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Porträtfoto von Sabine Dallwitz

40 Jahre Ambulant Betreutes Wohnen: Veränderung, Wachstum, Spaß und Freude

Anlässlich des 40-jährigen Jubiläums unseres Arbeitsbereiches Ambulant Betreutes Wohnen (ABW) haben wir mit Sabine Dallwitz über ihre Erfahrungen gesprochen. Sabine Dallwitz ist seit 1992 als Assistentin der Bereichsleitung im ABW bei der Fürst Donnersmarck-Stiftung angestellt.

Der Einstieg im Fürst Donnersmarck-Haus

Liebe Frau Dallwitz, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für unser Interview genommen haben. Können Sie sich zu Beginn kurz vorstellen?

Sabine Dallwitz: Mein Name ist Sabine Dallwitz, ich habe 1992 als Assistentin von Frau Jutta Moltrecht bei der Fürst Donnersmarck-Stiftung angefangen. Anfangs arbeitete ich für das Betreute Wohnen, das noch ein Teil des Fürst Donnersmarck-Hauses (FDH) war. Dort befand sich auch mein erster Arbeitsplatz.

Wie sind Sie denn zur Stiftung gekommen?

Sabine Dallwitz: Ich bin 1991 mit einer kleinen Tochter nach Berlin gekommen. Zuerst war ich noch im Erziehungsurlaub und habe dann eine Schulung begonnen. Währenddessen suchte ich einfach nach einem Job und bin auf diese Weise zum FDH gekommen. Ehrlich gesagt, wusste ich gar nicht wirklich, wo ich mich bewerbe. Ich hatte mich einfach auf eine ganz kleine Anzeige in der „Zweiten Hand“ beworben. Als ich dann das erste Mal vor dem FDH stand, war ich ganz schön überrascht – googeln konnte man damals ja auch noch nicht.

Die ersten Jahre im FDH

Damals sah das Haus noch ganz anders aus als heute nach dem Umbau. Aber wo haben Sie denn damals gewohnt? Sind Sie immer nach Frohnau gependelt oder hatten Sie eine Wohnung in der Nähe?

Sabine Dallwitz: Nein, ich habe in Mitte gewohnt und bin nach Frohnau gependelt.

Das Fürst Donnersmarck-Haus war damals wahrscheinlich nicht einfach zu erreichen.

Sabine Dallwitz: Ja, das stimmt, obwohl für mich der Fahrweg bis hierher ist nicht viel kürzer ist.

Was war denn Ihr erster Eindruck von dem Fürst Donnersmarck-Haus?

Sabine Dallwitz: Für mich war es das erste Mal im Leben, dass ich überhaupt so ein Objekt betreten habe. Das war für mich also totales Neuland und ich hatte zuvor auch überhaupt keinen Kontakt mit Menschen mit Behinderung. Das war für mich also wirklich fremd. Aber ich war positiv überrascht über die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Aber es gab auch ganz viele nette Klientinnen und Klienten, die zu uns Kontakt suchten. Ich habe mich also sehr über die Zugewandtheit gefreut, die mir entgegengebracht wurde. Die erste Zeit war aber gleichzeitig auch sehr spannend für mich.

40 Jahre Ambulant Betreutes Wohnen: Die Entstehung des Ambulant Betreuten Wohnen

Ist Ihnen aus Ihren ersten Jahren irgendein Erlebnis besonders in der Erinnerung geblieben?

Sabine Dallwitz: Ja, klar. Ich habe im April 1992 meine Arbeit angefangen. Damals war schon klar, dass das Büro des Ambulant Betreuten Wohnens im Juli 1992 in die Livländische Straße in der Innenstadt ziehen wird. Das war dort ein ganz anderes Arbeiten, weil alles viel kleiner war. Wir waren dort nur Frau Moltrecht als Bereichsleiterin, Frau Lenz als Psychologin und ich als Assistentin und Sachbearbeiterin.

Ich hatte die Möglichkeit, die gesamte Verwaltung des Bereiches erst mit aufzubauen. Wir hatten ja noch keine feste Struktur, das musste alles neu organisiert werden. Das war eine sehr interessante und abwechslungsreiche Arbeit. Beispielsweise hatten wir damals auch die Verwaltung der Wohnungen übernommen, wofür jetzt die Hausverwaltung zuständig ist. Außerdem bekam ich natürlich das gesamte Wachstum des Bereichs mit.

Anfänge und schnelles Wachstum

Das war aber sicherlich ein harter Wechsel. Im Fürst Donnersmarck-Haus arbeiten schließlich sehr viele Kolleginnen und Kollegen, während man in der Livländischen Straße schon unter sich war.

Sabine Dallwitz: Man war unter sich, aber auch auf sich alleine gestellt. Das war damals auch die große Herausforderung für mich. Aber ich denke, ich habe das ganz gut gemacht…

Sehr gut sogar. Damals umfasste die Verwaltung des ABW also drei Personen. Wie groß ist sie heute?

Sabine Dallwitz: In der Verwaltung haben wir gerade vier Leitungskräfte sowie fünf Verwaltungskräfte inklusive Öffentlichkeitsarbeit.

Die Verwaltung ist also gar nicht so stark angewachsen?

Sabine Dallwitz: Das kann man so nicht sagen. Wir haben inzwischen über 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter inklusive Leitungskräften sowie rund 270 Klientinnen und Klienten. Das ist schon eine ganze Menge.

Auf dieser Ebene hat sich also viel geändert?

Sabine Dallwitz: Da hat sich wahnsinnig viel geändert. Die Zahl der Betreuten ist einfach extrem gestiegen. Daran mussten wir dann auch im Laufe der Zeit die Strukturen anpassen. Angefangen hat ja alles einmal mit Frau Moltrecht als einziger Leitungskraft. Dann kam das Betreute Einzelwohnen mit jeweils eigenen Leitungskräften hinzu, als nächstes folgten die Wohngemeinschaften mit einer Leitungskraft. Vor zehn Jahren eröffneten wir die beiden „Wohnen mit Intensivbetreuung“ und übernahmen die Leitung des „Haus Am Querschlag“. Zuletzt führten wir noch die Regionalstruktur ein.

Das heißt, im Laufe der Jahre haben sich die ganzen Strukturen verändert und wurden an die neuen Aufgaben angepasst.

Die persönliche Motivation

Warum sind Sie der Stiftung denn so lange treu geblieben, Frau Dallwitz?

Sabine Dallwitz: Weil es einfach gut gepasst hat. Zunächst mal hat es familiär gepasst. Außerdem gab es immer wieder Herausforderungen, die mich gereizt haben. Mein Arbeitsplatz hat sich im Laufe der Jahre auch stark gewandelt. Es gibt einige Aufgaben, die ich früher mal übernommen habe, die ich heute nicht mehr mache. Die Klientenverwaltung zum Beispiel habe ich jahrelang gemacht. Heute machen das meine Kolleginnen. Dafür arbeite ich jetzt überwiegend Frau Bielefeld zu. Es gab immer wieder tolle Höhepunkte, ich habe nette Kolleginnen und Kollegen und kam auch immer mit meinen Chefinnen gut zurecht. Ja, es hat rundum gepasst. Deswegen bin ich auch schon so lange da.

Welche Höhepunkte würden Sie denn herausheben?

Sabine Dallwitz: Es gab beispielsweise immer die Möglichkeit, sich bei verschiedenen Veranstaltungen einzubringen.Ich hatte zum Beispiel die Möglichkeit, zum 90. Jubiläum der Fürst Donnersmarck-Stiftung eine große Veranstaltung in der Kulturbrauerei mitzugestalten. Das waren immer spannende Sachen, bei denen man auch ein bisschen aus dem Alltag ausbrechen konnte. Das fand ich immer sehr interessant.


40 Jahre Ambulant Betreuten Wohnen: Das Besondere am ABW

Gibt es denn etwas, das aus Ihrer Sicht die Arbeit im Ambulant Betreuten Wohnen insgesamt ausmacht und vielleicht etwas Besonderes ist?

Sabine Dallwitz: Für mich sind das auf jedem Fall die Kolleginnen und Kollegen sowohl hier in der Verwaltung als auch in den Bezirken. Das ist etwas Besonderes und macht es für mich so angenehm, hier zu arbeiten.

Gibt es etwas, das Sie im Nachhinein bedauern?

Sabine Dallwitz: Ich finde es eigentlich schade, dass die Stiftung nach dem Mauerfall nicht die Gelegenheit genutzt hat, um zumindest das Betreute Einzelwohnen auf den Ostteil der Stadt auszudehnen. Denn ich glaube, diese Wohnform, wie es sie damals schon in der Stiftung gab, gab es im Osten überhaupt nicht.

Fast alle Wohngemeinschaften der Stiftung befinden sich in unseren eigenen Immobilien. Da sich aber die Stiftung dagegen entschieden hatte, auch Objekte im Ostteil der Stadt zu kaufen, sind wahrscheinlich auch die Wohngemeinschaften nicht dorthin übertragen worden.

Sabine Dallwitz: Ich finde es einfach etwas schade, dass die Stiftung fast ausschließlich Angebote im Westen hat – auch 30 Jahre nach der Wiedervereinigung. Denn die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind ja ganz divers und kommen von überall.

Die Zukunft: Das Bundesteilhabegesetz (BTHG)

40 Jahre Ambulant Betreutes Wohnen verdient einen ausführlichen Blick zurück. Wenn wir jetzt allerdings nochmal gemeinsam nach vorne schauen und über die Zukunft sprechen. Welche Veränderungen – beispielsweise durch das BTHG – erwarten Sie denn?

Sabine Dallwitz: Ach, das lassen wir noch auf uns zukommen. Veränderungen wird es hier auf jeden Fall geben. Das fängt ja jetzt schon mit dem „Haus Am Querschlag“ an, für das wir andere Anträge stellen, die Klientinnen und Klienten auch Grundsicherung beantragen müssen und so weiter und so fort. Was dann bei den Wohngemeinschaften rauskommt und welcher Verwaltungsaufwand dahintersteckt, werden wir noch sehen. Und für die Verwaltung allgemein wird es jetzt ja ab dem 1. Februar 2020 eine Kaufmännische Leitung geben. Da wird sich in Zukunft also viel ändern – auch, was Strukturen und Arbeitsabläufe betrifft. Es muss sich aber auch wieder etwas verändern aufgrund der Größe, die wir inzwischen erreicht haben.

Der Verwaltungsaufwand wird durch die gesetzlichen Veränderungen sicherlich nicht geringer werden.

Sabine Dallwitz: Das sehe ich auch so.

Kommen wir zu der letzten Frage. „Mit 40 Jahre Ambulant Betreutes Wohnen verbinde ich…“

Sabine Dallwitz: …Veränderung, Wachstum, Spaß und Freude an der Arbeit. Ich verbinde damit tolle Menschen und eine tolle Lebensbegleitung der Menschen, die wir betreuen.

Liebe Frau Dallwitz – vielen Dank für Ihre Zeit!

Die Fragen stellten Helga Hofinger und Sebastian Weinert.