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Stefanie Brühl am Rednerpult bei der Forschungspreisverleihung im Jahr 2012

Forschung leicht erklärt: Aphasien intensiv therapieren

Aphasien, Sprachstörungen aufgrund einer Schädigung des Gehirns, gehören zu den einschneidenden Folgen von neurologischen Erkrankungen. Denn sie schränken das Alltagsleben und die Kommunikationsmöglichkeit mit anderen Menschen mitunter nachhaltig ein. In ihrer Habilitationsschrift beschäftigte sich PD Dr. Stefanie Brühl (geb. Abel) umfassend mit den Ursachen und Therapieansätzen von Aphasien. Dafür ist sie 2012 mit dem Forschungspreis der Fürst Donnersmarck-Stiftung ausgezeichnet worden.

Forschung zu Aphasien: Schwerpunkt Wortfindungsstörungen

Was war der Inhalt Ihrer ausgezeichneten Arbeit?

PD Dr. Stefanie Brühl: Ich habe mich in meiner im Jahr 2012 ausgezeichneten Habilitationsschrift mit der Erforschung der Aphasie, also von Sprachstörungen infolge einer erworbenen Hirnschädigung durch einen Schlaganfall oder eine Demenz, beschäftigt. Dabei habe ich insbesondere Probleme bei der Wortfindung in den Blick genommen. Ich habe untersucht, auf welchen Mustern Wortfindungsstörungen beruhen und wie man darauf aufbauend entsprechende Therapieangebote machen kann.

Die Ergebnisse meiner Arbeit können dafür genutzt werden, gezielte Therapieangebote für Personen mit Aphasie zu geben und dadurch die Einschränkungen wirksamer zu behandeln. Dafür habe ich mit zum Teil sehr aufwendigen Diagnoseverfahren gearbeitet, Therapien entwickelt und diese erstmals für den klinischen Alltag nutzbar gemacht.

Welche Bedeutung haben die Ergebnisse für die klinische Praxis?

PD Dr. Stefanie Brühl: Unser Ziel ist es, insbesondere die Methoden der Sprachtherapie zu verbessern und zu unterstützen. Für Therapeutinnen und Therapeuten ist es entscheidend zu wissen, ob bei einer Aphasie die Semantik (die Wortbedeutung) oder die Phonologie (die Wortform) gestört ist, da dies Auswirkungen auf die Therapiemethode haben kann. Dies eindeutig zu diagnostizieren ist aber sehr aufwendig. Wir haben deswegen eine Computersimulation genutzt, die das Sprachsystem nachahmt und den Therapeutinnen und Therapeuten die eindeutige Entscheidung über die entsprechende Störung erleichtert. Und das hilft wiederum auch den betroffenen Menschen mit Aphasie, da sie eine geeignete Therapie erhalten, mit denen sie möglichst schnell wieder an Alltagsgesprächen teilnehmen können.

Der Aphasieforschung treu geblieben

Wie ist es seit der Auszeichnung mit Ihnen und Ihrer Arbeit weitergegangen?

PD Dr. Stefanie Brühl: Die Auszeichnung ist ja inzwischen schon fast neun Jahre her, sodass ich seitdem mehrere weite Positionen eingenommen hatte. Der Aphasieforschung bin ich aber weiterhin treu geblieben. Nach einer FH-Professur an der SRH Hochschule Gera bin ich an eine Universität in Manchester, England, gewechselt. Dort habe ich mich mit hochspezialisierten neurowissenschaftlichen Verfahren beschäftigt.

Das war eine spannende Zeit, doch ich wollte wieder einen engeren Patientenkontakt haben und bin deswegen an die St. Mauritius Therapieklinik gewechselt, wo ich den Bereich Sprach- und Musiktherapie leite. Zusätzlich bin mit meiner Privatdozentur nach einer langen Phase an der RWTH Aachen nun an die Heinrich-Heine Universität Düsseldorf gewechselt. Dort ist die St. Mauritius Therapieklinik Lehrkrankenhaus, so dass Lehre auch am Krankenbett möglich ist. In meiner Funktion leite ich aktuell verschiedene kooperative Studien, in denen die Diagnostik weiter verfeinert, mit bildgebenden Verfahren verbunden und die Auswahl an möglichen Therapien erweitert wird. Das betrifft beispielsweise auch Kinder mit Sprachstörungen. Weitere Informationen, Materialien und Literatur sind auf meiner Website (steffiebruehl.de) zu finden.

Vielen Dank für das Gespräch!