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Das pure Leben: Pitanga Yoga in Berlin

Daniela von Langen aus Berlin lehrt Pitanga Yoga. Ihre eigens entwickelte Form des Yoga richtet sich gezielt an Schädelhirntrauma- und Schlaganfall-Betroffene. Die 52-jährige erfuhr selbst ein Schädelhirntrauma. In Pandemiezeiten finden ihre Yoga-Kurse als Einzelunterricht über Whatsapp statt. Wir haben mit ihr über ihre Arbeit gesprochen und warum Lebensfreude so wichtig ist. 

Was ist Pitanga Yoga? 

Liebe Daniela, die Yoga-Form, die du anbietest, heißt Pitanga Yoga. Du hast diesen Stil selbst entwickelt. Erklär doch bitte einmal: Was ist Pitanga Yoga? 

Pitanga Yoga bedeutet: Die Süße des Lebens einladen. Die Pitanga ist eine Frucht, die auf La Gomera wächst. Ich bin einmal mitten in einer Fastenkur nach La Gomera geflogen. 16 Stunden war ich unterwegs in Flugzeug, Bus und Taxi. Erst vier Tage später – am 14. Fastentag – habe ich das Fasten gebrochen. Und das erste, was ich gegessen habe, war die Pitanga. Diese leckere Frucht zu essen, war einfach wunderbar. Und darum geht es im Pitanga Yoga: Sich über die süßen Früchte des Lebens zu freuen.

Eine Hand auf der drei Pitangafrüchte liegen.
Die Pitanga, auch Surinamkirsche oder Kirschmyrte genannt, ist Namensgeberin.

Beim Thema Schädelhirntrauma geht es auch oft ums Kämpfen. Zum Beispiel „sich zurück ins Leben kämpfen“. Aber das Kämpfen bedeutet auch, dass man sich verteidigen muss. So eine Verteidigungshaltung kann viel Anspannung erzeugen. Yoga bedeutet die Annahme des Moments. Es geht darum, dass die Menschen ihren Zustand annehmen und sich und ihrem Weg vertrauen. Dann kann die Kraft auch einfach von innen heraus entstehen. Pitanga Yoga vermittelt Lebensfreude. Das ist der zentrale Aspekt meiner Arbeit.  

Yoga besteht aus fünf Pfeilern – positives Denken und Meditation, Atmen, Entspannen, Körper-Übungen und Ernährung. Die Menschen sind verschieden. Manche Menschen können nicht atmen vor Stress, andere empfinden alles als negativ und andere haben Probleme mit dem Körper. Oft gibt es Überschneidungen der Bereiche. Niemand ist perfekt und darum geht es auch nicht. Ich schaue mit meinen Teilnehmerinnen und Teilnehmern zusammen, wo wir mehr von der Lebensfreude einladen können. Da schaue ich genau hin und gehe individuell auf die einzelnen Menschen ein.

Erzähl doch bitte noch etwas zu deinem Hintergrund. 

Seit fast 20 Jahren bin ich Yoga-Lehrerin. Angefangen habe ich 2002 mit Kinderyoga. Mitten in meine Hatha-Yoga-Ausbildung 2011 hatte ich einen Verkehrsunfall, der zu meinem Schädelhirntrauma geführt hat. Die Prüfung habe ich dennoch ein Jahr später gemacht. Ich habe sie mündlich abgelegt, da ich wegen der Hemiparese nicht schreiben konnte. Danach habe ich eine Yoga-Therapie-Ausbildung gemacht, sowie Seminare zu Yoga mit besonderen Beschwerden und psychotherapeutisches Yoga. 

Seit acht Jahren gebe ich neben meinen Kursen für Kinder auch Yogaunterricht für Schwangere sowie Anfängerinnen und Anfänger. Die werden als Präventionskurse von den Krankenkassen übernommen. Und seit mittlerweile sechs Jahren gebe ich Yogakurse für Schädelhirntrauma- und Schlaganfallpatientinnen und -patienten. 

Daniela von Langen macht auf einem Steg eine Yogaübung. Neben ihr steht ein kleiner schwarzer Hund.
Daniela von Langen beim Ptanga Yoga mit tierischer Begleitung. (Foto: privat)

Wie läuft so ein Yoga-Kurs bei dir ab?  

Jeder Schlaganfall und jedes Schädelhirntrauma ist anders. Deswegen schaue ich ganz individuell hin.  Der eine kann den Arm nicht heben, die andere hat am Kopf ein Problem. Ich unterstütze dann genau da, wo das Problem liegt.

Als erstes kläre ich mit den Menschen, was sie suchen und was sie vom Yoga brauchen. Als zweites arbeite ich einen individuellen Plan aus. Das 20-minütige Vorgespräch ist inklusive. Danach gibt es sechs Einzelstunden. Der Preis richtet sich nach dem Einkommen. Wann die Stunden stattfinden, klären wir gemeinsam. Ob das zweimal die Woche oder einmal im Monat ist – das kommt immer auf die einzelne Person an. Eine Yogastunde dauert 60 Minuten. Sie besteht aus Übungen, Meditation und Gesang. Das ist aber flexibel. 

In Pandemiezeiten biete ich das online an. Die Voraussetzung ist, dass man ein Handy bedienen kann. Ich mache das über Whatsapp, weil das für viele einfacher ist als Zoom am Computer. Für das Pitanga Yoga Online braucht man also eine Yogamatte, ein Handy und einen Handyständer.

Was erträumst du dir für die Zukunft? 

Mein Traum wäre es, Förderungen im Rahmen von Inklusionsprogrammen zu erhalten und ein inklusives Yoga-Retreat auf La Gomera zu organisieren. Dort können dann Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam wandern, Yoga machen und meditieren. 

Gibt es noch freie Kurse und wie kann man dich erreichen? 

Ja, es gibt derzeit freie Kurse. Alle Infos in Kurzform findet ihr auch online in einem Beitrag der Zeitschrift „not“.  Ich freue mich über neue Teilnehmer*innen. Wer Interesse hat, kann mich gerne anrufen, oder mir schreiben. Die Telefonnumer ist: 0176 / 48 77 69 38.  

Herzlichen Dank für das Gespräch. 

Titelfoto: Privat