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Uwe Brockhausen, Bezirksbürgermeister Reinickendorf, an seinem Schreibtisch

Uwe Brockhausen im Gespräch – der Bezirksbürgermeister zur Zukunft von Reinickendorf

Seit November 2021 ist Uwe Brockhausen Bezirksbürgermeister in Reinickendorf. Im Jahr 2020 stellte er sich unseren „3 Fragen an…“ Jetzt hat er mit uns für mittendrin über seine Ziele für die aktuelle Legislaturperiode gesprochen.

Schon in Ihrer Zeit als Stadtrat für Wirtschaft, Gesundheit, Integration und Soziales war Ihnen der Kontakt mit Gesundheitseinrichtungen wichtig. Welche Bedeutung hat die Gesundheitswirtschaft für den Standort Reinickendorf? Wo sehen Sie noch Möglichkeiten und Potentiale, den Gesundheitsstandort Reinickendorf weiter zu stärken?

Uwe Brockhausen: Reinickendorf hat sich mit seiner medizinischen Infrastruktur, etwa dem Vivantes Humboldt-Klinikum, der Caritas-Klinik Dominikus in Hermsdorf und dem Medical Park Humboldtmühle, berlinweit und über die Grenzen der Stadt hinaus einen guten Ruf erworben. Aber auch das P.A.N. Zentrum für Post-Akute Neurorehabilitation im Fürst Donnersmarck-Haus in Frohnau mit seinen interdisziplinären und partizipatorischen Angeboten ist hier ein gutes Beispiel. Diese medizinischen Dienstleistungen werden von Patienten, übrigens auch aus dem Ausland, sehr gern in Anspruch genommen. Ich halte die Bemühungen an allen Standorten, die Leistungen auszubauen bzw. zu verbessern, für sehr wichtig.

Angesichts der Erfahrungen aus der Corona-Pandemie müssen wir uns aktuell vor allem um die nötige personelle Ausstattung in allen medizinrelevanten Bereichen vom Gesundheitsamt über die Krankenversorgung bis hin zur Pflege kümmern. Das geht weit über die Zuständigkeit des Bezirkes hinaus, das ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

Situation von Menschen mit Behinderung verbessern

Welche Ziele in Bezug auf Barrierefreiheit – insbesondere im Kontext Wohnraum und Öffentlicher Nahverkehr – in Reinickendorf haben Sie sich gesetzt?

Uwe Brockhausen: Mobilität für alle Menschen ist ein ganz wichtiger Punkt und muss nicht nur im Bezirk, sondern auch auf Landesebene höchste Priorität haben. Viele öffentliche Gebäude sind heute bereits barrierefrei, an vielen Stellen im öffentlichen Leben aber gibt es immer noch Handlungsbedarf. Manche Zuständigkeiten, zum Beispiel im öffentlichen Nahverkehr, liegen nicht beim Bezirk. Dennoch werden wir bei jeder sich bietenden Gelegenheit darauf drängen, die Belange von Menschen mit Behinderungen mitzudenken. Denn Barrierefreiheit ist die Voraussetzung von Teilhabe, Gleichberechtigung und Selbstbestimmung von Menschen mit Behinderung in unserer Gesellschaft. Sie ist der Grundstein für ein inklusives Leben. Der Abbau von Barrieren bezieht sich auf alle Lebensbereiche wie beispielsweise Wohnen, Ausbildung, Arbeit, Freizeit. Oft ist dies per Gesetz längst geregelt, in der Praxis aber dauert es mir oft viel zu lang. Auch die Verwaltung kann noch Barrieren abbauen. Denn im Zuge der angemahnten Digitalisierung müssen wir aufpassen, nicht neue Hürden zu produzieren.

Daher unterstütze ich auch sehr das Projekt „Reinickendorf wird inklusiv“. Wir wollen zur Verbesserung des Lebens von Menschen in unserem Bezirk beitragen und mehr Teilhabe bieten.

Uwe Brockhausen hält eine Rede. Im Hintergrund ist ein Roll-Up Fix der Fürst Donnersmarck-Stiftung zu sehen. Im Vordergrund stehen Rehabilitanden des Haus Am Querschlag.
Uwe Brockhausen bei der Eröffnung des Haus Am Querschlag nach seiner Modernisierung im Jahr 2018.

Welche Gestaltungsspielräume hat der Bezirk, um die Situation von Menschen mit Behinderung zu verbessern? An welcher Stelle ist er von der Landespolitik abhängig?

Uwe Brockhausen: Wir werden weiter daran arbeiten, die Lebensbedingungen und die Teilhabe zu verbessern. Dafür haben wir im Rahmen des Projektes „Reinickendorf wird inklusiv“ auch einen Aktionsplan aufgestellt, der Maßnahmen und Ziele enthält. Von der Landespolitik hängen wir natürlich insoweit ab, dass uns auch die dafür notwendigen Ressourcen zur Verfügung gestellt werden müssen.

Unsere bezirkliche Beauftragte für Menschen mit Behinderung, Regina Vollbrecht, ist in Reinickendorf die Ansprechpartnerin für alle Behindertenverbände, Selbsthilfegruppen, Vereine, Projekte und freie Träger, die spezielle Angebote für Menschen mit Behinderung bereithalten. Neben dem Abbau der baulichen Barrieren ist es uns dabei wichtig, die Mitbürgerinnen und Mitbürger durch Maßnahmen der Bewusstseinsbildung zu sensibilisieren. Dies möchten wir beispielsweise durch Ausstellungen und Schulbesuche erreichen.

Uwe Brockhausens Pläne zur Zukunft des Bezirks

Wie kann es uns gelingen, Inklusion und Diversität im Bezirk zu fördern? Welche Rolle können Organisationen wie die Fürst Donnersmarck-Stiftung dabei spielen?

Uwe Brockhausen: Für dieses Ziel ist natürlich jede Unterstützung höchst willkommen. Wie in anderen Bereichen auch kann unser Gemeinwesen nur durch das Zusammenspiel vieler Akteure funktionieren. Staatliche Förderung und Verwaltungsexpertise sind eben nur die eine Seite. Ehrenamtliches und auch privatwirtschaftliches Engagement sind gleichfalls wichtig und unverzichtbar. Dabei geht es nicht allein um finanzielle und personelle Ressourcen, sondern auch um den Erfahrungsschatz und die Expertise, die alle Beteiligten einbringen können.
Die Fürst Donnersmarck-Stiftung leistet in Reinickendorf eine herausragende Arbeit und trägt in vielen Lebensbereichen zu einer Verbesserung der Situation bei. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle gern bedanken.

Im letzten Jahr startete unter Ihrer Schirmherrschaft die Reinickendorfer Standortkampagne „Kurs Nordwest“. Was ist für Sie die Kernbotschaft dieser Kampagne?

Uwe Brockhausen: Dass Reinickendorf in wirtschaftlicher Hinsicht ein schlafender Riese ist, mit enormen Potenzial, das nur darauf wartet, gehoben zu werden. Mit dem Wirtschafts- und Forschungsstandort auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tegel und dem benachbart entstehenden Kurt-Schumacher-Quartier mit nachhaltig gebauten Wohnungen für rund 10.000 Menschen können wir die Zukunftswerkstatt urbanes Leben für ganz Berlin und darüber hinaus werden. Wichtig ist mir, dass diese positive Entwicklung auch in angrenzen Kiezen unseres Bezirkes spürbar wird.

Wenn Sie sich Reinickendorf am Ende des Jahres 2022 vorstellen: Welche ersten Projekte möchten Sie bis dahin abgeschlossen haben?

Uwe Brockhausen: Ich wünsche mir sehr, dass wir bis dahin das Schlimmste der Pandemie hinter uns haben und gemeinsam mit dem Senat die ersten wichtigen Weichen gestellt haben, damit unsere Verwaltung die größte Erwartung an sie erfüllen kann: Kürzere Warte- und Bearbeitungszeiten!

Vielen Dank für das Gespräch!

Foto: redaktion laurent