Drei Fragen an Silja Korn
Diese Woche präsentieren wir euch unsere drei Fragen an Silja Korn. Die Berlinerin ist Deutschlands erste blinde Erzieherin mit staatlicher Anerkennung und künstlerischer Hansdampf in allen Gassen: Malerei, Theater, Fotografie und vieles mehr gehören zu ihren Leidenschaften.
Was gehört für Sie zu einem guten Leben?
Zu einem guten Leben gehört für mich: In erster Linie meine Gesundheit. Um gesund zu bleiben, gehört auch unbedingt dazu, dass ich so leben kann, wie ich es mir vorstelle. Dass ich genauso wie andere zur Schule gehen, eine Berufsausbildung nach meiner Wahl machen und einer Arbeit nachgehen kann, die mich erfüllt. Dass ich eine Familie gründen darf, so wie jeder andere auch. Dass ich wohnen und leben kann, nach meinen Vorstellungen. Dass ich meine Aktivitäten wie Malen, Fotografieren, Theater und Tanz, ohne vorher viele Hürden zu überwinden, einfach ausüben kann. Dass ich überall hin kann, wo ich hin möchte z. B. reisen, einkaufen, spazieren gehen, ins Museum, Theater, Kino, Ausstellungen und Konzerte barrierefrei (!) besuchen kann. Dazu gehört auch, dass ich mich ohne Probleme im Internet auf allen Seiten informieren kann, ohne vorher erst dieses Programm oder jene App herunterladen zu müssen, die es mir ermöglicht, frei und entspannt z. B. auf einer Seite die Filme anschauen zu können, die mich interessieren.
Dass ich genauso selbstbestimmt all das ausüben und ausprobieren kann, was ich machen möchte, ohne Wenn und Aber. Genauso gehört es dazu, dass ich mich an allem beteiligen kann, woran und wofür ich mich einsetzen mag. Dass ich so angenommen werde wie ich bin. Dass ich meine Grenzen selbst erfahren darf und sie auch ggf. selbst überwinde, falls diese oder jene für mich auftreten sollten. Die Steine, die sich mir in den Weg legen, möchte ich selbst aus dem Weg nehmen. Brauche ich Hilfe dafür, dann möchte ich den Zeitpunkt, wann ich diese benötige, selbst bestimmen.
Wie sieht Glück für Sie aus?
Für mich bedeutet Glück eine Mischung aus positiven Zusammenfügungen und etwas, was sich jeder ein Stück weiter erarbeiten kann. Glück ist eine freudige Begebenheit. Das beeinflusst mein Leben positiv. Ich bin der Ansicht, dass einem das Glück nicht einfach zufliegt. Jeder selbst ist seines Glückes Schmied. Das heißt: Jeder sollte auch etwas am persönlichen Glück arbeiten und nicht hoffen, es fliege ihm alles einfach so mal zu. Das, was ich selbst dazu beigesteuert habe, macht mich froh und infolge dessen glücklich. Ferner macht mich glücklich, wenn ich die warme Sonne, eine leichte Brise Wind auf meiner Haut spüre. Wenn ich mit meiner Familie zusammen bin. Wenn ich ein Buch in Braille lese und der Inhalt des Buches mich in seinen Bann zieht. Oder ich treffe mich mit Freundinnen zum Spazierengehen und wir haben dabei angeregte Gespräche. Oder ich besuche Ausstellungen und mir gelingt ein wunderbares, gemaltes oder fotografisches Werk. Bin ich glücklich, bin ich motiviert. Ich habe den Drang, neue Sachen auszuprobieren und Unternehmungen zu tätigen. Es ist viel mehr Energie vorhanden, was mich wiederum noch mehr animiert, über meinen Schatten zu springen und über meinen Tellerrand zu schauen. Ich liebe mein Leben in vollem Maße. Es ist gut so wie es ist!
Mein Motto:
„Der Weg zum Glück ist der gegenseitige Respekt.“
Vielfalt bedeutet für mich?
Eine Akzeptanz für jeden in seinem „Dasein“ zu haben. Verschiedenartigkeiten, die gleichwertig nebeneinander existieren können. Ob mit Behinderung, alt, jung langsam, schnell, welche Haut-, Haarfarbe und Besinnung sie/er hat, klein, groß, Frau, Mann, Kind usw. Jeder kann und darf so sein, wie er/sie ist. Jeder wird gleichermaßen wertgeschätzt und ist gleichermaßen wertvoll. Toleranz und Empathie aufzubringen, auch wenn es manchmal nicht so einfach und leicht erscheint. Jeder hat das Recht, sich gut zu fühlen, fröhlich Spaß zu haben und glücklich zu sein. Das machen zu können, was ihm/ihr gefällt. So zu leben, wie sie/er das mag. Selbst bestimmen zu können, was für sie/ihn ein gutes, glückliches und vielfältiges Leben bedeutet. Zusammengefasst ist es ein Spektrum von sehr vielem; z. B. Diversifikation, Mannigfaltigkeit, Vielgestaltigkeit, Diversität. Bunt ist herrlich, spritzig! Gemeinsam sind wir stark! Gehen wir’s an!
Wer ist Silja Korn?
Die 1966 geborene Berlinerin ist Deutschlands erste blinde Erzieherin mit staatlicher Anerkennung. Sie arbeitet seit 1989 im Bereich der Kindertagesstätten und hat eine Weiterbildung zur Spracherzieherin gemacht. Über Ihre Arbeit als blinde Erzieherin haben wir bereits geschrieben, genauso wie über ihren Kita-Alltag währen der Corona-Pandemie.
Darüber hinaus ist Silja Korn ein sprudelnder Quell künstlerischer Inspiration. Das äußert sich vor allem durch ihre Leidenschaft zur Malerei. Sie selbst schreibt, dass sie – ihrer Erblindung im Alter von 12 Jahren zum Trotz – „die Vorstellung zu den Farben nie ganz verloren“ hat. Ihre Werke stellt die Berlinerin regelmäßig aus und über die Malerei hinaus engagiert sie sich in Theatergruppen, fotografiert und tanzt. Mehr Informationen über Silja Korn gibt es auf ihrer Website.
Drei Fragen
Das waren unsere „Drei Fragen an Silja Korn“. Wenn ihr jetzt Lust bekommen habt, weitere Antworten zu Vielfalt, Glück und einem guten Leben zu lesen, dann werft doch einen Blick auf unsere Drei Fragen an…. Alle zwei Wochen beantwortet eine andere Person dieselben drei Fragen.
Ihr habt auch Vorschläge, wem wir unsere drei Fragen stellen könnten oder wollt selbst mitmachen? Dann schreibt uns eine E-Mail.