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Ulrike Frank bei der Forschungspreisverleihung

Forschung leicht erklärt: Behandlung von Schluckstörungen

Im Fokus der Forschung von Dr. Ulrike Frank steht das Schlucken. Die promovierte Patholinguistin ist Leiterin des „Swallowing Research Lab“ (Schlucklabor) an der Universität Potsdam. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich mit sprechmotorischen Störungen und der Behandlung von Schluckstörungen. Für ihre Doktorarbeit hat sie 2009 eine Belobigung beim Forschungspreis der Fürst Donnersmarck-Stiftung erhalten.

Belobigung für ihr Konzept zur Behandlung von Menschen mit Trachealkanüle

Worüber handelt die Arbeit, für die Sie eine Belobigung erhielten?

Dr. Ulrike Frank: Während meiner Promotion habe ich als Sprachtherapeutin in der Intensivmedizin gearbeitet. Dort hatte ich oftmals auch mit Wachkomapatientinnen und -patienten zu tun. Diese hatten oft einen Luftröhrenschnitt (Tracheostoma) wegen einer schweren Dysphagie (Schluckstörung) oder damit sie über eine Trachealkanüle beatmet werden konnten.

Eine langfristige Trachealkanülenversorgung kann aber zwei schwerwiegende Folgen haben: Erstens wird es im Laufe der Zeit immer schwerer, die Betroffenen von der künstlichen Beatmung zu entwöhnen. Zweitens kann eine Trachealkanüle schweren Schluckstörungen begünstigen und langfristig die Lebensqualität einschränken.

Allerdings habe ich in meiner therapeutischen Praxis festgestellt, dass ein multidisziplinärer Ansatz, in dem Mediziner, Pflege und Therapie zusammenwirken, deutlich bessere Erfolgschancen bei der Behandlung von Dysphagien hat. In meiner Doktorarbeit habe ich deswegen ein multidisziplinäres Behandlungskonzept zur Versorgung von Menschen mit Trachealkanüle entwickelt und gleichzeitig dessen Wirksamkeit evaluiert.

Drei Personen sitzen auf einem Podium und diskutieren.
Ulrike Frank beim Forschungssymposium 2017

Bessere Behandlung von Schluckstörungen durch intensive, interdisziplinäre Zusammenarbeit

Was waren die praktischen Auswirkungen Ihrer Dissertation?

Dr. Ulrike Frank: Zu dem Zeitpunkt, als ich meine Dissertation geschrieben habe, waren solche multidisziplinären Ansätze noch selten. Inzwischen ist aber das Wissen und die Akzeptanz viel verbreiteter, dass die beste Versorgung durch eine intensive Zusammenarbeit von Ärztinnen und Ärzten, Pflegefachkräften sowie Therapeutinnen und Therapeuten erreicht wird. Mit meiner Doktorarbeit habe ich vielleicht einen Beitrag zu diesem Bewusstseinswandel geleistet.

Hat dieser Bewusstseinswandel auch mit der zunehmenden Akademisierung der nicht-medizinischen Heilberufe wie eben die Sprachtherapie oder Pflege zu tun?

Dr. Ulrike Frank: Ich glaube, nicht direkt. Ich denke, generell hat man in den letzten zehn Jahren die Bedeutung interdisziplinär zusammengestellter Teams für die Patientenversorgung erkannt. Die Akademisierung bestimmter Fächer trägt aber zu der Aufwertung dieser Berufsbilder und zu einem höheren Selbstvertrauen der Kolleginnen und Kollegen beispielsweise aus der Pflege bei.

Die Forschung zur Behandlung von Schluckstörungen heute

Wie ging es mit Ihrer Forschungsarbeit seit der Auszeichnung weiter?

Dr. Ulrike Frank: Als ich an meiner Dissertation arbeitete, gab es keinerlei Infrastruktur und kein Netzwerk, auf das ich mich stützen konnte. Es gab nur wenige Einrichtungen, die sich mit dem Thema beschäftigten und keine akademische Anlaufstelle.

Deswegen habe ich mich seit dem Ende meiner Dissertation vor allem mit dem Aufbau einer entsprechenden Forschungsinfrastruktur beschäftigt – insbesondere mit dem Aufbau des Schlucklabors (Swallowing Research Lab) hier an der Universität Potsdam. Jetzt haben Studierende der Patholinguistik einen Anlaufpunkt, wenn sie sich intensiver mit Sprech- und Schluckstörungen beschäftigen möchten.

Die Belobigung beim Forschungspreis der Fürst Donnersmarck-Stiftung hat mir dabei meines Erachtens sehr geholfen. Denn es ist immer gut, wenn man bei Drittmittelanträgen darauf verweisen kann, dass die eigene Arbeit bereits ausgezeichnet worden ist.

Liebe Frau Dr. Frank – vielen Dank für Ihre Zeit!

Zur Transparenz:

Die Fürst Donnersmarck-Stiftung betreibt mit dem Fachbereich „Unterstützung bei der Entwöhnung von Beatmung“ im P.A.N. Ambulant (UEvB) ein eigenes multiprofessionelles Angebot zur Entwöhnung von der Trachealkanüle und/oder invasiver Beatmung.

Weitere Rückblicke auf ausgezeichnete Arbeiten im Rahmen unseres Forschungspreises finden Sie in unserer Reihe „Forschung leicht erklärt.