit Gästen des Hauses über ihre Erlebnisse mit der Stiftung. Auf mittendrin geben wir einen kleinen Rückblick über die Aktionen des letzten Monats.
Inklusive Erinnerungskultur ist der FDST ein wichtiges Anliegen
Die Fürst Donnersmarck-Stiftung hat sich immer wieder für eine aktive und inklusive Erinnerungskultur eingesetzt. Dies führte zu unterschiedlichen Veranstaltungen in den letzten Jahren. Besonders eindrückliche Beispiele dafür sind die Podiumsdiskussion zur Barrierefreiheit des Holocaust-Mahnmals in Berlin-Mitte im Jahr 2002 oder das große Jubiläumsjahr anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Fürst Donnersmarck-Stiftung. Die Stiftung hat darüber hinaus ihre Geschichte wissenschaftlich aufgearbeitet und kostenfrei ins Netz gestellt. Das Archiv der Fürst Donnersmarck-Stiftung beteiligt sich außerdem immer wieder an archivarischen Diskussionen rund um das Thema Barrierefreiheit und Inklusion.
Der Anlass des #HistoryMonth 2020 – 111 Jahre Biesalski-Schule
Der Anlass für den #HistoryMonth 2020 war eine Ausstellung. Die Biesalski-Schule in Berlin hat im Jahr 2018 eine Ausstellung zum Thema „111 Jahre Bieslalski-Schule – 111 Jahre Beschulung von Kindern mit Körperbehinderungen“ produziert. Konrad Biesalski war Orthopäde. Er gilt als einer der Begründer des deutschen Rehabilitationswesens sowie der Sonderpädagogik. Aufgrund seiner teilweise auch behinderungsfeindlichen Einstellungen wird er heute von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auch kritisiert.
Die Ausstellung der Schule wurde nun September in der Villa Donnersmarck ausgestellt. Sie verwandelte das Haus für kurze Zeit in ein kleines Museum. Das Besondere an ihr ist, dass die Schülerinnen und Schüler selbst die Ausstellung gestaltet haben. Auf diese Weise hatten sie selbst die Möglichkeit, sich aktiv in die Geschichtsschreibung über Menschen mit Behinderung einzubringen.
Die Schülerinnen sowie Schüler eröffneten die Ausstellung am 28. August selbstverständlich selbst. Vom 1. bis zum 30. September 2020 war sie anschließend in der Villa Donnersmarck zu sehen.
Am 10. September 2020 besuchte uns außerdem eine weitere Klasse der Biesalski-Schule. Sie Schülerinnen und Schüler sahen sich bei uns die Tafeln anzusehen.
Die Ausstellung ist mobil und kann dementsprechend bei Interesse auch an anderen Orten gezeigt werden.
4. September 2020 – Gedenktag für die Opfer der NS-„Euthanasie“
Am 4. September fand am „Gedenk- und Informationsort für die Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Morde“ in der Tiergartenstraße 4 eine Kranzniederlegung für die Opfer der NS-„Euthanasie“ statt. In der Tiergartenstraße 4 wurde die systematische Ermordung von über 200 000 Menschen mit Behinderung (die „Aktion T4“) geplant und organisiert. Darüber hinaus wurden 400 000 Menschen zwangssterilisiert.
Aufgrund der Corona-Pandemie fand die Veranstaltung in einem kleineren Rahmen als üblich statt. Auf der Webseite nichtvergessen-gedenktag2020.de sind ein Video der Gedenkveranstaltung und zudem weitere virtuelle Aktionen wie eine Podiumsdiskussion oder eine Plakataktion zu finden.
„Vergessen und Vorbei?“ Menschen mit Behinderung im Nationalsozialismus – warum wir eine aktive Erinnerungskultur brauchen
Am 9. September veranstaltete die Fürst Donnersmarck-Stiftung in Kooperation mit der Berliner Landeszentrale für politische Bildung schließlich die Podiumsdiskussion „Vergessen und Vorbei?“ Menschen mit Behinderung im Nationalsozialismus. Es diskutierten:
- Petra Pau, Vizepräsidentin des deutschen Bundestages
- Stana Schenck, Projektleiterin „andersartig gedenken on stage“
- Thomas Künneke, Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben in Deutschland e. V. – ISL
- Moderation: Dr. Sebastian Weinert, Fürst Donnersmarck-Stiftung
Einen Mitschnitt der kompletten Podiumsdiskussion findet man auf dem Youtube-Kanal der Landeszentrale für politische Bildung:
Für die Fürst Donnersmarck-Stiftung hat Klaus Fechner von reichweiten.net einen Hörbericht der Veranstaltung produziert.
Gemeinsam in Erinnerungen schwelgen
Neben der einen „großen“ Geschichte gibt es jedoch auch ganz viele kleine Geschichten. Viele Gäste kommen schon seit vielen Jahren zu uns. Deswegen haben wir sie eingeladen, mit uns zu reden. Wie war der Alltag in der Villa Donnersmarck? Wie hat er sich im Laufe der Zeit verändert? An was erinnern sich unsere Gäste besonders gerne zurück? Diese und viele anderen Fragen hat Archivar Dominik Erdmann am 21. September im Rahmen eines kleinen „Erzählcafés“ gestellt.
Das Ergebnis war ein schöner Nachmittag, viele erzählenswerte Geschichten und neues Material für das Historische Archiv der Fürst Donnersmarck-Stiftung.
Das war unser #HistoryMonth 2020. Es ein wichtiger Monat zu wichtigen Themen. Es wird sicherlich nicht die letzte Veranstaltung der Fürst Donnersmarck-Stiftung zu Erinnerungskultur und zur Geschichte von Menschen mit Behinderung bleiben.