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Eine Frau und ein Mann, beide im Rollstuhl, sitzen an einem Tisch mit zwei Mitarbeitenden der FDST. Im Hintergrund ein Bildschirm auf dem steht: Ihre Fragen an die Politik.

Nachgefragt: Mehr Informationen in Leichte Sprache?

„Deine Stimme für Inklusion – mach mit!“ lautet das Motto des Europäischen Protesttags zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung im Jahr 2021. Wir haben deshalb die Stimmen von Klientinnen und Klienten sowie Gästen der Fürst Donnersmarck-Stiftung gesammelt, die ihre Stimme für Inklusion erheben und Fragen an die Politik stellen wollten. Diese Fragen zu unterschiedlichen Themen im Bereich Barrierefreiheit, Inklusion und Teilhabe haben wir an die behindertenpolitischen Sprecher der großen demokratischen Parteien weitergeleitet und einige haben geantwortet. In diesem Artikel geht es um Informationen in Leichter Sprache zu politischen Themen.

Informationen in Leichter Sprache: In der Pandemie eine Seltenheit

Die Frage: „Während der Pandemie gab es mir zu wenig Informationen in Leichter Sprache? Wie stehen Sie dazu?“

Antworten aus dem Bundestag

Aus dem Bundestag haben auf diese Frage geantwortet: Corinna Rüffer (Bündnis 90/Die Grünen), Jens Beeck (FDP), Sören Pellmann (Die Linke)

Corinna Rüffer

Corinna Rüffer (Bündnis 90/Die Grünen): „Alle Menschen müssen Zugang zu den Informationen zum Coronavirus haben. Dafür müssen diese barrierefrei sein und zum Beispiel in Gebärdensprache und Leichte Sprache übersetzt werden. Das war zu Beginn der Pandemie selten der Fall. Deshalb hab ich Bundesgesundheitsminister Spahn zu Beginn der Pandemie, im März 2020, im Rahmen einer Regierungsbefragung auf die fehlenden barrierefreien Informationen aufmerksam gemacht. Inzwischen gibt es deutlich mehr Infos zu Corona in Leichter und Gebärdensprache. Ein Problem ist aber immer noch die zeitliche Verzögerung, so dass tagesaktuelle Infos leider nur selten barrierefrei zu erhalten sind.“

Jens Beeck

Jens Beeck (FDP): „Vor allem am Anfang der Pandemie waren viele wichtige Informationen für Menschen mit Behinderungen nicht oder nur sehr schwer zugänglich. So wurden zum Beispiel viele Pressekonferenzen ohne eine Gebärdensprachdolmetschung durchgeführt. Es war außerdem schwer, an Informationen in Leichter Sprache zu kommen. Informationen in Leichter Sprache sind in meinen Augen aber gerade in Krisen besonders wichtig. Denn nur so gelingt echte Teilhabe auch in dieser schweren Zeit. Ich habe deshalb auch die Bundesregierung zu barrierefreien Informationen und Informationen in Leichter Sprache zur Corona-Impfung befragt. Informationen zur Impfung in Leichter Sprache gibt es auf einem Aufklärungsblatt des RKI. Trotzdem bleibt noch einiges zu tun.“

Sören Pellmann

Sören Pellmann (Die Linke): „Das stimmt. Alle Veröffentlichungen und Pressekonferenzen der Bundesregierung und der Landesregierungen sowie der Verwaltungen müssen barrierefrei ausgestaltet sein und damit auch Angebote in leichter Sprache umfassen. Wir fordern, einen Rechtsanspruch auf leichte Sprache im Behindertengleichstellungsgesetz zu verankern, den die Länder dann übernehmen sollten.“

Antworten aus dem Abgeordnetenhaus von Berlin

Aus dem Abgeordnetenhaus von Berlin haben auf diese Frage geantwortet: Lars Düsterhöft (SPD), Thomas Seerig (FDP), Stefanie Fuchs (Die Linke).

Lars Düsterhöft

Lars Düsterhöft (SPD): „Das stimmt. Grundsätzlich war und ist es schwer alle Informationen schnell und zielgenau zur Verfügung zu stellen. Das Angebot in leichter Sprache war genauso rar. Das Problem ist lange bekannt. Auch wenn ich mich dafür eingesetzt habe, dass mehr Informationen barrierefrei zur Verfügung gestellt werden, so muss ich die massive Überlastung des entsprechenden Personals, welches die Informationen aufbereitet, anerkenne. Dieses ist sehr darum bemüht, so gut wie möglich jede Frage zu beantworten und auch barrierefrei zu kommunizieren. Klappen tut das aufgrund der Fülle der Arbeit aber nur unzureichend.“

Thomas Seerig

Thomas Seerig (FDP): „Es gibt grundsätzlich zu wenig Informationen in Leichter Sprache. Das hat sich au in der Pandemie gezeigt. Alle wichtigen Informationen müssen auch in Leichter Sprache angeboten werden. Besonders wenn man sich an Menschen mit Lernproblemen oder Sprachhandicap wendet. Hier ist noch viel zu tun. Genauso wie bei Gebärdensprache und dem Grundsatz, dass generell das „Zwei-Sinne-Prinzip“ gelten muss.“

Stefanie Fuchs

Stefanie Fuchs (Die Linke): „Ich habe das von Anfang an bemängelt und mich dafür eingesetzt, dass es die Informationen auch in leichter Sprache gibt. Es ist meines Erachtens insgesamt ein großes Problem, dass die
Verwaltung zu wenig in leichter Sprache kommuniziert. Selbst mir als eine Person, die keine kognitive Beeinträchtigung hat, fällt es mitunter schwer, das übliche Verwaltungsdeutsch zu verstehen. Hier zeigt sich, wie Inklusion im Endeffekt allen einen Mehrwert bringt.“

Übersicht aller Nachgefragt-Beiträge

Hier geht es zur Übersicht aller Beiträge zum Thema „Nachgefragt! 5. Mai 2021: Deine Stimme für Inklusion“.