Interview mit Ute Schinkitz, Bundestrainerin Para-Schwimmen
Vom 30. Mai bis 2. Juni finden wieder die Internationen Deutschen Meisterschaften (IDM) im Para-Schwimmen in Berlin statt. Im Vorfeld der IDM haben wir mit der Bundestrainterin Ute Schinkitz gesprochen.
Ute Schinkitz erwartet Topleistungen bei den IDM 2024
Können Sie uns aus Sicht einer Bundestrainerin sagen, was die Besonderheit der IDM für das Para-Schwimmen in Deutschland ist?
Ute Schinkitz: Schon die Auflösung der Abkürzung IDM sagt etwas über die Besonderheit dieser Titelkämpfe aus. Es ist eine Internationale Deutsche Meisterschaft, d. h. es ist viel Konkurrenz am Start und das in der Regel aus mehr als 45 Nationen. Eine weitere Besonderheit ist, dass in den Finalläufen nicht wie sonst in der reinen Startklasse gewertet wird, sondern nach einem Punktesystem, das jede Leistung ins Verhältnis zum jeweils gültigen Weltrekord setzt. Die IDM wird außerdem im Jahresverlauf meist so platziert, dass es die letzte Möglichkeit ist, sich für das internationale Topereignis zu nominieren, diesmal geht es hier also um Startplätze für die Paralympics in Paris. Das lässt viele Topleistungen erwarten.
Das „Berliner Wasser“ der IDM gilt ja als besonders schnell: Was erwarten Sie sich von dem Wettkampf in diesem Jahr?
Ute Schinkitz: Wir erwarten uns sehr spannende Wettkämpfe und viele persönliche Bestzeiten, die u. a. für die Erfüllung der Bundeskadernormen wichtig sind. Von den Topschwimmern erwarten wir die Umsetzung der Trainingsinhalte, die notwendig sind, um bei den Paralympics die beste Performance zu zeigen, so dass wir um Medaillen und Finalplatzierungen kämpfen können. Der/die ein oder andere Schwimmer*in möchte auch noch auf den Zug der Nominierten aufspringen, d. h. die geforderte nationale Qualifikationszeit schwimmen.
Die Fürst Donnersmarck-Stiftung begleitet die IDM schon seit vielen Jahren, sodass wir eine deutliche Professionalisierung miterleben durften. Wie nehmen Sie die Entwicklung der IDM in den letzten Jahren wahr?
Ute Schinkitz: Die IDM ist der nationale Wettkampfhöhepunkt und neben den Topschwimmern sind auch viele Nachwuchsathleten*innen am Start. Alle freuen sich, in dieser wunderbaren Halle und der tollen Atmosphäre schwimmen zu dürfen. Das mitzuerleben, als Zuschauer, als Familie macht schon mal Freude und animiert hoffentlich auch, sich selbst zukünftig im Wasser zu bewegen, eine der gesündesten Sportarten überhaupt. Das Berliner Schwimmteam ist auch immer auf der Suche nach jungen Nachwuchsschwimmern. Die Ansprechpartner*innen sind vor Ort.
Ausblick auf die Paralympics 2024 in Paris
Wagen wir einen Blick nach vorne: Die IDM ist für viele Athlet*innen wahrscheinlich nur ein Zwischenschritt in Richtung Paralympics. Freuen Sie sich schon auf die Spiele und welche Ziele haben Sie sich für Paris gesteckt?
Ute Schinkitz: Richtig, für ein Teil des Nationalteams ist es ein weiterer Zwischenschritt auf dem Weg nach Paris. Sieben Sportlerinnen und fünf Sportler können für Para Schwimmen Deutschland in Paris an den Start gehen. Nach den Corona-Spielen in Tokyo 2021 ist die Freude auf Paris 2024 noch einmal umso größer. Waren es doch in Japan sehr abgeschottete Spiele, leider, so werden die Paralympics in Paris offene, fröhliche und sehr erlebnisreiche Spiele werden. Natürlich liegt der Fokus auf dem Sport und die Erfüllung der eigenen Zielstellungen, aber in einer vollen Halle zu schwimmen ist einfach fantastisch und motiviert noch einmal mehr. Dazu werden Familienangehörige, Freunde und Mitstreiter vor Ort sein können. Das Para Schwimmteam möchte an die Erfolge der WM 23 und EM 24 anknüpfen. Wer einmal eine Medaille gewonnen hat, der ist auch hungrig nach einer Paralympics Medaille. Am Tag X die beste Performance zeigen, das ist das Ziel, auch wenn es am Ende auch mal keine Medaille ist. Außerdem möchten wir zeigen, dass trotz und ganz gleich mit welchem Handicap sehr, sehr viel möglich ist und es jeder einfach versuchen sollte!
Titelfoto: Tino Henschel