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Die Pflegedienstleitung sitzt an einem Tisch. Von links nach rechts sitzen Andreas Seitz, Kathleen Beyer und Anett Leonhardt

#ad20: Verantwortung, Kontrolle und Vertrauen. Die Pflegedienstleitung des Ambulanten Dienstes

Ambulante Pflegeeinrichtungen, so steht es im Gesetz, unterstützen pflegebedürftige Menschen in ihrer eigenen Wohnung unter der ständigen „Verantwortung einer ausgebildeten Pflegefachkraft“ – der Pflegedienstleitung oder PDL. Doch was ist eigentlich eine PDL? Wie sieht ihr Alltag aus? Zum 20-jährigen Jubiläum des Ambulanten Dienstes fragen wir nach.

„Die Pflegedienstleitung stellt die professionelle pflegerische Versorgung der Klientinnen und Klienten sicher. Das umfasst alle Tätigkeiten beginnend mit der Akquise und dem Vertragsabschluss über das Schreiben der Dienstpläne bis hin zur Einsatzplanung unter wirtschaftlichen Aspekten. Oder um es in der Sprache des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen zu sagen: Sie ist für die Struktur, den Prozess und die Ergebnisqualität zuständig“, erklärt Andreas Seitz, Pflegedienstleiter des Ambulanten Dienstes der Fürst Donnersmarck-Stiftung (AD).

Die Aufgaben der Pflegedienstleitung

Gemeinsam mit seinen Stellvertreterinnen Kathleen Beyer und Annett Leonhardt sitzen wir in Andreas Seitz‘ Büro in der Nordmeile. Es ist ein freundliches Zimmer mit einem großzügigen Besprechungsbereich. Die Stimmung ist locker, das Gespräch gleitet von einem Thema zum anderen.

Zwölf Jahre lang leitet Andreas Seitz nun schon den Pflegedienst der Fürst Donnersmarck-Stiftung. In dieser Zeit hat sich der AD eindrucksvoll weiterentwickelt. Beispielsweise entstanden die beiden „Wohnen mit Intensivbetreuung“ in Tempelhof und Pankow sowie der Fachbereich „Unterstützung bei der Entwöhnung von Beatmung“ (UEvB) im P.A.N. Ambulant. „Kurz nach meinem Arbeitsbeginn ist der Ambulante Dienst vom Eichhorster Weg in Reinickendorf in die Nordmeile umgezogen. Das war ein riesiges Projekt. Sie können sich nicht vorstellen, woran Sie dabei alles denken müssen.“ Und dann beginnt er aufzuzählen: Wo kann man den Pflegeschlüsselkasten anbringen? Wie wird der Zugang zu dem Kasten geregelt? Wie stellt man die Erreichbarkeit des AD während des Umzuges sicher? Und wo können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter während der ambulanten Touren künftig ihre Autos abstellen? Tausend bedeutsame Kleinigkeiten, die bedacht, geregelt, schließlich umgesetzt werden müssen.

Die Pflegedienstleitung sitzt an einem Tisch. Von links nach rechts sitzen Andreas Seitz, Kathleen Beyer und Anett Leonhardt
Von links nach rechts: Andreas Seitz, Kathleen Beyer und Anett Leonhardt

Viele, viele Puzzleteile müssen zusammenpassen

Und so sieht auch der Arbeitsalltag der Pflegedienstleitung aus. Es sind viele, viele Puzzleteile, die schließlich zusammenpassen müssen, damit ein Angebot wie der Ambulante Dienst Tag für Tag funktioniert. „Die größte Herausforderung ist die Dienstplanung“, erklärt Anett Leonhardt. „Wenn nur eine Person unvorhergesehen ausfällt, müssen wir ganz schnell improvisieren, um eine Lösung im Sinne der Klientinnen und Klienten zu finden.“ Zusätzlich wird dies durch den zunehmenden Personalmangel erschwert. „An potentiellen Klientinnen und Klienten mangelt es bei uns im Ambulanten Dienst nicht. Aber wir haben nicht genug Personal, um mehr Personen aufzunehmen“, ergänzt Kathleen Beyer. Eine Herausforderung, die sich in Zukunft eher noch verstärken wird.

Personalakquise, Qualitätssicherung, Umzugsorganisation oder den Kontakt zu Klientinnen und Klienten des AD halten, sind nur einige Aufgaben der Pflegedienstleitung. Da ist es wichtig, dass die drei gut miteinander auskommen. Im Gespräch merkt man schnell, dass sie sich aufeinander eingespielt haben – und das obwohl Anett Leonhardt noch nicht sehr lange für die Fürst Donnersmarck-Stiftung arbeitet.

Dokumentieren, Überprüfen, Qualitätssicherung

Eine weitere wichtige Aufgabe: Sorgfältiges Dokumentieren aller Aktivitäten, Tätigkeiten und Qualitätsstandards. „Es ist unser Alltag“, erklärt Andreas Seitz, „permanent überprüft zu werden.“ Da sind zum einen die Pflegekassen, mit denen der Ambulante Dienst Versorgungsverträge abgeschlossen hat. Denn ihnen gegenüber ist der AD rechenschaftspflichtig: Werden alle Module korrekt abgerechnet? Sind diese auf die Bedarfe der Klienten abgestimmt? Dies muss permanent nachgehalten werden und von Externen überprüfbar sein.

Eine besondere Anspannung herrscht immer bei den jährlichen Prüfungen des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK). Der MDK überprüft die Qualität ambulanter, aber auch stationärer Pflegeeinrichtungen. Grundsätzlich kündigt er sich nur einen Tag im Voraus an. „Die Kontrollen des MDK sind immer sehr anspruchsvoll, aber auch notwendig“, fasst Kathleen Beyer zusammen. Denn in der Branche kommen bei den Überprüfungen immer wieder auch Missstände und Fehler zum Vorschein kommen.Umso zufriedener sind sie damit, dass der AD nun schon seit Jahren mit Bestnoten aus den Kontrollen hervorgeht.

Man merkt den Mitgliedern der Pflegedienstleitung an, dass gerade die MDK-Prüfungen immer auch eine erhebliche Anspannung bedeuten.

Wie wird man eigentlich Pflegedienstleitung?

Doch wie wird man eigentlich Pflegedienstleitung? Die Grundvoraussetzungen sind klar: Grundsätzlich braucht man eine Ausbildung als Pflegefachkraft, drei Jahre Berufserfahrung in der ambulanten Pflege und eine Weiterbildung zur Pflegedienstleitung von mindestens 460 Stunden. Die meisten Pflegedienstleitungen engagieren sich aber viel stärker – so auch Andreas Seitz, Kathleen Beyer und Anett Leonhardt. Alle drei verbindet, dass sie ihre ersten Schritte in der stationären Pflege gegangen sind.

Kathleen Beyer spürte während ihrer Tätigkeit als Krankenschwester schnell, dass sie mehr Verantwortung übernehmen möchte. „Deswegen habe ich mit 24 Jahren schon eine Weiterbildung zur Stationsschwester absolviert. Ich bin dann Schritt für Schritt in meine Aufgaben hineingewachsen“, blickt sie zurück. Anett Leonhardt war zunächst an der Universitätsklinik in Magdeburg. Anschließend wagte den Sprung nach Berlin. Und Andreas Seitz hatte nach seiner Ausbildung zuerst auf einer „Hightech-Intensivstation mit Dialyse, Herz-Lungen-Maschine und allem Drum und Dran“ gearbeitet. In die Ambulante Pflege ist er vor allem aufgrund der Leitungsperspektive gekommen, die ihm dort gegeben wurde. Denn die zentrale Gemeinsamkeit der drei – dies merkt man in dem Gespräch sehr schnell – ist die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. „Das ist, glaube ich, die Grundvoraussetzung für unseren Job“, sagt Kathleen Beyer. „Dass man bewusst bereit ist, immer ganz viel Verantwortung zu übernehmen.“

Ein wichtiges Wort: Verantwortung

Und wieder klingelt das Telefon von Andreas Seitz. Immer wieder muss er während unseres Gesprächs an seinen Arbeitsplatz, um sich telefonisch zu unterschiedlichen Themen abzustimmen. Wie wichtig ist eigentlich der Kontakt zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die täglich auf ihren Touren oder in den Einrichtungen der Fürst Donnersmarck-Stiftung aktiv sind?

„Sehr wichtig“, kommt es fast wie aus einem Mund. Denn regelmäßige Gesetzesänderungen, veränderte Hygienebestimmungen oder andere Anpassungen führen zu einem ständigen Schulungsbedarf insbesondere der Nichtfachkräfte. Die Pflegedienstleitung versucht, sich dafür viel Zeit zu nehmen. „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden bei uns immer gründlich eingearbeitet. Außerdem laufen wir oder unsere Qualitätsbeauftragte während des Jahres bei den Touren mit oder begleiten die Leute vor Ort. So können wir korrigieren oder Verbesserungsvorschläge machen“, beschreibt Anett Leonhardt das Vorgehen.

Die Einarbeitung ist auch deswegen nötig, weil sich der Arbeitsalltag im AD von dem bei anderen Anbietern deutlich unterscheidet. „Wir sind“, ergänzt Andreas Seitz, „kein klassischer Pflegedienst. Viele Klientinnen und Klienten sind noch relativ jung und sollen möglichst lange so selbstständig wie möglich bleiben.“ Deswegen arbeitet der Ambulante Dienst nach dem Prinzip der aktivierenden Pflege: „Wir geben so viel Hilfe wie nötig, aber so wenig wie möglich. Aber es dauert eben etwas länger, wenn sich ein Klient selbst kämmt, anstatt dass ich kurz mit dem Kamm durch die Haare gehe“, führt er weiter aus.

Die Besonderheiten der ambulanten Arbeit

Es gibt also viel Anlass zu Abstimmungen. Das, räumt Andreas Seitz ein, war bisweilen durchaus eine Herausforderung. Denn als Pflegedienstleiter war er zeitweise für die fast 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter alleine verantwortlich. Allen Kolleginnen und Kollegen regelmäßig gerecht zu werden, war unter diesen Voraussetzungen nicht möglich. Umso mehr freut er sich nun über die Unterstützung durch seine Stellvertreterinnen. Dadurch haben sie nun die Chance, viel intensiver in den Kontakt mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Ambulanten Dienstes zu kommen.

Kurze Pause. Das Gespräch dauert nun schon fast eine Stunde, fühlt sich aber noch ganz frisch an. Zum Abschluss frage ich sie nochmal nach ihren persönlichen Erfahrungen. Wie war denn für sie der Schritt in die ambulante Pflege? Unterscheidet sie sich von der stationären Arbeit?

„Ja, das ist wirklich ein knallharter Unterschied“, nickt Anett Leonhardt. „Im Gegensatz zur stationären Pflege sind unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort bei den Klientinnen und Klienten auf sich alleine gestellt. Im Ernstfall müssen sie ad hoc entscheiden, was nun zu tun ist – und das zum Teil als Nichtfachkraft.“ Man merkt den dreien in diesem Moment den Respekt an, den sie vor ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben. Man spürt aber auch das Vertrauen, das sie – allen Kontrollen zum Trotz – darin haben, dass die Kolleginnen und Kollegen in den entscheidenden Situationen das Richtige tun.

Und so ist die Arbeit der Pflegedienstleitung vieles: Geprägt von Verantwortung, Kontrollen und Vertrauen, vielfältig, abwechslungsreich oder auch mal anstrengend. Und vor allem: Niemals langweilig.