Nachgefragt: Kulturelle Teilhabe
„Deine Stimme für Inklusion – mach mit!“ lautet das Motto des Europäischen Protesttags zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung im Jahr 2021. Wir haben deshalb die Stimmen von Klientinnen und Klienten sowie Gästen der Fürst Donnersmarck-Stiftung gesammelt, die ihre Stimme für Inklusion erheben und Fragen an die Politik stellen wollten. Diese Fragen zu unterschiedlichen Themen im Bereich Barrierefreiheit, Inklusion und Teilhabe haben wir an die behindertenpolitischen Sprecher der großen demokratischen Parteien weitergeleitet und einige haben geantwortet. In diesem Artikel geht es um kulturelle Teilhabe durch barrierefreie Angebote.
Kulturelle Teilhabe durch barrierefreie Angebote stärken
Die Frage: „Auch Menschen mit Behinderung wollen die vielfältigen (Berliner) Kulturveranstaltungen genießen können. Was tun Sie dafür, dass dies komplett barrierefrei für alle Menschen möglich ist?“
Antworten aus dem Bundestag
Aus dem Bundestag haben auf diese Frage geantwortet: Corinna Rüffer (Bündnis 90/Die Grünen), Jens Beeck (FDP), Sören Pellmann (Die Linke)
Corinna Rüffer (Bündnis 90/Die Grünen): „Wir möchten mit einer Änderung des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes private Anbieter verpflichten, innerhalb eines realistischen Zeitraums Barrieren abzubauen. Sowohl die angebotenen Waren und Dienstleistungen als auch die Orte, an denen sie angeboten werden, müssen barrierefrei werden. Das würde dazu führen, dass viele Kultureinrichtungen und ihre Angebote barrierefrei werden.“
Jens Beeck (FDP): „Echte Inklusion bedeutet für mich, dass Menschen mit Behinderungen in allen Lebensbereichen die Möglichkeit zu gesellschaftlicher Teilhabe offen steht. Die Umsetzung von Barrierefreiheit ist hierbei zentral.
Die Umsetzung von Barrierefreiheit ist in der Kultur dabei häufig schwierig. Umso wichtiger ist es deshalb, dass die Verantwortlichen auf allen Ebenen ihre Anstrengungen in diesem Bereich verstärken. In diesem Zusammenhang ist es beispielsweise gut, dass die Berliner Kulturverwaltung unter anderem bei Baumaßnahmen auch die Belange von Menschen mit Behinderungen berücksichtigt. Barrierefreiheit bei öffentlichen Gebäuden muss selbstverständlich sein.“
Sören Pellmann (Die Linke): „DIE LINKE tritt ein für eine vielfältige und partizipative Kultur, die allen zugänglich und für alle erschwinglich ist. Wir wollen Kultur und Kulturförderung erhalten und für die Zukunft krisenfest gestalten. Kultur ist Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge. DIE LINKE steht für einen barrierefreien und gleichberechtigten Zugang zur Kultur. Wir wollen Räume für Dialog und Austausch schaffen. Wir wollen das museumspädagogische Personal aufstocken. Kultureinrichtungen müssen barrierefreie und inklusive Angebote unterbreiten.“
Antworten aus dem Abgeordnetenhaus von Berlin
Für das Abgeordnetenhaus von Berlin haben auf diese Frage geantwortet: Lars Düsterhöft (SPD), Thomas Seerig (FDP), Stefanie Fuchs (Die Linke)
Lars Düsterhöft (SPD): „Wir müssen dafür Sorge tragen, dass alle Kulturstätten so schnell wie möglich entsprechend den Anforderungen an einen inklusiven Spielbetrieb umgebaut werden. Es geht also um mehr als um Fahrstühle oder Blindenleitwege. Kultur inklusiv zu gestalten ist eine enorme Herausforderung, welche von allen Kulturschaffenden gewollt sein muss. Neben den bauliche Aufgaben muss auch das Verständnis für inklusive Kultur gefördert und geschult werden.“
Thomas Seerig (FDP): „Es muss der Anspruch sein, dass Kultur für alle da ist. Also keine Stufen und Treppen, Audiodeskription in Kino, Oper und Theater (Per App) und die Möglichkeit mit seinen Freunde zusammen zu sein (Keine gesonderten Rolliplätze). Viele Theater, Museen usw. bekommen staatliche Förderung – künftig nur noch soweit Barrierefreiheit gesichert ist. Und Neubauten müssen grundsätzlich barrierefrei sein. Und wenn Clubs Teil der Kultur sein wollen, müssen sie barrierefrei sein.“
Stefanie Fuchs (Die Linke): „Alle Menschen sollen, unabhängig von Geschlecht, Herkunft, Wohnort, Behinderung oder sozialem Status am kulturellen Leben teilhaben können, unabhängig davon, ob sie selbst Kultur schaffen oder Kulturangebote nutzen. Dafür müssen Barrieren nicht nur in baulicher Hinsicht abgebaut werden. Diese Barrieren müssen einerseits in baulicher Hinsicht abgebaut werden. Dazu gehören für mich zum Beispiel, dass Menschen in einem Rollstuhl nicht nur einen barrierefreien Zugang zu einem Theater haben, sondern dass es auch genügend Plätze im Zuschauerraum für Menschen im Rollstuhl gibt. Ein anderes Beispiel. Barrierefreiheit heißt für mich aber auch, dass es zum Beispiel Audiodeskriptionen für blinde Menschen bzw. Menschen mit Sehbeeinträchtigungen gibt. Ich stelle mir auch die Frage, warum nicht einfach mal ein Theaterstück in leichter Sprache aufgeführt wird. Da gibt es noch viel mehr, was ich hier nennen könnte. Zentral ist für mich aber, dass man auf die Menschen mit Behinderungen selbst hört und ihre Vorschläge ernst nimmt.“