zur Navigation zum Inhalt
Zu sehen ist das Schloss Rheinsberg von hinten. Besonders deutlich sind die beiden Türme mit einem roten Dach und einem sandfarbenen Anstrich.

Mit Theodor Fontane Rheinsberg entdecken

2019 ist Fontanejahr. Das ist Anlass genug, Rheinsberg aus den Augen von Theodor Fontane neu zu entdecken. In seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ hat er der Gegend ein literarisches Denkmal gesetzt. Wir folgen seinen Schritten vom Seehotel Rheinsberg aus – als kleine literarische Ortsführung. Unsere literarische Reise beginnt am Seehotel Rheinsberg.

Die Ankunft

„Rheinsberg“, so schreibt Fontane, „von Berlin aus zu erreichen, ist nicht leicht.“ Wer jedoch achtlos daran vorbeiziehe, verpasse einen Ort, „dessen Naturschönheiten nicht verächtlich und dessen historische Erinnerungen ersten Ranges sind.“

Fontane selbst hatte es allerdings leichter. Denn seine Wanderung nach Rheinsberg begann er im nahe gelegenen Ruppin. Er passierte einige Hügel, überwand ein paar Sandwege, näherte sich nach und nach „einem hinter reichem Laubholz versteckten, immer noch rätselhaftem Etwas“ bis er schließlich „zwischen Parkanlagen links und einer Sägemühle rechts in die Stadt Rheinsberg“ gelangte.

Station 1: Der Ratskeller

In Rheinsberg angekommen kehrte er – das Seehotel Rheinsberg und das Café Tucholsky mit seiner empfehlenswerten Küche gab es noch nicht – zunächst im Ratskeller ein, um sich mit einem guten Frühstück von der Anreise zu erholen.

Wollen wir es ihm gleich tun, verlassen wir das Hotel aus dem Haupteingang und gehen vom Donnersmarckweg auf die Königstraße. Dort biegen wir rechts ab in Richtung des Rheinsberger Schlosses. Nach etwa 400 Metern sehen wir auf der linken Seite gegenüber dem Denkmal von Friedrich dem Großen den Ratskeller.

Das große Haus mit seinem gelben Anstrich, der gemütlichen Inneneinrichtung und der grünen Aufschrift „Ratskeller“ ist schon von Weitem gut zu erkennen. Auf der Speisekarte stehen Klassiker wie Wiener Schnitzel oder Gulaschsuppe, aber auch Fontantes Leibgericht „Altbrandenburgischer Schmorbraten mit Ingwersauce“.

Außenansicht des Rheinsberger Ratskeller. Hier nahm FOntane ein Frühstück ein.

Station 2: Die Rheinsberger Kirche

Da das Rheinsberger Schloss als bekannteste Sehenswürdigkeit des Ortes über die Mittagszeit geschlossen war, besuchte Fontane zunächst die Rheinsberger Kirche. Wir wenden unseren Blick vom Ratskeller ab und folgen seinen Schritten. Wir müssen nicht weit gehen, nur einmal um den Block führt uns Fontane. Die Königsstraße geht hier in die Schlossstraße über und nach lediglich 50 Metern sehen wir auf der linken Seite die St. Laurentiuskirche. Es ist ein „alter und in mehr als einer Beziehung interessanter Bau.“

Die Rheinsberger St. Laurentiouskirche

Die Kirche entstand im 13. Jahrhundert. 1568 gestaltete sie Achim von Bredow aufwendig um und ließ sie um mehr als zwei Drittel vergrößern. Gemeinsam mit dem märkischen Schriftsteller betreten wir die Kirche. In ihrem Mittelpunkt steht das „kunstvoll gearbeitete“ Grabmonument Achim von Bredows: „Es ist ein Denkmal von ganz ungewöhnlichen Dimensionen, das bei wenigstens zehn Fuß Breite gewiß die doppelte Höhe hat.“ Zu sehen sind auf dem Monument das Wappen von Bredows, ein Relief mit der Bibelgeschichte von Jonas, der im Bauch eines Walfisches überlebte und ein weiteres Relief mit der Auferstehung Christi. Der besondere Blickfang sind allerdings zwei lebensgroße Figuren Achim von Bredows und seiner Frau Anna von Arnim.

Fontane bleibt noch länger in der Kirche: Berichtet von dem Kristallglas-Kronleuchter in dem Gebäude, von dem alten Taufstein und erzählt in seinen „Wanderungen“ Sagen aus alter und neuerer Zeit.

Station 3: Das Schloss Rheinsberg

Wir wollen jedoch weiter, wollen zu der bekanntesten Sehenswürdigkeit: Dem Schloss in Rheinsberg. Wir müssen dafür wieder zurück auf Schlossstraße und wenden uns nach rechts. Nur ein paar Meter, dann sehen wir schon wieder das Denkmal Friedrich des Großen. Nun müssen wir nur noch links abbiegen und steuern direkt auf das Schloss zu.

Zu sehen ist das Schloss Rheinsberg von hinten. Besonders deutlich sind die beiden Türme mit einem roten Dach und einem sandfarbenen Anstrich.

„Das Schloss“, erklärt uns wiederum Fontane, „war in den alten Tagen ein gotischer Bau mit Turm und Giebeldach. Erst zu Anfang des vorigen Jahrhunderts trat ein Schlossbau in französischem Geschmack an die Stelle der alten Gotik und nahm dreißig Jahre später unter Knobelsdorffs Leitung im Wesentlichen die Formen an, die er noch jetzt zeigt.“ Das Schloss ist in einem hellen Sandton gehalten und liegt direkt am Grienericksee. Die beiden Rundtürme an der Seite – Fontane nennt sie „mehr eine Eigentümlichkeit als eine Schönheit“ – geben dem Bau einen besonderen Charakter und hohen Wiedererkennungswert.

Wer möchte, kann nun Fontane folgen und eine Besichtigung des Schlosses unternehmen. Dieses ist dank des Engagements der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten und der Fürst Donnersmarck-Stiftung auch für Rollstuhlfahrende zugänglich. Im Schloss bekommen Interessierte eine Führung durch die Säle und lernen allerhand Wissenswertes über Rheinsberg und die Hohenzollern.

Außerdem befindet sich im Schloss das Kurt-Tucholsky-Literaturmuseum. Es ist dem zweiten wichtigen Schriftsteller gewidmet, dessen Biografie eng mit der Stadt Rheinsberg verbunden ist. Nirgendwo sonst erfährt man mehr über den Publizisten, Schriftsteller und überzeugten Demokraten.

Station 4: Mit Fontane im Park

Unsere nächste Station ist der Rheinsberger Park. Dieser, erklärt uns Theodor Fontane, „ist eine glückliche Mischung von französischem und englischem Geschmack, zum Teil planvoll und absichtlich dadurch, dass man die Le Nôtreschen Anlagen durch Partien im entgegengesetzten Geschmack erweiterte, zum Teil aber planlos und unabsichtlich dadurch, dass sich das zwang- und kunstvoll Gemachte wieder in die Natur hineinwuchs.“

Ein gemütlicher Spaziergang durch den Park, der sich immer an den Grienericksee anschmiegt lohnt sich zu jeder Jahreszeit. Manche Steigungen sind allerdings für Rollstuhlfahrerinnen und Rollstuhlfahrer etwas herausfordernd. Macht man sich auf den Weg, passiert man „die herkömmlichen Schaustücke solcher Parkanlagen: Säulentempel, künstliche Ruinen, bemooste Steinbänke, Statuen (darunter einige von großer Schönheit), und gelangt endlich bis an den sogenannten Freundschaftstempel.“

Dort pflegten die Hohenzollern bei schönem Wetter zu speisen. Dazu überquerten sie den Grienericksee mit einem eigenen kleinen Boot. Schaut man auf den See hinaus, sieht man vielleicht ebenfalls ein kleines Paddelboot, ein großes Fahrgastschiff oder eine private Yacht. Und natürlich kann man auch das Rheinsberger Schloss von der Seeseite aus betrachten.

Station 5: Der Rheinsberger Obelisk

Der Rheinsberger Obelisk ist in der Bildmitte zu sehen. Im Bildvordergrund ist der Grienericksee. Links und rechts stehen Wälder. Fontane nennt den Obelisken die "größte Sehenswürdigkeit" in Rheinsberg.

Vom Freundschaftstempel aus gehen wir zur letzten Station unserer „Wanderung durch Rheinsberg“ mit Theodor Fontane. Der Rheinsberger Obelisk ist „vielleicht die größte Sehenswürdigkeit“ des Ortes und befindet sich direkt gegenüber dem Schloss. Anfang der 1890er Jahre wurde er vom Prinzen Heinrich von Preußen errichtet. Er erinnert an August Wilhelm von Preußen (1722–1758).

„Aber nicht dem Prinzen allein ist das Monument errichtet, vielmehr den preußischen Helden des Siebenjährigen Krieges überhaupt, allen jenen, die, wie eine zweite Inschrift ausspricht, es durch ihre Tapferkeit und Einsicht verdient haben, dass man sich ihrer auf immer erinnere.“ Insgesamt 28 Namen von Generälen, Feldherren und anderen Adeligen sind an den Obelisken angebracht – darunter auch Viktor Amadeus Henckel von Donnersmarck.

Zu sehen ist die Inschrift des Obelisken.

Vom Obelisken hat man einen wundervollen Ausblick – über den Grienericksee, zum Rheinsberger Schloss und auch zum Seehotel Rheinsberg. Hier endet unsere gemeinsame Zeit mit Theodor Fontane. Der Dichter selbst wandert von Rheinsberg aus weiter nach Zernikow.

Wir jedoch verabschieden uns von ihm. Wir schlendern durch den Park zurück zum Schloss und von dort – dem Wasser entlang – auf der Uferpromenade vorbei an der Musikakademie und dem Café Tucholsky ins Seehotel Rheinsberg, wo wir unseren Ausflug zum Fontanejahr in aller Ruhe ausklingen lassen.

Übrigens: Eine Übersicht über barrierefreie Reiseziele zum Fontanejahr haben wir euch hier zusammengestellt!