Para Boccia: Präzision und Taktik sind gefragt
von Sebastian Weinert
In der ganzen Seehalle des Seehotel Rheinsberg herrscht konzentrierte Spannung. Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer betrachten ruhig den Pulk an Bällen, der vor ihnen auf den insgesamt vier Spielfeldern liegt. Ein scheinbar ungeordneter Haufen aus roten und blauen Bällen. Was zuerst verwirrend aussieht, erweist sich als spannender Sport für Menschen mit und ohne Behinderung. Para Boccia vereint Präzision, taktisches Verständnis und Teamgeist. Ein Bericht vom Seehotel Rheinsberg Cup 2019 vom 21. bis 24. Februar 2019.
Die Regeln des Para Boccia
Die Regeln des Para Boccia sind relativ einfach. Zu Beginn jedes Satzes wird der sogenannte Jackball gespielt, anschließend werfen die Spielerinnen und Spieler abwechselnd insgesamt sechs Bälle und versuchen, so nahe wie möglich an den Jackball heranzukommen. Wessen Ball am Ende eines Satzes am nächsten bei dem Jackball liegt, erhält je einen Punkt für jeden Ball, der näher am Jackball liegt als der nächstgelegene Ball des Gegenspielers oder der Gegenspielerin. Wer am Ende aller Sätze die meisten Punkte sammeln konnte, gewinnt das Spiel. Gespielt wird entweder im Einzel, im Doppel oder im Dreierteam. Männer und Frauen starten gemeinsam.
Para Boccia seit 1984 bei den Paralympics
Boccia ist seit 1984 eine paralympische Sportart und ermöglicht aufgrund insgesamt vier Klassifizierungen Menschen mit sehr unterschiedlichen Behinderungen die Teilnahme an dieser Sportart. Im Seehotel Rheinsberg findet in Zusammenarbeit mit der Agentur Frontcourt jährlich der Seehotel Rheinsberg Cup statt. Das Besondere an dieser Veranstaltung: Es handelt sich um ein inklusives Event. Im Foyer vor der Seehalle ist ein weiteres Spielfeld abgesteckt, auf dem Spielerinnen und Spieler ohne Behinderung miteinander konkurrieren.
Anlässlich dieser Veranstaltung sprachen wir mit Edmund Minas, Cheftrainer für Para Boccia im Deutschen Behindertensportverband. Gefragt nach der momentanen Situation des Para Boccias in Deutschland, zeigt er sich verhalten optimistisch:
„Para Boccia wird international sehr viel gespielt und die Leistungsdichte in Europa ist sehr hoch. Auch Spielerinnen und Spieler aus Asien sind derzeit stark im Kommen.“
In Deutschland habe man in Bezug auf den Leistungssport noch Nachholbedarf. Während in anderen Ländern die Spielerinnen und Spieler fast wie Profis trainieren könnten, sind in Deutschland die Strukturen noch nicht so weit. Auch die Sponsorensuche sei immer wieder eine Herausforderung und gelinge – wenn überhaupt – nur im regionalen Rahmen. „Es ist ein weiter Weg, aber wir bekommen langsam immer mehr Zuspruch.“ Und so konnten einige Spielerinnen und Spieler in der jüngsten Vergangenheit auch erfreuliche Achtungserfolge erzielen.
Über den Seehotel Rheinsberg Cup
Einen Beitrag zur Weiterentwicklung des Sportes leistet auch der jährliche Seehotel Rheinsberg Cup. Ziel der Veranstaltung sei es einerseits, die Sportart in der Region Berlin-Brandenburg bekannter zu machen. Andererseits soll das paralympische und nationale Boccia näher zusammengeführt werden – ein Vorhaben, das sichtbaren Erfolg hat. Überall geben sich die insgesamt 95 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gegenseitig Tipps, tauschen sich aus und knüpfen Kontakte – ein schönes Bild von einer spannenden Sportart, der wir für die Zukunft alles Gute wünschen.
Para Boccia beim Deutschen Behindertensportverband: https://www.dbs-npc.de/boccia-aktuelles.html
Beim Deutschen Rollstuhl-Sportverband: http://www.drs.org/cms/sport/sportarten/boccia.html