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Ansicht vom Wohnhaus der Stadtmission

Hilfe für Obdachlose mit Behinderung in Reinickendorf

Die Berliner Stadtmission hilft mit ihren über 90 Einrichtungen Menschen in verschiedenen Notlagen und schafft Begegnungsorte vorwiegend in Berlin. Einer dieser Orte befindet sich in Reinickendorf in der Kopenhagener Straße. Hier übernahm die Stadtmission 2014 ein Wohnheim mit 115 Plätzen für obdachlose Menschen. Seit Oktober 2022 können hier auch Obdachlose mit Behinderung wohnen, die zusätzlich zu ihrer Wohnungslosigkeit auch von einer körperlichen Behinderung, beginnender Demenz oder anderen gesundheitlichen Problemen betroffen sind.

Barrierefreie Wohnpätze für Obdachlose mit Behinderung bei der Berliner Stadtmission

„ASOG plus“ heißt das Konzept, in dessen Rahmen die Berliner Bezirke nach dem „Allgemeinen Sicherheits- und Ordnungsgesetz“ (ASOG) zusammen mit Einrichtungen wie die Stadtmission barrierefreie Unterkünfte für wohnungslose Menschen schaffen.

Norbert Kruschel in dem neugebauten barrierefreien Wohnbereich

„Wir haben einiges umgebaut und nun neben zehn barrierefreien Zimmern mit eigener Nasszelle auch zwei Gemeinschaftsbäder, die mit bodengleicher Dusche und Klappsitzen an der Wand komplett rollstuhlgerecht sind“, erklärt Norbert Kruschel, Sozialarbeiter in der Kopenhagener Straße, bei einem Vor-Ort-Termin. Auch eine kleine Gemeinschaftsküche mit unterfahrbarer Küchenzeile erleichtert Rollstuhlnutzenden das Zubereiten von Mahlzeiten.

Ambulante Pflege im Wohnheim

Die eigene Nasszelle in den Zimmern ist vor allem dann wichtig, wenn ein ambulanter Pflegedienst die Versorgung übernimmt. Wer möchte, kann seinen eigenen Pflegedienst beauftragen. Aber die Wohnheimleitung Margita Bach und ihr Team haben es geschafft, einen Pflegedienst zu finden, der einige Menschen mit Pflegebedarf in der Kopenhagener Straße versorgt. „Diese Zusammenarbeit haben wir bewusst angestrebt“, erklärt Norbert Kruschel, „denn für einen Pflegedienst ist die Versorgung gleich mehrerer pflegebedürftiger Menschen an einem Ort auch praktisch.“

„Barrierefreie Wohnplätze verhindern, dass Menschen im Rollstuhl auf der Straße leben müssen.“

Norbert Kruschel

Der Bedarf an barrierefreien Wohnplätzen ist groß. Alle zehn Zimmer sind von Menschen bewohnt, die mit einer körperlichen Behinderung leben oder eine psychische Erkrankung haben. Wer via „ASOG plus“ einen der begehrten barrierefreien Wohnplätze von der sozialen Wohnungshilfe des Bezirksamts zugewiesen bekommt, kann seine eigene Obdachlosigkeit abwenden. In der Praxis kommen aber nur wenige Menschen auf diesem Wege in die Einrichtung, erzählt Norbert Kruschel. Denn der Bedarf an barrierefreien Zimmern bei den Menschen, die bereits in der Kopenhagener Straße lebten, war so groß, dass diese in Absprache mit dem Bezirksamt innerhalb des Wohnheimes in den barrierefreien Anbau umzogen. „So haben wir die Voraussetzungen geschaffen, dass diese Menschen hier besser versorgt werden können.“

Von der Unterkunft zurück in die eigene Wohnung?

Das Wohnheim versteht sich als Sprungbrett.  Es ist das Ziel des Aufenthaltes, mit Unterstützung von Norbert Kruschel und dem Team wieder zurück in eine eigene Wohnung zu finden, sei es im geschützten Marktsegment oder auch im Betreutes Einzelwohnen. Die Voraussetzung dafür sei aber ein hohes Maß an Eigeninitiative und der Wunsch nach einer eigenen Wohnung. Die Praxis zeigt, dass der Wechsel nicht immer möglich ist. So äußern gerade in der aktuellen Zeit manche Bewohnerinnen und Bewohner bei den Beratungen die Befürchtung, dass sie aufgrund steigender Energiepreise Angst haben, nicht mit einer eigenen Wohnung zurechtzukommen. Schwierig gestaltet sich auch eine Vermittlung in Pflegeheime, wenn Suchterkrankungen eine Rolle spielen. „Ich wollte einen jüngeren Bewohner mit einer halbseitigen Lähmung anderswo unterbringen“, nennt Norbert Kruschel ein Beispiel aus der Praxis. „Aber aufgrund seiner Alkoholsucht ist das bisher nicht gelungen.“

Auch wenn ein Wohnplatz in der Kopenhagener Straße als eine Übergangslösung gedacht ist, „haben wir hier auch Menschen, die schon sehr lange bei uns sind, sich mit der Wohnsituation in der Kopenhagener Straße arrangiert haben und bleiben möchten“, fasst Norbert Kruschel zusammen.

Gesucht: Winterkleidung für Männer

Generell benötigt die Stadtmission dringend Kleiderspenden, insbesondere Winterbekleidung für Männer. Diese Kleiderspenden kommen direkt den Menschen zugute, die von der Stadtmission betreut werden. Auch vor dem Wohnheim in der Kopenhagener Straße steht ein Kleidercontainer der Stadtmission. Auf der Seite der Stadtmission finden Spenderinnen und Spender genaue Angaben zu den benötigten Spenden sowie die Standorte der Container.