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Ein altes Foto: Ein Mann hilft einem anderen Mann im Rollstuhl beim Einstieg in eine Berliner U-Bahn.

Stadtberollung 1991 in Berlin: Was hat sich bis heute getan?

Stadtberollungen waren schon immer ein probates Mittel, um medienwirksam auf fehlende oder eingeschränkte Barrierefreiheit im öffentlichen Raum hinzuweisen. In unserem Archivstück des Monats beschäftigen wir uns mit einer von der Stiftung organisierten Stadtberollung von 1991 und einer von 2019.

Barrierefreiheit heute und vor knapp 30 Jahren

Wie zugänglich ist die Stadt für Menschen mit Mobilitätseinschränkung? Diese Frage stellten wir uns anlässlich der Berliner Stiftungswoche im Jahr 2019 zum Thema „Wem gehört die Stadt“. Damals rollten und liefen wir mit einer kleinen Gruppe von Menschen mit und ohne Behinderung durch Berlin-Mitte und fuhren bis nach Pankow in die Alte Mälzerei. Dort betreibt die Fürst Donnersmarck-Stiftung das „Wohnen mit Intensivbetreuung“ für Menschen mit einem hohen Unterstützungsbedarf auch in der Nacht. Auf unserer Berollung stellten wir fest, dass das Holocaust-Mahnmal nur bedingt barrierefrei gestaltet ist und erfuhren konkret, welche Beeinträchtigungen ein kaputter Fahrstuhl für Menschen hat, die auf einen elektrischen Rollstuhl angewiesen sind.

Eine Stadtberollung von 1991

Doch die Stiftung führt schon seit langer Zeit solche Formate durch. So fand beispielsweise im Jahr 1991 bereits eine Stadtberollung statt, bei der ein Klient und ein Mitarbeiter der Stiftung praktisch erprobten, wie sich Menschen mit Behinderung im öffentlichen Raum bewegen können. Die Fotos von damals zeigen, dass sich seit 1991 einiges geändert hat. Von einer barrierefreien Stadt ist Berlin aber auch 30 Jahre später noch ein gutes Stück entfernt.

Erste Stationen mit Aufzügen gab es schon 1991.

Manches, das die Bilder zeigen, ist bis heute gleichgeblieben. Nicht geändert hat sich zum Beispiel die Lackierung der BVG-Züge und die Fahrzeuge der Baureihe F sind auch bis heute im Einsatz. Verändert wurden jedoch die Bahnsteige. Viele liegen heute auf demselben Niveau wie die Bahn, was das Ein- und Aussteigen mit Rollstuhl erleichtert. Aufzüge zu den jeweiligen Gleisen gab es schon damals, wenn auch weitaus weniger als heute. Völlig anders gestaltete sich die Situation aber bei den Bussen. Heute sind sie mit integrierten Rampen ausgerüstet, die sich an den Haltestellen absenken lassen. 1991 war es noch mit großem Aufwand verbunden, mit einem Rollstuhl in einen Bus vom Typ MAN D91 zu kommen.

Busse und Barrierefreiheit

Gerade das Beispiel der Busse zeigt aber auch, dass noch ein langer Weg zu gehen ist, bis Berlin vollständig barrierefrei ist – und dieser Weg auch nicht immer nur bergauf verläuft. Aus wirtschaftlichen Erwägungen wollte die BVG beispielsweise um 2012 das ‚Kneeling‘, also das automatische Absenken der Busse, nur noch auf Knopfdruck – nach Bedarf – anbieten. Proteste von Menschen mit Behinderung und von Einrichtungen, darunter auch der FDST, führten jedoch dazu, dass dieser Schritt abgewendet werden konnte.

Heute minimal einfacher: Der Einstieg in Busse.

Erst kürzlich wurde übrigens die erste barrierefreie Bushaltestelle in Berlin Spandau eingeweiht. Bei dieser liegt das Einstiegsbord so hoch, dass Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer ohne eine Rampe in den Bus gelangen können.

Die praktische Erprobung der Barrierefreiheit bleibt also auch weiterhin ein Thema, dem sich die FDST in künftigen Stadtberollungen widmen wird.