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Politik im Ehrenamt inklusiv gestalten

Ein Kommunalpolitiker mit Behinderung: Sittin’ Bull, aka Dennis Sonne, ist dem WIR-Magazin kein Unbekannter. 2016 stellten wir den quirligen Rap-Musiker bereits vor. Seit ein paar Jahren nun sitzt Dennis Sonne für Bündnis 90/Die Grünen im Stadtrat von Lüdinghausen in Nordrhein-Westfalen. Unser Gespräch mit ihm zum Thema „Politik im Ehrenamt“.

Kommunale Ebene: Politik als Ehrenamt

Dennis Sonne ist mit einem guten zweiten Listenplatz erneut in den Stadtrat von Lüdinghausen, einer 25.000 Einwohner starken Kleinstadt im Münsterland, gewählt worden. „Als Musiker habe ich mir meine Gedanken von der Seele geschrieben, Probleme, die ich verändern möchte“, erzählt
er. „Dann habe ich mich gefragt, wie ändere ich diese Dinge, schaffe ich das als Person alleine oder sollte ich lieber ehrenamtlich politisch aktiv werden.“ Der 37-Jährige fand bei Bündnis 90/Die Grünen die Antwort auf diese Fragen – einer Partei, die ähnliche Ziele verfolgt wie er. „Im Vergleich
zu anderen Parteien haben sich die Grünen am meisten für Inklusion und Barrierefreiheit eingesetzt“, erklärt er, „da habe ich mich gleich heimisch gefühlt.“ Ein wenig haben ihn wohl seine Eltern geprägt, die in den 1990er Jahren auch bei den Grünen aktiv waren.

In Lüdinghausen stellt die CDU den Bürgermeister. Die Grünen sind die zweitstärkste Fraktion. „Wir sind hier die größte Opposition. Wir machen den Gegenwind.“ Für sein Herzensthema Inklusion mischt Dennis Sonne gleich in mehreren Ausschüssen mit: Bau, Klima, Gesellschaft und Soziales,
Jugend und Kultur.

Ob mit Rollstuhl oder mit Stöckelschuhen

Für mehr Barrierefreiheit gibt es in Lüdinghausen viel zu tun, denn die mittelalterliche Stadt mit ihrer Renaissanceburg besitzt viel Kopfsteinpflaster. Dennis Sonne hat hier eine Reihe von Anträgen auf den Weg gebracht. So ist das denkmalgeschützte Pflaster teilweise am Marktplatz und auch in der Burg abgeschliffen. „Hier kann man jetzt mit Rollstuhl, Rollator, Kinderwagen und mit Stöckelschuhen gut die Burg erreichen“, zählt er auf. Stöckelschuhe auf einer Burg? Dennis Sonne lacht: „Die Burg ist für Hochzeiten sehr beliebt, da bietet Barrierefreiheit auch den Brautpaaren mehr Qualität.“

Wie Inklusion bei der Planung gleich mitgedacht werden kann, zeigt eine weitere Idee. „Unser Skatepark ist kaputt, jetzt wollen wir dort einen inklusiven Rollsportpark für Skater, Scooter, aber auch Rollstühle bauen“, schildert er. Auch das scheint zu klappen, denn die Mittel für den Neubau
sind im Haushaltsplan von Lüdinghausen eingestellt. Dennis Sonne hofft, dass dem Plan im Frühjahr auch die zuständigen Ausschüsse zustimmen.

Menschen mit Behinderung gehören in die Mitte der Gesellschaft.

Mit seiner Begeisterung für Politik versucht Dennis Sonne, auch andere Menschen mit Behinderung für seine Sache zu gewinnen. Die Idee: Ein Inklusionsbeirat, der bei den wichtigen Beschlüssen gleich in der Planung mit beteiligt ist. „Es ist total wichtig, dass sich Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen politisch engagieren und zeigen, hier sind wir.“ Dennoch: Politik muss Menschen mit Behinderung für ihre Sache auch anwerben. Da ist sich Dennis Sonne sicher: „Politik muss da ein wenig offener werden und auf die Leute zugehen. Die Leute möchten auch mehr an den Prozessen beteiligt werden.“

Noch schafft es Dennis Sonne, Politik im Ehrenamt zu gestalten. Wie sieht es mit Ambitionen für den Düsseldorfer Landtag aus? „Ich bin hauptberuflich Finanzbeamter und kenne den Unterschied zwischen Hobby und Beruf gut“, lacht er. „Grundsätzlich bin ich für alles offen. Aber momentan bin ich da glücklich, wo ich bin.“

Was Dennis Sonne noch über seine Arbeit im Stadtrat erzählt, ist hier in einem Audiointerview zu hören:

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Mehr Informationen über Dennis Sonne bzw. Sittin‘ Bull gibt es auf seiner Website www.sittin-bull.de

Dieser Text ist zuerst im Wir-Magazin 1/2021 erschienen.