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Podcast WirSprechen: Schutzkonzept gegen sexualisierte Gewalt

Herzlich willkommen zu Staffel 2 des Interviewpodcast WirSprechen des WIR-Magazins. Unser Anspruch ist es, unmittelbar, authentisch und auf Augenhöhe über Leben mit Behinderung zu berichten. Nun geben WIR dem Ganzen auch eine Stimme. Denn über Behinderung reden, geschieht viel zu selten. Das tut hier in der zweiten Folge der Staffel 2 Mirjam Mirwald. Sie spricht mit uns über das Schutzkonzept gegen sexualisierte Gewalt der FDST und erklärt, warum es für eine Einrichtung der Behindertenhilfe so wichtig ist, sich mit sexualisierter Gewalt gegen Menschen mit Behinderung auseinanderzusetzen.

Interview mit Mirjam Mirwald aus der AG Schutzkonzept gegen sexualisierte Gewalt

Die zweite Staffel unseres Podcast WIRSprechen blickt auf Menschen mit Behinderung und ihre Gewalterfahrungen. Passend zur aktuellen Ausgabe des WIR-Magazins 2021/2 „Berichte aus dem Schatten – über Gewalt reden“ gehen wir in sechs Folgen Gewalt- und Unrechtserfahrungen von Menschen mit Behinderung nach. Auch die fachliche Perspektive, die sich mit einzelnen Themen zu Gewalt beschäftigt hat, kommt hier zu Wort.

Ein Schutzkonzept gegen sexualisierte Gewalt

Für Einrichtungen der Behindertenhilfe ist es nicht erst seit den Morden im Thusnelda-Saldern-Haus im April vergangenen Jahres dringend geboten, sich mit struktureller Gewalt gegen Menschen mit Behinderung auseinanderzusetzen. Gewalt hat viele Gesichter. Sexualisierte Gewalt ist eines davon. Seit 2019 arbeitet die Fürst Donnersmarck-Stiftung (FDST) an einem Schutzkonzept gegen sexualisierte Gewalt. 2021 wurden Mitarbeitende geschult und sensibliert. Was können Gewaltschutzkonzepte gegen sexuelle Übergriffe auf Menschen mit Behinderung, die in einem stationären Kontext leben, ausrichten?  Darüber sprechen wir mit Mirjam Mirwald aus der Arbeitsgemeinschaft Schutzkonzept gegen sexualisierte Gewalt der FDST.

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Das Transkript der Folge „Ein Schutzkonzept gegen sexualisierte Gewalt“ zum Mitlesen

Herzlich willkommen zur zweiten Folge unserer Staffel vom Podcast Wirsprechen “Berichte aus dem Schatten über Gewalt reden”. Das ist das Thema unserer aktuellen Ausgabe des Magazins. Und über Gewalt gegen Menschen mit Behinderung reden wir auch heute. Das tun wir mit Mirjam Mirwald aus der Villa Donnersmarck. Sie arbeitet dort als Diplom-Rehabilitationspädagogin und Referentin für Fortbildungen. In den letzten zwei Jahren hat sie zusammen mit einer Arbeitsgemeinschaft viel Zeit damit verbracht, ein Schutzkonzept gegen sexualisierte Gewalt für die für Donnerstag Stiftung zu erstellen. Warum ist es wichtig, sich in einer Einrichtung der Behindertenhilfe mit Gewalt auseinanderzusetzen? Was steht in so einem Konzept überhaupt drin? Darum und andere Fragen soll es heute gehen.

Das ist viel Stoff für die nächsten 20 Minuten. Hallo Miriam, vielen Dank. Wir freuen uns, dass du heute Zeit für diese Fragen hast.

Mirjam Mirwald Hallo! Danke, dass ich hier sein kann.

Mirjam, sich mit sexualisierter Gewalt auseinandersetzen, das macht niemand gerne. Und warum ist das für Einrichtungen der Behindertenhilfe so wichtig?

Mirjam Mirwald Das ist wichtig, weil gerade Menschen mit Behinderung eben sexualisierte Gewalt erleben. Die Studie von Frau Schröttle, (Dr. Marion Schröttle: Lebenssituationen, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland, 2004) die zur Lebenssituation von Frauen mit Behinderung zum Beispiel, hat ergeben, dass jede dritte, vierte Frau von sexualisierter Gewalt betroffen ist und das ist zwei bis dreimal häufiger als Frauen ohne Behinderung.

Hast du denn sonst noch allgemeine Zahlen oder andere Untersuchungen, die darüber Auskunft geben, wie sehr sexualisierte Gewalt gerade in Einrichtungen der Behindertenhilfe eine Rolle spielen?

Mirjam Mirwald Ja, es gibt einfach wenig Zahlen dazu. Also in dem Buch, das ist allerdings auch schon von 2016, da geht es um sexualisierte Gewalt an Erwachsenen, Schutz -und Hilfebedürftigen. Und da ist davon die Rede, dass sechs Prozent der Frauen mit kognitiven Einschränkungen betroffen sind und sexualisierte Gewalt in Einrichtungen erlebt haben. Und das ist schon eine sehr hohe Zahl. Aber es gibt, wie gesagt, sehr wenig Zahlen zu diesem Thema. Werner Tschan spricht übrigens von Institutionen als Hochrisikogebiete. Das fand ich immer ganz interessant. Ja, das greifen auch viele auf und bestätigen das auch noch mal.

Bei den Mitarbeitenden, die ja geschult werden, geht es ja darum, dass sie auch Formen von sexualisierter Gewalt identifizieren und auch wissen, wie sie dann handeln müssen. Und was ist, wenn sie auch mit anderen Formen von Gewalt konfrontiert sind? Gelten die gleichen Maßnahmen?

Mirjam Mirwald Ja, das ist eine gute Frage, weil tatsächlich ist es so, dass ich mich ausschließlich mit sexualisierter Gewalt beschäftigt habe und jetzt am Rande natürlich auch mit Gewaltschutzkonzepten allgemein, durch diese Forschungsstudie, die jetzt ja, ich glaube im September rausgekommen ist, zu Gewaltschutzstrukturen. Ich denke, das wahrscheinlich sind die Wege, die Handlungswege gleich. Also jeder muss Stellung beziehen oder Betroffene schützen, eingreifen, Hilfe holen. Das sind so die Sachen, die unser Gewaltschutzgesetz bereitstellt, aber auch, dass man eben Leitungen einbeziehen soll und das Thema im Team ansprechen. Und ich denke, das wird auch bei allen Formen von Gewalt der Fall sein.

Bei dem Konzept haben Mitarbeitende in der Stiftung vor Ort Risikoanalysen durchgeführt und konkrete Vorschläge erarbeitet. Haben diese Ergebnisse auch praktische Änderung erbracht? Einfach weil man bewusst auf seine Arbeitsumgebung geschaut hat oder die Wohn- und Lebensumgebung von Klientinnen und Klienten?

Mirjam Mirwald Die Beschäftigung mit dem Thema und mit möglichen Risiken hat auf jeden Fall für eine Sensibilisierung der Mitarbeitenden gesorgt. Und das ist, glaube ich, auch der Hauptpunkt und das Wichtigste bei der ganzen Geschichte. Und die Ergebnisse, die aus den Analysen rausgekommen sind, die waren sehr vielfältig und die Maßnahmen sind ja noch nicht umgesetzt, sozusagen. Also kann man jetzt nicht sagen, was es für Änderungen gebracht hat, weil wir sind noch dabei, oder? Ich denke, die Bereichsleiter sind noch dabei, sich aus den gefundenen Maßnahmen die für sie passenden Maßnahmen herauszusuchen. Und erst danach kann man sagen, wo die Ergebnisse hingeführt haben.

Kannst Du ein Beispiel nennen?

Mirjam Mirwald von dem Wunsch, dass man Themenhüter einrichtet oder benennt, Beschwerdekasten oder überhaupt ein Beschwerdemanagement, Fragebogen für Klientinnen oder auch so was wie Türen offen stehen lassen, klopfen bei den Klientinnen. Also das hat wirklich eine Riesenbandbreite.

Gerade der letzte Punkt ist, dass man so auch die Privatsphäre von Klienten ja auch ein bisschen mehr auf dem Schirm ist. Auch so ein Punkt, was Klienten auch selber auch geäußert haben bzw. inwiefern sind die denn mit einbezogen worde in der Konzepterstellung selber, haben sie mitgeschrieben?

Mirjam Mirwald Wir hätten Klientinnen unbedingt mit einbeziehen sollen und müssen und das wäre ein sehr wichtiger Aspekt bei der Durchführung von Risikoanalysen. Ich denke, das war bei uns vor allem der Zeitfaktor, dass wir ja das Konzept möglichst schnell veröffentlichen wollten. Und dann haben wir uns letztendlich dagegen entschieden, dass Klientinnen jetzt mit dabei sind. Bei den nächsten Risikoanalysen sind sie definitiv mit dabei, weil sie einfach noch mal einen ganz anderen Blick auf alle Sachen haben. Und es ist einfach sehr entscheidend, dass, egal wo man nachliest, diese Einblicke und das Einbeziehen von Klientinnen ist einfach enorm wichtig.

Warum ist es wichtig, auch Klienten mit bei Risikoanalysen mit einzubeziehen? Und auch bei der Konzepterstellung und einem Konzept ist ja auch, wenn es sozusagen unterschrieben ist und in Kraft tritt, ähnlich wie bei Gesetzen, nicht irgendwas statisch festes, sondern es wird ja auch evaluiert, da komme ich gleich noch mal dazu, und es wird dann ja auch noch weiterentwickelt. Das heißt, in einer der nächsten Stufe ist durchaus dann auch denkbar, dass man auch konkreter noch mal mit einem Klienten da noch mal einzelne Bereiche anschaut und guckt, was ist aus deren Perspektive und sich dann vielleicht noch mal sinnvoll mit aufzunehmen im Konzept?

Mirjam Mirwald Ja genau. Also das ist glaube ich auch sehr wichtig an dem Konzept, was du gerade gesagt hast. Und ich merke das auch in den Schulungen, die wir geben. Da kommt so viel Input, Fragen, Unsicherheiten, die wir wieder zurück in die AG Schutzkonzept gegen sexualisierte Gewalt geben und damit weiterarbeiten, um das Schutzkonzept gegen sexualisierte Gewalt zu verbessern. Das, was in den Schulungen kommt, schreibe ich mir alles auf und dann habe ich letztes Mal einen riesen Fragenkatalog mitgebracht und der hat eigentlich alle ziemlich erschlagen, weil es wirklich sehr, sehr viele Fragen und Themen gibt, die die in den Schulungen aufgeploppt sind. Wo muss man noch nachsteuern? Was ist noch nicht klar? Wo muss man mehr Handlungsicherheit mitgeben? Diese Fragen, die sammeln wir, sortieren wir und da werden wir noch mal uns die Themen angucken: Was können wir bearbeiten, was müssen wir weitergeben?

Aber bevor es zur Anregung der Mitarbeiter in den Schulungen gekommen ist, was war generell Dein Eindruck?

Mirjam Mirwald Also die Mitarbeitenden reagieren sehr offen und wir haben eine kleine Mini- Umfrage, die starten wir immer und da fragen wir, wie sie zu diesem Thema stehen. Finden Sie das interessant? Werden Sie vielleicht auch so zu der Schulung gekommen und die meisten sagen, dass Sie das Thema spannend finden und interessant, aber dass sie von sich aus nicht zu diesem Thema gekommen wären. Und in der Schulung selbst sind die Mitarbeitenden sehr offen und sehr interessiert und sagen auch eigentlich durchweg alle am Ende der Schulung, dass das für sie sehr hilfreich war und dass sie sich definitiv auch sensibilisiert fühlen, für dieses Thema. Und damit finde ich, ist die Rechnung auf jeden Fall aufgegangen.

Gab es denn auch so Punkte oder auch Reaktionen, die dich überrascht haben oder mit denen du so nicht gerechnet hast?

Mirjam Mirwald Einmal hat zum Beispiel eine Frau gesagt: Ich bin hier seit 28 Jahren und sowas habe ich noch nicht erlebt. Das ist einerseits natürlich ein Vorwurf, aber auch ein Zeichen von Dankbarkeit, dass die Stiftung sich jetzt auf den Weg gemacht hat. Also was mich auch überrascht ist, dass die Mitarbeitenden wahnsinnig viele Themen haben und fragen, dass wenn man dann einmal mit dabei ist, dass sie für sich ganz viele Fragen haben und zwar weniger zu ihren Klientinnen. Wie reagiere ich zum Thema sexualisierte Gewalt sondern wie gehe ich damit um? Wie kann ich mich selber schützen vor sexualisierter Gewalt, die ich selbst erfahre?

Oft finden ja Gewaltvorkommnisse gar nicht im realen Raum, sondern im virtuellen Raum statt. Ich denke da zum Beispiel an Online-Stalking oder aufdringliche Sprach -oder Chatnachrichten, Fotos, die geschickt werden, die anzüglich sind. Es nur einige Beispiele. Gilt denn da die gleiche Vorgehensweise oder erkennt man das auch rechtzeitig?

Mirjam Mirwald Tatsächlich ist es so, dass dieses Thema insgesamt, glaube ich, noch zu wenig beachtet wird und dass wir das auch nicht stark berücksichtigt haben. Ich sehe da schon noch große Lücken und Handlungsbedarf. Ich glaube, wir wissen da wenig drüber und wir haben, denke ich, auch noch dadurch, dass wir zu wenig wissen, wahrscheinlich zu wenig Optionen. Also es gibt natürlich Beratungsstellen, die kann man sich dazu holen. Ja, ich denke, dass das Thema insgesamt stark vernachlässigt wird. Und tatsächlich ist es auch so, dass ich glaube, das war jetzt auch in der in dieser Studie, die ich gerade erwähnt hatte, die könnten wir hier auch verlinken. Das waren, glaube ich, auch Thema da, dass das ein Thema ist, was so ein Randthema ist, obwohl es ein sehr großes Thema ist, also was man nicht so auf dem Schirm hat und wo man sich vorstellen kann. Also gerade weil man bei Gewalt im realen Raum einfach stärker hinschaut, al sim virtuellen, weil er dort bisschen versteckter oder so unter der Oberfläche eher laufen kann?

Aber bevor es zur Anregung der Mitarbeitentenden in den Schulungen gekommen ist, was war generell Dein Eindruck?

Mirjam Mirwald Also wir haben jetzt uns damit beschäftigt, vor allem damit beschäftigt, wie können wir Klientinnen unterstützen, wenn sie sexualisierte Gewalt erleben. Diese virtuelle Problematik tritt vielleicht auch eher auf, dient ihnen und ihrer Außenwelt und vielleicht weniger mit Klientinnen, mit denen sie zusammenwohnen. Als erstes würde ich erst mal denken, das ist eben vor allem ein Problem für Klientinnen und ihr Umfeld. Und da haben wir als Mitarbeitende wenig an der Hand, was wir, was wir mitgeben können, weil wir da nicht wirklich eingreifen können. Wir können die Klientinnen an Beratungsstellen verweisen und wir können selber Gespräche führen und aufklären. Aber mehr Handlung haben wir da nicht zur Verfügung.

Ein Konzept ist eine theoretische Planung. Das ist ein Plan, den man macht und den man dann ja auch mit den Beteiligten auch bespricht. Und dann muss es dann auch in der Praxis in den beruflichen Alltag auch eingebunden sein. Also konkret auch gelebt werden. Und natürlich hilft dann die eingangs erwähnte Sensibilisierung, dass man einfach auf die Schnelle auch einfach versteht, wenn einem Form von sexualisierter Gewalt begegnet. Und gibt es etwas, was man darüber hinaus noch machen kann oder wo es aber auch Grenzen gibt, wo man sagt, man kann trotz Umsicht und Konzept kann man auch sexualisierte Gewalt in Einrichtungen der Behindertenhilfe auch wirklich nicht vermeiden.

Mirjam Mirwald Da, wo es heißt, dass ein guter Personalschlüssel eigentlich auch dafür sorgt, dass sexualisierte Gewalt verkleinert werden kann, wir können gegen Fachkräftemangel schlecht was machen. Also ein Beispiel in der Pflege. Werner Tschan sagt in seinem Buch zum Beispiel, wenn es nach nach ihm ginge, sollten Pflegesituation zu zweit durchgeführt werden. Jetzt hat ja der Betreuungsbereich nichts mit Pflege zu tun, aber das wäre so sein Idealbild und das ist gar nicht zu verwirklichen, weil gerade im Pflegebereich haben wir ja akuten Fachkräftemangel, was vielleicht auch schwierig sein wird. Wir haben jetzt Klientinnen zu Schulungen eingeladen zusammen mit derMUT-Stelle. Da wollte Frau Schulz etwas über Schulkonzept allgemein erzählen.

Frau Schulz ist die Ansprechpartnerin für die MUT-Stelle?

Mirjam Mirwald Ja. siemwollte gleichzeitig mit den Klientinnen ins Gespräch kommen zu dem Thema sexualisierte Gewalt. Und da habe ich, glaube ich, drei Anmeldungen gehabt. Und das heißt dass entweder ist die Information nicht gut rangekommen an die Klientinnen oder sie finden für sich das Thema nicht interessant oder…

…vielleicht ist es auch mit Scham besetzt?

Mirjam Mirwald …oder es ist auch schwer, sich überhaupt vorzustellen, irgendwo hinzugehen, um über dieses Thema zu sprechen. Mit Leuten, die man nicht kennt, ist es vielleicht auch noch mal eine Hürde. Aber das könnte zum Beispiel eine Grenze sein, dass wir sagen, wir haben hier ein Konzept, wir schulen die Mitarbeitenden, wir machen ganz viel und die Klientinnen selber fehlen die Informationen.

Damit man auch sehr pragmatisch mit dem Thema auch umgehen kann in seinen Arbeitsalltag, ohne dann irgendwie ständig die Angst zu haben. Hinter der nächsten Ecke lauert sexualisierte Gewalt. Gibt es etwas, was die Beteiligten somit auf dem Weg geben könntest?

Mirjam Mirwald Ich glaube, dass das Allerwichtigste haben wir schon gemacht, sozusagen, dass die Mitarbeitenden eben sensibilisiert werden. Und das geschieht über Schulungen oder einfach ja auch, indem man sich ein Buch anguckt. Oder indem man das in Teams thematisiert. Ich denke, besonders wichtig ist es, dass wir engagierte Leitungen haben, die sich für das Thema interessieren und sich auch verantwortlich fühlen. Das ist, glaube ich, ein ganz wichtiger Aspekt. Und danach sind natürlich auch die Mitarbeitenden wichtig. Und hier ist es auch gut, möglichst engagierte Mitarbeitende zu haben, die das Thema in die Teams holen. Wir werben dafür, wie wertvoll das ist, sogenannte Themenhüter zu haben. Wie auch immer man die Personen dann benennt. Aber Mitarbeitende, die die sich für das Thema verantwortlich fühlen, die dafür verantwortlich sind und dieses Thema jedes Mal regelmäßig hochholen und aufs Tablett setzen.

Wenn sich andere Einrichtungen auf den Weg machen, das zu machen, was würdest du denen empfehlen, was sie machen und wie sie das machen sollten?

Mirjam Mirwald Das erste wäre auf jeden Fall, dass sie von Anfang an Klientinnen mit einbeziehen. Das ist das, was ich von uns aus sagen kann, dass wir aus Fehlern gelernt haben. Das ist ganz wichtig. Das wäre das erste, und zwar von Anfang an. Dann wäre es auch gut, bevor man Konzepte erarbeitet, dass man davor schon Beschwerdemanagement installiert hat, es ist ein wichtiger Aspekt, wo sich jetzt die Klientinnen eigentlich hinwenden können, wenn sie Themen haben, weil sie vielleicht auch durch die Mitarbeitenden sensibilisiert worden sind. Oder von der Stelle oder von dem Flyer oder wie auch immer. Da arbeitet die Stiftung gerade dran, das weiß ich. Aber ich würde empfehlen, das vorab sozusagen zu stellen. Wenn sich das Einrichtungen leisten können, denke ich, werden auch das Einrichten von Frauenbeauftragten oder Gewaltschutzbeauftragten total wichtig. Oder auch Ansprechpartnerinnen, an die sich Klientinnen ganz niedrigschwellig hinwenden können. Das ist etwas, was bei uns auch noch fehlt und was ich mir bei uns auch noch wünsche. Vielleicht kommt das kja noch irgendwann.

Vielen Dank. Das gibt auf jeden Fall einen Einblick in so etwa Theoretisches, wie ein Konzept mit Leben gefüllt werden kann.

Mirjam Mirwald Sehr gerne.

Über Gewalt reden ist auch Thema unserer nächsten Folge in zwei Wochen von WIRsprechen. Damit die Wartezeit nicht zu lang wird, empfehle ich Ihnen die aktuelle Ausgabe zu dem Thema, zu finden auf unserer Internetseite fdst.de/wir, oder Sie melden sich, dann schicken wir Ihnen auch eine Printfassung nach Hause. Wenn Ihnen der Podcast gefallen hat, freuen wir uns hier über einen Like und wenn Sie Fragen, kritik oder sonst etwas auf dem Herzen haben, dann melden Sie sich. Vielen Dank für’s zuhören und bis in zwei Wochen.