Berliner Stiftungswoche 2021: Lehren aus Corona ziehen
Vom 13. bis 23. April findet die Berliner Stiftungswoche 2021 statt. Das Kernthema lautet: „Eine Frage des Klimas“. Aufgrund der Pandemie finden die Diskussionen, Vorträge, Ausstellungen und anderen Veranstaltungsformate fast ausschließlich im digitalen Raum statt. Wir haben mit Stefan Engelniederhammer, dem ehrenamtlichen Geschäftsführer der Berliner Stiftungswoche, gesprochen.
Berliner Stiftungswoche 2021 – Zum zweiten Mal digital
Aufgrund der Pandemie kann die Berliner Stiftungswoche nun zum zweiten Mal nur digital stattfinden. Das letzte Mal im Jahr 2020 war der Umschwung von analog auf digital aber sehr plötzlich. Was ist dieses Mal anders? Haben Sie bzw. die teilnehmenden Stiftungen bereits von Anfang an zweigleisig geplant?
Im vergangenen Jahr hatten die Stiftungen und wir gerade vier Wochen Zeit, um die Stiftungswoche ersatzweise im Internet stattfinden zu lassen. Da konnten natürlich nur einige Veranstaltungen ins Digitale überführt werden – als Livestream oder auch als schnell organisiertes Zoom-Meeting. Die meisten Events wurden verschoben – in der Hoffnung, sie direkt nach den Sommerferien nachholen zu können. Im kurzen Zeitfenster der gesunkenen Infektionszahlen im August und September waren dann wirklich einige reale Nachholtermine möglich. Doch die früh einsetzende, zweite Pandemiewelle hat uns schnell diktiert, die Planungen konsequent mit digitalen Formaten vorzunehmen. Auch wenn wir es uns anders gewünscht hätten, haben wir auch allen teilnehmenden Stiftungen empfohlen, ihre Events online zu planen, sofern es sich nicht um Outdoor-Termine wie Stadtspaziergänge oder Gartenführungen handelt.
„Da ist auch die Zivilgesellschaft gefordert, klare Kante zu zeigen“
Das Kernthema „Eine Frage des Klimas“ spielt ganz bewusst mit seiner Doppeldeutigkeit. Der Klimawandel und das gesellschaftliche Klima: zwei der größten Herausforderungen unserer Zeit. Wie stark hängen diese Themen Ihrer Meinung nach zusammen?
Beide Themen sind untrennbar miteinander verbunden. Wer den menschengemachten Klimawandel leugnet und oft generell wissenschaftsfeindlich eingestellt ist, sorgt auch für ein vergiftetes Diskussionsklima. Eine offene und demokratischen Gesellschaft ist aber schlichtweg darauf angewiesen, dass bestimmte unverrückbare Erkenntnisse und die Realität im Allgemeinen anerkannt werden. Wie weit derartige Diskursverschiebungen durch Realitätsverweigerung gehen können, hat man Anfang des Jahres auf besonders dramatische Weise in den USA gesehen. Aber auch in Deutschland gibt es Kräfte, die ihren Vorteil daraus ziehen wollen, Wissenschaft verächtlich zu machen und demokratische Institutionen zu diskreditieren. Da ist auch die Zivilgesellschaft gefordert, klare Kante zu zeigen: Für die Stiftungswoche werden die teilnehmenden Stiftungen die Klimafragen mit starker Stimme in unterschiedlichen Bereichen ausloten – gesellschaftspolitisch, sozial oder auch kulturell. #
Diskurs vorantreiben auf der Berliner Stiftungswoche 2021
Beide Aspekte stehen im Schatten des Coronavirus. Kann die Pandemie Ihrer Meinung nach auch Katalysator sein, um den Diskurs über die Frage des Klimas voranzutreiben?
Ja, die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass politisches Handeln sehr wohl an wissenschaftlichen Erkenntnissen ausgerichtet werden kann. Das könnte – mit Blick auf den Klimawandel –auch ein wichtiger Impuls für eine offensivere Klimaschutzpolitik sein. Auch für das gesellschaftliche Klima können Lehren aus der Corona-Zeit gezogen werden, etwa im Umgang mit den Protesten gegen wissenschaftliche Realitäten. Es war doch mehr als naiv, geradezu fahrlässig, wie teilweise auch in den Medien übersehen wurde, dass hinter vermeintlichem Querdenken rechtsextremistische und antisemitische Inhalte verbreitet wurden. Da wünschte ich mir mehr Wachsamkeit.
Wagen wir einen Blick in die Zukunft: Berliner Stiftungswoche 2022 – digital oder analog?
Analog. Und sicherlich auch zu einem gewissen Anteil auch digital. Manche Vorzüge der Online-Formate werden nach meiner Meinung bleiben, etwa das unkomplizierte Zusammenschalten aus verschiedenen Orten, wenn man nicht mehr eigens für zwei Stunden mit dem Flugzeug anreisen muss. Und das wäre sogar ein Beitrag zu mehr Klimabewusstsein.
Mehr Informationen und das Programm findet ihr unter www.berlinerstiftungswoche.eu
Zur Person
Stefan Engelniederhammer ist Mitglied der Geschäftsführung der Berliner Kommunikationsagentur Kaiserwetter. Seit 2013 ist er ehrenamtlich als Geschäftsführer der Berliner Stiftungswoche gGmbH tätig. An der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin ist er als Lehrbeauftragter tätig.