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Bild einer Szene aus dem Film Wochenendrebellen: Vater und Sohn sitzen im Stadion.

„Wochenendrebellen“: Roadmovie im Fußballfieber

Im Kinofilm Wochenendrebellen begebn sich Vater und Sohn auf die Tribünen aller Vereine der drei deutschen Profi-Fußball-Ligen: Autist Jason sucht mit seinem Vater nach seinem Lieblingsfußballverein. Ein Roadmovie mit Familiencharme basierend auf wahren Begebenheiten und dem gleichnamigen Blog sowie Buch.

Wochenendrebellen: Die lange Suche nach dem Lieblingsfußballverein

Alles beginnt mit einem wahnwitzigen Deal: In der Familie kriseln Konflikte und in der Schule gerät Jason mit den Autoritäten aneinander. Im Austausch für besseres Benehmen will Vater Mirco mit seinem Sohn alle 56 Fußballvereine der drei Profil-Ligen besuchen, um einen Lieblingsverein für Jason zu finden. Zwischen Bratwurstständen, Hymnen und Maskottchen suchen Mirco (Florian David Fitz) und Jason (Cecilio Andresen) nach dem Wohlfühl-Verein. Die Drama-Komödie von Regisseur Marc Rothemund spielt sich seit dem Kinostart am 28.09. mit Platz 3 der Kinocharts und einer halben Million Zuschauer:innen in die Herzen der Kinobesucher:innen.

Als Drehbuchautor Richard Kropf (4 Blocks) auf Jason und Mirco von Juterczenka im Park zukam, wussten die beiden noch nicht, dass sie kurz darauf an einem Kinofilm mitwirken würden. Vater und Sohn hatten sich durch den Erfolgs-Blog „Wochenendrebell“ bekannt gemacht. Ihre Abenteuerreise quer durch die Republik schrieben sie auf ihrem Blog nieder. Eine begeisterte Leser:innenschaft, Bücher und einige Awards später ist ihre Geschichte nun auf der großen Leinwand zu sehen.

Das Poster zum Film

Ein filmischer Volltreffer

Die Kritik zum Film fällt in den Medien durchweg positiv aus. „‚Wochenendrebellen‘ erzählt sensationell von der Liebe.“ – titelt die Süddeutsche Zeitung. Als „bewegendes Beziehungsdrama zwischen Vater und Sohn“ bezeichnet ihn Ulrich Sonnenschein. Wochenendrebellen wurde in die Vorauswahl des deutschen Beitrags für den besten internationalen Film bei der Oscarverleihung 2024 aufgenommen. Die Jury der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) verlieh dem Film das Prädikat „besonders wertvoll“.

Und wie hat der Film den echten Wochenendrebellen gefallen? Jason und Mirco Juterczenka im Interview mit ZEIT ONLINE:

Jason: „Ich weiß nicht, ob ein Film in die Kinos hätte kommen können, mit dem ich nicht zufrieden gewesen wäre. Die Stellen, die ich nicht gut fand, wurden fast alle abgeändert oder sind rausgeflogen.“

Mirco: „Es gab in der Entstehung und Produktion Höhen und Tiefen. Aber das Ergebnis ist besser, als ich es mir je hätte denken können.“ 

Abstriche sehen die beiden auch nicht in dem Punkt, dass die Rolle des „Jason“ durch einen neurotypischen Schauspieler performt wurde. Durch sogenanntes „Cripping up“ (dem Besetzen einer Figur mit Behinderung mit einem nicht-behinderten Schauspieler) stehen viele Filme öffentlich in der Kritik. In „Wochenendrebellen“ traf die Entscheidung zur Besetzung seiner Rolle der echte Jason selbst. Vater Mirco dazu auf ihrem Blog:

„Jason ist Autist und seine eigene Anspruchshaltung an die Darstellung seiner Geschichte war geprägt von dem Wunsch nach höchstmöglicher Authentizität im Bezug auf seine gesamte Persönlichkeit. Er strebte danach, in der Darstellung seines Charakters als Jason gesehen zu werden – als sich selbst. Während des Auswahlprozesses für die Besetzung war es eine bewusste Entscheidung, nicht ausschließlich nach einem autistischen Schauspieler zu suchen. Stattdessen stand die Authentizität der Darstellung im Vordergrund. Jason selbst hat sowohl dem Regisseur Marc Rothemund als auch der Produktion unmittelbar nach der Sichtung der ersten Casting-Szenen klar kommuniziert, dass Cito Andresen der „Jason“ ist, den es für die Rolle braucht.“ 

Der ganz normalen Familienwahnsinn

Während die vollen Stadien bei Autist Jason reizüberflutend wirken, und Autismus ein Thema des Films ist, will „Wochenendrebellen“ kein Aufklärungsfilm über Autismus sein. In erster Linie geht es um die Dynamik in einer Familie, um Fußballvereine und um eine Reise ins Unbekannte. Der Film zeigt einen Vater, der seinem Sohn einen Herzenswunsch erfüllt und dabei Streckenweise über seine eigenen Grenzen geht. Dabei gibt es viel Raum für Humor, wenn die Dinge mal nicht so laufen, wie es im Bilderbuch steht. „Wochenendrebellen“ ist ein Film, an dem viele Zuschauer:innen Gefallen haben dürften.

Der Film läuft aktuell in verschiedenen Programmkinos sowie den Cineplex-Kinos. Eine neue Initiative führte zu einigen sogenannten „Sensory Friendly Screenings“ – Vorstellungen mit geringerer Platzanzahl für eine entspanntere Atmosphäre sowie gedämpftem Ton und Licht.

Titelbild: LEONINE Distribution GmbH