Schluckstörung möglichst schnell erkennen. Die Arbeit von Dr. Janina Wilmskötter
Schluckstörungen gehören zu den besonders einschneidenden Langzeitfolgen von Schlaganfällen. Deswegen ist es sehr wichtig, diese Einschränkungen möglichst frühzeitig und gut zu behandeln. Dr. Janina Wilmskötter beschäftigte sich in ihrer Dissertation mit der Frage, wie eine Schluckstörung möglichst schnell diagnostiziert und darauf aufbauend entsprechende Therapien aufgenommen werden können. Für ihre Arbeit wurde der Sprachtherapeutin 2018 im Rahmen der Forschungspreisverleihung der Fürst Donnersmarck-Stiftung eine Belobigung ausgesprochen.
Lokalisation von Schlaganfällen
Was war der Inhalt Ihrer ausgezeichneten Arbeit?
Dr. Janina Wilmskötter: In meiner Dissertation habe ich mich mit Schlaganfallpatientinnen und Schlaganfallpatienten mit Schluckstörung beschäftigt. Dabei habe ich gefragt, ob es einen Zusammenhang mit der Stelle im Gehirn, an dem der Schlaganfall passierte, (Lokalisation) und der Art der entstandenen Schluckstörung gibt. Denn je nach Beeinträchtigung haben unterschiedliche Therapieansätze höhere Erfolgswahrscheinlichkeiten.
Schlucken ist ein äußerlich versteckter Prozess. Die Bestimmung der Beeinträchtigung erfordert deswegen bildgebende (radiologische oder endoskopische) Diagnostikverfahren, die jedoch kurz nach dem Schlaganfall häufig noch nicht zur Verfügung stehen. Wir haben deswegen in unserer Untersuchung herausgearbeitet, welche Aussagen man auf der Grundlage der frühen Routinediagnostik bei Schlaganfällen treffen kann. Das ist in erster Linie ein CT oder ein MRT des Gehirns. Ich habe ein Gehirnmapping auf der Grundlage dieser medizinischen Parameter entwickelt und Faktoren zur Prognose für die Art und Schwere der Schluckstörung aufgestellt.
Steuerung der Anschlussbehandlung bei Schluckstörung
Welche Bedeutung haben die Ergebnisse für Menschen mit Behinderung?
Dr. Janina Wilmskötter: Meistens stehen den Klinikerinnen und Klinikern die notwendigen bildgebenden diagnostischen Verfahren zur Bestimmung einer Schluckstörung erst spät zur Verfügung. Durch meinen Ansatz ist es möglich, schon zu einem frühen Zeitpunkt und auf der Basis routinemäßig erhobenen Gehirnbilder die notwendigen Therapien abzuschätzen und in die Wege zu leiten. Auch eventuelle Langzeitfolgen und die Rehaprognose sind schon abschätzbar.
Eine bildgebende Diagnostik der Schluckstörung bleibt in der Regel dennoch im Verlauf des Krankenhaus- oder Rehabilitationsaufenthaltes unabdingbar. Sie wird durch meinen Ansatz auch nicht ersetzt. Allerdings können Therapeutinnen, und Therapeuten sowie Ärztinnen und Ärzte schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt auf Basis der Gehirnbilder entsprechende Ressourcen beantragen. Natürlich können sie auch die Betroffenen und ihre Familien über den weiteren Rehabilitationsprozess beraten. Auch für das Fallmanagement kann es wichtig sein, früh über notwendige Anschlussbehandlungen Bescheid zu wissen. Dann kann es sich schon auf die Suche nach einer geeigneten Anschlusseinrichtung machen kann.
Wie ist es seit der Auszeichnung mit der Arbeit weitergegangen?
Dr. Janina Wilmskötter: Ich habe zwei größere Projekte vorangetrieben: Erstens versuchen wir, den Ansatz unserer Studie – die zielgerichtete Auswertung standardisiert erhobener Routinedaten für weitere Fragestellungen – auch auf andere Aspekte und Faktoren zu übertragen. Hier spielt auch das Machine Learning eine besondere Rolle. In meiner Professur beschäftige ich mich, zweitens, mit dem zweiten wichtigen Feld der neurologischen Sprachtherapie: Der Aphasie. Hier versuche ich ebenfalls herzufinden, welche Möglichkeiten der Vorhersage es für Aphasien gibt.
Herzlichen Dank für Ihre Antworten und viel Erfolg bei der weiteren Forschungsarbeit!
Weitere Rückblicke auf ausgezeichnete Arbeiten im Rahmen unseres Forschungspreises finden Sie in unserer Reihe Forschung leicht erklärt.