Was ist eigentlich BFBTS?
Wer sich etwas länger mit der Behindertenhilfe beschäftigt, stößt früher oder später auf das Kürzel „BFBTS“. Doch welches Angebot versteckt sich hinter diesem Akronym, das früher auch schon mal „TSM“ oder „ABFBT“ hieß, um die Verwirrung vollständig zu machen? Wir gehen diesem Rätsel auf den Grund.
Beschäftigungs- und Förderbereich Tagesstruktur
„BFBTS heißt Beschäftigungs- und Förderbereich Tagesstruktur“, erklärt Daniela Klähn, die im P.A.N. Zentrum der Fürst Donnersmarck-Stiftung in Frohnau den Bereich leitet. Gemeinsam mit ihren Mitarbeitenden Klara Gaebler, Veit Schneider und Elke Hanisch gestaltet sie für insgesamt 12 Klientinnen und Klienten den Förderbereich.
„Der BFBTS richtet sich an Menschen, die aufgrund ihres Alters oder der Schwere ihrer Einschränkung nicht auf dem ersten Arbeitsmarkt oder in einer Werkstatt arbeiten können. Grundsätzlich können aber alle Menschen mit einem Anspruch auf Eingliederungshilfe das Angebot besuchen.“ Ziel des Beschäftigungs- und Förderbereichs Tagesstruktur ist die Förderung der Teilhabe von Menschen mit Behinderung. Das erfolgt in erster Linie durch das Angebot eines festen Tagesablaufes. Aber auch die kulturelle und soziale Teilhabe kommt nicht zu kurz und wird durch regelmäßige Ausflüge umgesetzt.
Wie geht BFBTS?
„In unserer Arbeit orientieren wir uns am Zwei-Milieu-Prinzip“, beschreibt Klara Gaebler den Ansatz des BFBTS. „Das bedeutet, dass es eine klare, auch räumliche Trennung zwischen dem Wohn- und Lebensraum der Klientinnen und Klienten sowie der Tagesstrukturmaßnahme geben soll.“ Auf diese Weise kommt das Angebot einem möglichst „normalen“ Alltag am nächsten. Denn üblicherweise verlässt man ja – außerhalb von pandemiebedingten Home-Office-Phasen – die eigene Wohnung, um zur Arbeit zu gehen. Deswegen hat der Beschäftigungs- und Förderbereich auch nur von Montag bis Freitag geöffnet. Am Wochenende ist schließlich auch für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Regel frei.
„Wenn die Klientinnen und Klienten morgens bei uns ankommen, schenken wir Tee oder Kaffee aus und lesen gemeinsam die Zeitung. Einer unserer Teilnehmer holt morgens die Zeitung und wählt Artikel aus, die vorgelesen werden“, berichtet Veit Schneider aus dem Alltag. Es folgen vertraute Rituale wie die Essensplanung und das Ablesen des Datums. „Bei der Gestaltung des Tagesablaufes richten wir uns nach dem situativen Ansatz“, sagt Daniela Klähn.
Das bedeutet, dass die Interessen der Klientinnen und Klienten situativ aufgegriffen werden und sich somit Aktionen meist spontan ergeben. Allerdings sei das nicht immer ganz einfach. „Vielen fällt es nicht leicht, die eigenen Wünsche ganz konkret zu benennen. Wir machen deswegen immer wieder auch Angebote und versuchen, mit neuen Ideen den Alltag abwechslungsreich zu gestalten.“ Das ist oftmals eine Herausforderung, wie Veit Schneider berichtet: „Es ist ja viel einfacher, immer wieder dieselben Angebote zu machen. Sich immer wieder etwas Neues auszudenken, immer wieder neue Ideen anzubieten, ist auch eine sehr kreative Aufgabe. Aber es ist auch immer wieder ein schönes Erfolgserlebnis, wenn uns das dann gelingt.“ Die gute Chemie zwischen den Vieren hilft ihnen, diese Aufgabe zu erfüllen.
Ziel des BFBTS: Teilhabe und Kompetenzförderung
„Wer glaubt, BFBTS bedeutet, mit den Klientinnen und Klienten ab und zu ein bisschen Karten zu spielen, hat das Angebot nicht verstanden“, fasst Veit Schneider treffend zusammen. Ziel aller Maßnahmen ist neben der gesellschaftlichen Teilhabe der betroffenen Menschen mit Behinderung immer auch ihre pädagogische Förderung. Der BFBTS zielt auf den Erhalt und die Förderung lebenspraktischer Fähigkeiten und Fertigkeiten. Das umfasst beispielsweise die Kommunikationsfähigkeit und soziale Kompetenzen, aber auch Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit bis hin zum Gedächtnistraining oder der Kreativität. Mithilfe von Spielen werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer immer wieder dazu gebracht, in den Austausch untereinander zu gehen. Darüber hinaus legt das Angebot einen Fokus auf die Konzentrationsfähigkeit. Daher reicht das Portfolio an Spielen von einfachen Würfel- oder Kartenspielen bis hin zu komplexeren Gesellschaftsspielen.
Um diese pädagogische Arbeit und die Fortschritte der Klientinnen und Klienten zu dokumentieren zu können, arbeitet das Team um Daniela Klähn mit einem vom Senat vorgegebenen Informationsbogen.
Gute Ausstattung als Grundlage
Damit diese wichtigen Ziele auch erreicht werden können, braucht es eine gute Ausstattung. Diese sind im Beschäftigungs- und Förderbereich Tagesstruktur vorhanden, auch wenn die Raumsituation nicht für jeden Einsatzzweck optimal ist. Dennoch: Die barrierefreien Räume des BFBTS bieten einen direkten Zugang zum Gelände des P.A.N. Zentrums und den Berliner Forst; eine Faltwand eröffnet die Chance, den Gruppenraum flexibel zu trennen und ein Snoezelen-Raum gehört ebenfalls zur Grundausstattung.
Besonders wichtig ist dem Team aber, dass es über ein eigenes Budget verfügen und Materialien, Spiele oder andere Dinge für ihre tägliche Arbeit selbst kaufen kann. „Neben der ressourcenorientierten Förderung ist für uns auch ein atmosphärischer Aspekt wichtig. Diesen unterstützen wir mithilfe von Getränken und Süßigkeiten oder anderen Zwischenmahlzeiten“, berichtet Klara Gaebler. „Sinne werden somit angeregt und das Genussempfinden erhalten. Die kurzen Pausen helfen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern außerdem, konzentrierter in das nächste Angebot zu gehen.“
Herausforderungen des BFBTS
Die Zugehörigkeit des Angebotes zum P.A.N. Zentrum ist dabei Fluch und Segen zugleich. Einerseits führt dies zu dem schon erwähnten Budget und gibt die Möglichkeit, von der Infrastruktur des Hauses zu profitieren. Andererseits ist der Bereich mit 12 Klientinnen und Klienten relativ klein. „Andere Angebote haben an die 100 Plätze“, berichtet Daniela Klähn. „Das ist immer dann wichtig, wenn Personen mit besonderen Bedarfen das Angebot nutzen wollen“, erklärt Veit Schneider. „Wir hätten derzeit beispielsweise nicht die Möglichkeit, eine sehbehinderte Person aufzunehmen, da ihre zusätzlichen Bedarfe von uns nicht abgedeckt werden könnten und die Gruppe dadurch zu sehr eingeschränkt werden würde.“
Eine weitere Herausforderung ist es, potentielle Klientinnen und Klienten auf das Angebot aufmerksam zu machen. „Im BFBTS betreuen wir acht Klientinnen und Klienten, die dauerhaft im P.A.N. Zentrum leben“, sagt Daniela Klähn. „Vier Plätze sind für externe Personen gedacht. Da wir aber dem Haus hier zugeordnet werden, kommen potentielle Klientinnen und Klienten selten auf die Idee, bei uns anzufragen.“ Die Belegung erfolgte daher oft über individuelle Kontakte oder Mund-zu-Mund-Propaganda.
Eine Zukunft in Bewegung
Im Moment schmieden die Vier intensive Pläne zur Erweiterung ihres Angebotes in der Zukunft. Daniela Klähn, die schon seit über 20 Jahren für den BFBTS aktiv ist, fasst die Vision so zusammen: „Wir haben hier eine besondere Expertise für Menschen mit neurologischen Einschränkungen. Die würden wir gerne auch anderen Betroffenen zur Verfügung stellen, bräuchten dafür aber auch mehr Platz.“ Der Wille zur Veränderung ist da – inwiefern er sich realisieren lässt, ist aktuell noch nicht abzusehen.
Doch wie auch immer sich diese Visionen entwickeln werden: Mit Daniela Klähn, Klara Gaebler, Veit Schneider und Elke Hanisch arbeiten vier hoch engagierte und kreative Menschen im Beschäftigungs- und Förderbereich Tagesstruktur, die sich auch für die aktuell 12 Klientinnen und Klienten immer etwas einfallen lassen – damit es auf gar keinen Fall langweilig oder eintönig wird.
Weitere Informationen zum BFBTS findet man auch auf der Webseite des Angebotes.