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Petra Schönwitz stellte auf der Lichtenberger Kunstmeile aus. Im Hintergrund ein Bild von ihr

Italienische Farbenpracht auf der 10. Lichtenberger Kunstmeile: Die Künstlerin Petra Schönwitz

Vom 6. April bis zum 8. Mai 2023 fand im Weitlingkiez die 10. Lichtenberger Kunstmeile statt. Mit dabei: Petra Schönwitz – eine Klientin des Wohnen mit Intensivbetreuung aus Tempelhof.

Die Kunstwerke von Petra Schönwitz bezaubern auf den ersten Blick durch ihre farbenfrohe Pracht und offenbaren bei näherer Betrachtung unerwartete und witzige Details. Nach 30 Jahren in Italien zwang ein tragischer Schicksalsschlag Petra Schönwitz zur Rückkehr nach Deutschland. Denn vor rund 15 Jahren erlitt sie eine Hirnblutung, deren schwere kognitive Folgen sie seitdem dauerhaft pflegebedürftig machen. Heute ist sie Klientin der Fürst Donnersmarck-Stiftung und lebt im Wohnen mit Intensivbetreuung (WmI) am Tempelhofer Seelbuschring. Hier hat sie auch ihr künstlerisches Talent entdeckt.

Die meisten ihrer Bilder haben Italien zum Thema und schmücken die Wände ihrer Wohnung in Tempelhof. Martina Arab-Scholz, ihre Bezugsbetreuerin im Seelbuschring, wurde darauf aufmerksam und machte sich auf die Suche nach geeigneten Ausstellungsorten. Auch in diesem Jahr wurde sie fündig. Sie entdeckte die Lichtenberger Kunstmeile, ein Projekt des Bezirksamtes mit Unterstützung der AWO, bei dem Künstlerinnen und Künstler ihre Werke einen Monat lang in den Schaufenstern lokaler Geschäfte präsentieren können. Martina Arab-Scholz, die den Bezirk gut kennt, nahm Kontakt zu einigen Geschäften auf, um die Idee umzusetzen. „Wir hatten sogar zwei interessierte Geschäfte und haben uns schließlich für einen Schlüsseldienst entschieden“, erzählt sie. Der Inhaber des Schlüsseldienstes war von den Bildern von Petra Schönwitz und einer weiteren Künstlerin so beeindruckt, dass er sofort zusagte. Die Öffentlichkeitsarbeit der FDST stellte das Geld für die Rahmen der Bilder zur Verfügung.

Eine Taxifahrt zur Lichtenberger Kunstmeile führt zum nächsten Auftrag

Im Vorfeld fanden Vorbereitungstreffen statt, bei denen sich die Künstlerinnen und Künstler kennenlernen und vernetzen konnten. Für Petra Schönwitz waren die Fahrten zu diesen Treffen in Lichtenberg allerdings eine Herausforderung, da ihr die lange U-Bahnfahrt zu anstrengend war. Martina Arab-Scholz übernahm daher den Transport der auszustellenden Bilder zum kleinen Schlüsseldienst. Zu den Besprechungen und zur Vernissage ließ sich Petra Schönwitz mit dem Taxi fahren. Der Taxifahrer, ein Italiener, war von ihrer Geschichte und den Bildern beeindruckt. Er zeigte Interesse, sich von Petra Schönwitz auf der Dachterrasse im Seelbuschring porträtieren zu lassen. Ein Termin ist bereits vereinbart.

Während der Veranstaltung hatte Petra Schönwitz auch Gelegenheit, die anderen Künstlerinnen und Künstler kennen zu lernen und sich mit ihnen auszutauschen. Einen besonders engen Kontakt pflegt sie bis heute zu der Künstlerin, die ebenfalls im Schlüsseldienst ausgestellt hat.

Mit ihren leuchtenden Farben fallen die Bilder von Petra Schönwitz sofort ins Auge. „Meine Bilder strahlen so viel Lebensfreude aus“, sagt sie stolz und zeigt ihre neuesten Werke. Auch nach dem Ende der Lichtenberger Kunstmeile zogen ihre Werke die Aufmerksamkeit auf sich. Ein größeres Bild trug Martina Arab-Scholz auf dem Heimweg vom Laden. An einer Bushaltestelle traf sie eine Passantin, die sich für das Bild interessierte. Aus dem Gespräch entwickelte sich sogar ein bezahlter Auftrag für Petra Schönwitz. „Das wäre eigentlich auch eine Idee, Kunst auszustellen, indem man sie einfach durch Berlin trägt. Da kommt man schnell ins Gespräch“, lacht Martina Arab-Scholz.

Neue Ausstellungsideen gesucht

Das Konzept der Schaufensterbilder könnte auch in Tempelhof umgesetzt werden. „Wir werden mit einigen Geschäften in Tempelhof sprechen“, planen die beiden Kunstbegeisterten. „Vielleicht können wir auch die Bilder auf der Kunstmeile entlang der Straße des 17. Juni verkaufen“, erläutert Martina Arab-Scholz eine weitere Idee. Denn Petra Schönwitz hat einen schier unerschöpflichen Fundus an Bildern. Statt sie in ihrer Wohnung verstauben zu lassen, könnten sie gerahmt für ein paar Euro an Touristen und Touristinnen verkauft werden. „So hat Frau Schönwitz ein Erfolgserlebnis und die Touristen ein schönes Andenken an Berlin.“ Ideen für neue Motive hat Petra Schönwitz genug. Und um sich weiter inspirieren zu lassen, steht im Juli die nächste Reise in ihr Sehnsuchtsland Italien an.

Weitere Artikel rund um das Thema inklusive Kunst finden Sie in der WIR 1/2022 „Kreative Köpfe – Inklusive Begegnungen mit Kunst“ oder hier auf mittendrin.