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Ein Foto von Dennis Sonne

Interview mit Dennis Sonne: Vom Rapper zum Landtagsabgeordneten

Dennis Sonne war früher vor allem für seine Reime und Beats als „Sittin Bull“ bekannt. Mittlerweile hat er jedoch die Bühne gegen den Plenarsaal getauscht. Er ist seit einem Jahr Mitglied des Landtags in Nordhrein-Westfalen und ebenda Sprecher für Inklusion und Behindertenpolitik – Themen, die schon bei seiner Musik im Mittelpunkt standen. Wir haben mit Dennis Sonne über seine politischen Ziele, den Unterschied zwischen Rap und Politik und vieles mehr gesprochen.

Dennis Sonne hat sein Hobby zum Beruf gemacht

Im Mai bist du genau ein Jahr Mitglied des Landtages. Das ist ein guter Zeitpunkt für ein Zwischenfazit: Wie waren deine Erfahrungen von der Parlamentsarbeit im ersten Jahr? Was hattest du so erwartet? Was hat dich überrascht?

Dennis Sonne: Das vergangene Jahr ist vergangen wie ein Wimpernschlag. Es ist so viel passiert. Nach den Landtagswahlen in NRW fand ich mich schnell in einer neuen Arbeitsumgebung wieder, mit neuen Arbeitskollegen und einem neuen Aufgabengebiet. Es ist schon etwas anderes Kommunalpolitik in einer mittelgroßen Stadt zu betreiben oder in einem Landesparlament zu arbeiten. Als Mitglied einer regierungstragenden Fraktion habe ich eine Menge Aufgaben, die zum einen zwar herausfordernd sind, zum anderen aber viel Spaß machen. Ich war anfangs so naiv und hatte erwartet, dass die Arbeit nach den Wahlen etwas weniger wird. Das war aber nicht der Fall. Meine Freizeit wurde deutlich eingeschränkt, was ich aber nicht als negativ ansehe, denn ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht.

Welche Ziele hattest du zu Beginn deiner Amtszeit? Was konntest du schon verwirklichen? Was steht noch auf deiner „Bucket List“?

Dennis Sonne: Grob gesagt war und ist mein Kernziel Inklusion und Barrierefreiheit voranzubringen. Dazu gehören viele kleine konkrete Ziele, denn mir ist bewusst wie viel zu tun ist, um ein inklusives Leben in Nordrhein-Westfalen zu ermöglichen. Inklusion- sowie behindertenpolitische Themen sind in allen politischen Fachbereichen zu finden. Mir ist auch schnell klar geworden, dass die Zeit rennt, denn eine Legislaturperiode, sprich fünf Jahre, um wirklich etwas zu erreichen ist nicht viel Zeit. Ich arbeite als ordentliches Mitglied im Bereich Arbeit, Gesundheit und Soziales, sowie im Bereich Schule und Bildung. Unter anderem arbeite ich daran die Arbeits- und Bildungslandschaft inklusiver zu gestalten. Da gibt es viele Möglichkeiten, wie der Staat intervenieren kann. Auch als stellvertretendes Mitglied im WDR-Rundfunkrat habe ich mir vorgenommen für mehr Diversität und Barrierefreiheit in den öffentlich Rechtlichen zu sorgen. Vor kurzem habe ich bei einem Gespräch mit dem WDR und Sandra Maischberger auf diese Notwendigkeit hingewiesen. Ein großer Wunsch außerhalb meiner Fachbereiche betrifft den Bereich Mobilität. Ich wünsche mir barrierefreie Mobilität in NRW. Von einem barrierefreien Ausbau profitieren alle Menschen, ganz gleich ob Behinderungen vorliegen oder nicht. Auch Kinderwagen und Menschen mit kurzfristigen Behinderungen, bspw. aufgrund eines gebrochenen Beins, haben durch Barrierefreiheit Vorteile. Zudem habe ich noch nie einen Menschen getroffen, der sich über funktionierende Aufzüge oder Türen, die sich elektrisch öffnen, beschwert.

Was sind deine Aufgaben als Sprecher für Inklusion und Behindertenpolitik und wie viel kannst du aus dieser Position heraus bewirken?

Dennis Sonne: Als Sprecher für Inklusion und Behindertenpolitik habe ich meinen Fraktionskolleg:innen sehr schnell deutlich gemacht, wie fächerübergreifend Behindertenpolitik ist. In so ziemlich jedem politischen Feld spiegelt sich dieser Bereich wieder. Kunst und Kultur, Sport, Bildung, Mobilität, Bauen und Wohnen usw.. Überall muss Barrierefreiheit und Inklusion mitbedacht werden. Das funktioniert in unserer Fraktion sehr gut, da wir Grünen viel diskutieren und auch die anderen Fachbereiche bzw. die Sprecher:innenfunktionen mit einbinden. Davon profitiert am Ende das jeweilige Projekt und dadurch dann auch die Menschen in Nordrhein-Westfalen. Aus meiner Position als Sprecher für Inklusion und Behindertenpolitik habe ich also Möglichkeiten, um etwas zu bewirken. Jedoch hängt vieles von der Haushaltslage ab und da schaut man immer mit gespannten, großen Augen auf die Steuerschätzungen. Auch als stellvertretendes Mitglied im WDR-Rundfunkrat habe ich mir vorgenommen für mehr Diversität und Barrierefreiheit in den öffentlich Rechtlichen zu sorgen. Bei einem Gespräch mit dem WDR und Sandra Maischberger habe ich auf diese Notwendigkeit.

Über Rap in die Politik

Wie viel vom Inklusions-Rapper Sittin Bull steckt eigentlich im Politiker Dennis Sonne?

Dennis Sonne: Meine Vergangenheit hat mich zu dem gemacht, der ich heute bin. Auch wenn sich mein hauptberufliches Feld in Richtung Politik getragen hat, bin ich immer noch im Herzen ein Rapper. Denn mit Rap-Texte schreiben hat bei mir der Weg in Richtung Politik angefangen. In meinen Songtexte habe ich Erfahrungen geteilt und will mit diesen Menschen eine Erfahrungswelt öffnen, aber auch auf Situationen und auch Missstände aufmerksam machen.  Ich schreibe zwar immer noch Texte, allerdings mit weniger Reimen und Metaphern. Dafür ist in den neuen Texten aber auch ordentlich „Musik“ drin. 😊

Was ist das härtere Pflaster: die deutsche Hiphop-Szene oder die Politik?

Dennis Sonne: Gut, dass du nach der „deutschen Hiphop-Szene“ gefragt hast. Die Amerikanische Szene ist natürlich und zum Glück nicht mit der deutschen Rapszene zu vergleichen, was alleine daran liegt, dass in den USA jeder Mensch legal Waffen besitzen und tragen darf. Dieser Umstand alleine führt zu gefährlicher Selbstüberschätzung gepaart mit Agressivität und Bereitschaft zur Gewalt und einem, wie du es ansprichst, „harten Pflaster“. Das ist in der deutschen Rapszene nicht der Fall. Um erfolgreich Musik zu machen braucht der oder die Musiker:in einen Plattendeal. Da fängt das harte Pflaster an, weil ein Deal nicht immer so aussieht, wie man sich das wünscht. Viel wird vorgeschrieben, was man zu tun und zu lassen hat. Das kam für mich nie in Frage, weshalb ich auch Plattenverträge, die mir angeboten wurden, nicht angenommen habe. Allerdings war Rap für mich auch mehr ein Hobby als ein Beruf. Um Geld zu verdienen habe ich als Finanzwirt im Büro gearbeitet und konnte mir ein brotloses Hobby in der Musik gut leisten. In der Politik wird viel verhandelt. Das kann unter Umständen auch ein sehr hartes Pflaster sein.

Was macht Dennis Sonne in 10 Jahren? Sprechen wir dann vielleicht mit einem MdB?

Dennis Sonne: Ich kann mich gut an ein Interview mit euch aus dem Jahr 2021 erinnern. Hier sagte ich, dass ich in der Kommunalpolitik glücklich bin und da nicht weg muss. Dann habe ich mich kurzfristig dazu entschlossen für die Landtagswahl zu kandidieren, was auch erfolgreich gelaufen ist. Ich will den Schritt in Richtung MdB nicht verneinen, aber ich bin aktuell sehr glücklich im Landtag für Nordrhein-Westfalen.