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Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops stehen im Kreis; Tim Tschauder erklärt etwas

Zertifikatskurs Inklusion: Rückblick auf eine spannende Veranstaltung

Vom 7. bis zum 9. April fand im Seehotel Rheinsberg der Zertifikatskurs „Inklusion“ statt. Organisiert wurde er von Tim Tschauder, Inklusionsmanager beim Landessportbund Berlin e. V., in Zusammenarbeit mit der Fürst Donnersmarck-Stiftung. Nach dem Lehrgang haben wir uns mit ihm über die Inhalte und seine Eindrücke von der Veranstaltung unterhalten.

Programm des Zertifikatskurs Inklusion

Vom 7. bis 9. April fand im Seehotel Rheinsberg ein Zertifikatskurs „Inklusion“ statt. Worum ging es in dem Kurs?

Beim Zertifikatskurs Inklusion haben wir das Ziel, Vereins- und Verbandsmanager*innen so zu schulen,  dass sie ihre Vereine und Verbände hin zu inklusiven Sportorganisation entwickeln können. Wir beschäftigen uns mit den Fragen: Wie starte ich Inklusion in meinem Verein? Was sind inklusive Praktiken? Wie kann ich eine inklusive Haltung im Team erreichen? Welche Barrieren müssen wir abbauen? Wie sieht inklusiver Sport eigentlich aus? Und was ist der goldene Weg?

Kannst du uns etwas zum Programm an den drei Tagen sagen?

Wir haben einen Mix aus Theorie und Praxis angeboten. Zuerst haben wir uns mit dem Begriff Inklusion beschäftigt (Konzept, Vielfaltsdimensionen, soziales Modell von Behinderung). Dann haben wir Instrumente zur Organisationsentwicklung und Gelingensfaktoren für Inklusion besprochen, Projekte der Teilnehmer*innen diskutiert, uns intensiv ausgetauscht und natürlich auch die Special Olympics beleuchtet. Ein weiteres wichtiges Modul hatte die Themen Netzwerke, Fördermöglichkeiten und Qualifizierungsmaßnahmen. Im praktischen Teil konnten wir verschiedene Sportarten ausprobiert, wie Wheelsocccer, Goalball u.a. – einerseits, um den Sport an sich zu erleben und kennenzulernen und andererseits, um einen wertvollen Perspektivwechsel zu erlangen.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Zertifikatskurs Inklusion in Rheinsberg erhalten fachlichen Input

Wer hat an dem Kurs teilgenommen?

Wir haben uns sehr über die große Zahl an Anmeldungen gefreut. Ganz offensichtlich gibt es eine beträchtliche Nachfrage. Insgesamt haben 27 Personen teilgenommen aus den unterschiedlichsten Bereichen. Wir hatten große Berliner Sportverbände, wie den Schwimmverband, den Fußball-Verband und den Fechterbund da, dann natürlich zahlreiche verschiedene Vereine und auch Bezirkssportbünde.

Nachwirkungen auf inklusiven Sport in Berlin

Wie geht es nach dem Zertifikatskurs Inklusion weiter?

Alle Teilnehmer*innen haben in ihren Organisationen Ideen und Projekte, die sie mit dem erlangten Wissen nun konkret angehen wollen. Wir möchten sie dabei begleiten und jederzeit beratend zu Seite stehen. Wir haben vor, uns in einem halben Jahr wieder zu treffen. Dann wollen wir uns austauschen – ganz ungezwungen bei Kaffee und Kuchen. Wir vom Dozent*innen-Team wünschen uns, dass dieses großartige Projekt öfter, eventuell sogar jährlich stattfinden kann. Darüber würden wir uns sehr freuen.

Inklusion und Sport in Berlin

Du bist aktuell Inklusionsmanager beim Landessportbund Berlin. Was ist das für eine Stelle und welche Aufgabe hast du?

Die Stelle wurde im Rahmen des Projektes „Inklusion 23“ geschaffen, mit dem der Berliner Senat zahlreiche verschiedene sportliche und auch kulturelle Projekte fördert, mit dem Ziel nachhaltig inklusive Strukturen in Berlin zu entwickeln. Zu meinen Aufgaben gehört es Sportvereine und Verbände in Berlin inklusiver zu machen. Es gibt das Netzwerk Sport & Inklusion und großartige Vereine, die hervorragende Arbeit leisten. Mit deren Hilfe möchte ich anderen Vereinen zeigen, wie viel Freude es macht inklusiv zu sein. Das bedeutet, dass Menschen mit Behinderung selbstbestimmt im Verein mitmachen, mitentscheiden und zusammen mit allen Sport treiben. Um das zu schaffen, müssen wir viele Menschen qualifizieren und entsprechende Bildungsangebote, wie das Zertifikat Inklusion bereitstellen. Außerdem gilt es möglichst viele Barrieren in den Berliner Sportstätten abzubauen. Dafür ist politische Netzwerk- und Überzeugungsarbeit nötig. Und natürlich arbeite ich eng mit Special Olympics zusammen in Richtung World Games 2023.

Ausblick

Zum Abschluss: Inklusiver Sport in Berlin – wo stehen wir denn deiner Meinung nach in der Hauptstadt?

Ich würde sagen, es gibt noch sehr viel Luft nach oben. Das größte Problem ist, dass es ein Recht auf Teilhabe gibt, das nur völlig unzureichend gewährt wird. Es gibt überall Barrieren im Alltag, wie zum Beispiel in Sportstätten, die voller Hindernisse sind und oftmals selbstständigen Sport für Menschen mit Behinderung nicht zulassen.

Außerdem gibt es zu wenig Angebote und Informationen und manchmal hindert auch das Unwissen Menschen daran inklusiv zu denken. Sie haben scheu oder wissen nicht, wie sie agieren sollen. Andererseits gibt es eine Vielzahl von engagierten Personen, Vereinen und Organisationen, die unermüdlich daran arbeiten die Situation zu verbessern. An dieser Stelle möchte ich mich auch noch einmal ausdrücklich bei der Stiftung Fürst Donnersmarck bedanken, ohne deren Unterstützung das Zertifikat Inklusion so nicht stattfinden könnte. Zusätzlich hoffe ich, dass sich durch die Special Olympics World Games 2023 eine große öffentliche Aufmerksamkeit entwickeln wird, die das Thema noch einmal stärker in den Fokus rückt.

Vielen Dank für das Gespräch!

Fotos: ©SenInnDS