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Eine Frau steht vor einer Dropflag

Ein Blick hinter die Kulissen bei der AfB gGmbH

Das gemeinnützige IT-Unternehmen AfB – social & green IT aus Ettlingen bei Karlsruhe hat sich Inklusion auf die Fahnen geschrieben. Wir haben die Berliner Niederlassung des Unternehmens in der Bessemerstraße, nahe S- und Fernbahnhof Berlin-Südkreuz, auf dem ehe­maligen Gelände der Schultheiss-Mälzerei besucht und angeschaut.

Von Anke Köhler und Ursula Rebenstorf (WIR-Magazin)

Zwei Menschen stehen in einer Lagerhalle
WIR-Redakteurin lässt sich von Michael Schmelcher, dem Berliner Niederlassungsleiter bei der AfBgGmbH das Lager zeigen.

AfB: Green IT mit Inklusion

Wohin mit gebrauchten Firmen-PCs, Laptops, Tablets oder Diensthandys? Der Markt generalüberholter Altgeräte wächst in den letzten Jahren kontinuierlich. Unternehmen wie Lidl, Siemens oder Vattenfall übergeben ihre ausrangierten Geräte an die AfB gGmbH.  Dort werden sie von Mitarbeitenden fachgerecht geprüft, auseinandergebaut und bei Bedarf mit Ersatzteilen bestückt. Danach folgt im (Online-)Shop die Abgabe an Endverbraucherinnen und Endverbraucher zu moderaten Preisen.

komprimierer PC-Schrott in einer Hand
Ein PC passt in eine Hand – So klein werden Computer, wenn sie aus dem PC-Schredderer bei AfB rauskommen.

AfB = Arbeit für Menschen mit Behinderung

Im Unterschied zu anderen Marktanbietern wirbt die AfB gGmbH mit Nachhaltigkeit und Inklusion: Zum einen werden im Sinne der Inklusion überdurchschnittlich viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit Behinderung (44%) beschäftigt. Andererseits fühlt sich das Unternehmen der Umwelt verpflichtet, indem gebrauchte Computer nach ihrer Nutzung nicht verschrottet, sondern für den Weiterverkauf aufbereitet werden. Die Verkaufserlöse fließen zu 100% wieder in den Betrieb zurück, um die Gehälter der Mitar­beitenden, eventuelle Hilfsmittel für deren Arbeit.

Von der Abholung bis zum Wiederverkauf – alles mit barrierefreien Lösungen

Während unseres Besuches in den Geschäfts-und Produktionsräumen begleitete uns Niederlassungsleiter Michael Schmelcher. Dabei konnten wir den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der AfB gGmbH über die Schulter schauen. Das Wareneingangssystem ist zum Beispiel komplett barrierefrei. Anhand der Passworteingabe erklärte uns Schmelcher die Inklusion in seinem Betrieb:

„Für den Datenschutz ist die wiederholte Passworteingabe am Rechner unerlässlich, wenn der Rechner z. B. im Standbymodus ist. Für unseren zuständigen Mitarbeiter mit Behinderung, der beim Tippen mehr Zeit braucht, ist das sehr unpraktisch.

Ein Mann vor einem Bildschirm
Ein Mitarbeiter überprüft, dass die Geräte funktionstüchtig sind.

Auch haben wir uns einige Augenblicke Zeit genommen, um beispielsweise bei der Kontrolle von Bildschirmen zuzusehen. Weiterhin ließen wir uns erläutern, wie die Geräte ankommen und zu den verschiedenen Abteilungen geleitet werden, um am Ende verkaufsfertig zu sein.

Wie auch in anderen Branchen entwickelte die AfB Group ihr inklusives Konzept ursprünglich mit einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung, die sich in der Nähe des Firmensitzes in Ettlingen befindet. Aus dieser Kooperation heraus entstanden Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung für den ersten Arbeitsmarkt. Mit Gründung von Niederlassungen an anderen Standorten, u. a. mit Zweigstellen in Düren, Nürnberg und Hannover, wuchs dieses Konzept.  Mittlerweile ist das Unternehmen nicht nur in Deutschland ansässig, sondern auch in der Schweiz, in Österreich, in der Slowakei und in Frankreich.

Wie funktioniert Social Business bei den europäischen Nachbarn?

Jedes Land hat eigene Regelungen, um den Zugang zum ersten Arbeitsmarkt inklusiv zu gestalten. Doch ist die Anzahl der Mitarbeitenden mit Behinderung in den europäischen Niederlassungen ähnlich konstant wie in den deutschen. 

Zwei Personen stehen vor einem parkenden Lastwagen
Die AfB group arbeitet international

„In Frankreich gibt es keine Inklusionsfirmen, sondern Werkstätten, die auf die Region bezogen in der Anzahl reglementiert sind. Das ist festgelegt und somit eine andere Rechtsform, wie wir sie in Deutschland kennen“, erklärt Schmelcher. „In der Slowakei ist Social Business ein immer größeres Thema und entsprechende Gesetze jüngst verabschiedet. Das haben wir als Anlass genommen, mit der Regierung zu gucken, was wir machen können, um ein Vorreiter für Social Business zu werden“, so der Berliner Niederlassungsleiter weiter. Jüngst ist das Unternehmen von einer Vereinigung europäischer Sozialfirmen zum „Sozialunternehmen des Jahres 2020“ gekürt worden.

„Das Ziel, so viel wie möglich Menschen auf den ersten Arbeitsmarkt zu bringen.“

Alle Überschüsse, die die AfB gGmbH erwirtschaftet, investiert sie in das eigene Wachstum und damit den Ausbau von Arbeitsplätzen für Menschen mit Behinderung. Das Ziel: 500 Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung auf dem ersten Arbeitsmarkt. Auch in Michael Schmelchers Team gibt es Kollegen mit Behinderung. „Wir wollen Menschen mit Schwerbehinderungen eine Chance geben“, erklärt er. „Auch wer erst mal herausfinden möchte, ob er hier zurechtkommt, ist willkommen und kann sich zunächst für ein Praktikum bewerben“, erklärt er weiter. Ein Konzept zu einer Ausbildung zum Fachinformatiker oder zur Fachinformatikerin mit Abschluss hat die AfB gGmbH zusammen mit der IHK auf den Weg gebracht. Allerdings, die Schulungsunterlagen in Blindenschrift oder Gebärdensprache sind noch nicht fertig. „Wir versuchen so barrierefrei wie möglich zu sein Das klappt noch nicht in allen Bereichen, aber wir verbessern uns ständig.“

Ein Backsteinbau von außen
In der historischen Schultheissbrauerei steht der AfB-Shop der Berliner Niederlassung

Corona – Update: Unsere Arbeit in der Pandemie

Durch die aktuelle Situation arbeiten viele Menschen im Homeoffice. Die Ausstattung mit entsprechender Technik ist dabei wichtig. „Wir haben in den letzten Wochen eine extrem hohe Nachfrage nach qualitativ hochwertiger Business IT-Hardware erlebt“, bestätigt Michael Schmelcher.

„Es war toll zu sehen, wie meine Kollegen diese Herausforderung gemeistert haben. Viele musste in einer anderen Abteilung aushelfen und flexibel sein. Man hat gesehen, dass auch dies in einem Inklusionsunternehmen möglich ist. Wir sehen es auch als unsere gesellschaftliche Verantwortung an, dass wir möglichst vielen Kunden die Möglichkeit im Homeoffice zu arbeiten, ermöglichen konnten, um die Ausbereitung des Virus zu verlangsamen.“

Michael Schmelcher

https://www.afb-group.de/