Gesichter der Nordbahn: Ulrike – Motiviert und mit Freude zur Arbeit
Mit der Reihe Gesichter der Nordbahn wollen wir Menschen, die bei der Nordbahn gGmbH arbeiten, eine Stimme geben. So kommen diejenigen, die in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung arbeiten, selbst zu Wort. Den Anfang macht Ulrike, die seit 21 Jahren Mitarbeiterin bei der Nordbahn ist.
Kein Druck bei der Nordbahn
Warum hast du dich entschieden, in einer Werkstatt zu arbeiten?
Das war nicht meine Entscheidung, sondern die der Familienhelferin. Sie gab mir den Tipp. Dann habe ich mir die Werkstatt persönlich angeschaut und mir hat die Zusammenarbeit gefallen, besonders dass es kein Druck gibt. So habe ich bei der Nordbahn angefangen.
Wie sieht dein typischer Arbeitstag aus?
Frühmorgens, wenn ich ankomme, trinke ich erstmal eine Tasse Kaffee mit meinen Kollegen und fange dann an zu arbeiten. Meine Aufgaben wechseln. Ich arbeite in der Wäscherei. Meistens bügle ich, mangle die Wäsche und packe diese dann für unsere Kunden ein. Neuerdings werde ich im neuen Arbeitsbereich Aktendigitalisierung eingearbeitet. Das macht mir auch viel Spaß. Mein Arbeitstag fängt je nach Auftrag zwischen 7:45 und 8 Uhr an und endet meistens 14:50 Uhr. Freitag fange ich um 7 Uhr an und arbeite bis kurz vor 13 Uhr.
Was gefällt dir an der Arbeit einer Werkstatt?
Die Zusammenarbeit mit meinen Kollegen gefällt mir sehr. Dass niemand hier Druck macht. Es ist sehr familiär und ich komme sehr motiviert und mit Freude zur Arbeit.
Was wünschst du dir, um die Inklusion von Menschen mit Behinderung am Arbeitsplatz zu verbessern?
Mehr Informationen über die Arbeitsbereiche in leichter Sprache. Gerne in Form eines Flyers zum Nachlesen.
Welche Schwierigkeiten hattest du in der Werkstatt? Wie hast du diese gelöst?
Ich war im Arbeitsbereich, der mir nicht gefallen hat und ich wollte kündigen. Aber durch Gespräche bin ich in den Textilbereich gekommen und bin sehr gut aufgenommen worden. Da gefällt es mir sehr gut.
Was sind Deine Erfahrungen mit dem 1. Allgemeinen Arbeitsmarkt?
Ich habe vor meiner Zeit in der Werkstatt als Reinigungskraft gearbeitet. Dabei wurde ich ausgenutzt und mir wurden Sachen unterstellt, dass ich nicht ordentlich arbeite und sauber gemacht habe. Sie haben mich dann nach zwei Jahren gekündigt. Danach war ich arbeitslos und habe mich um Arbeit bemüht, aber nichts bekommen. Zu der Zeit war ich alleinerziehende Mutter. Meine Familienhelferin hat gesehen, dass ich Arbeit suche und aus persönlichen Gründen ein Schutzraum brauche. Somit bin ich zur Nordbahn gekommen und konnte Arbeit und Familie unter einen Hut bringen.
Möchtest Du wieder auf den 1. Allgemeinen Arbeitsmarkt zurück?
Ich habe in der Nordbahn Freunde gefunden und eine Arbeit, die mir Spaß macht. Wenn ich an den 1. Allgemeinen Arbeitsmarkt denke, überfordert mich der Gedanke, wieder zurückzugehen. Ich habe erlebt, wie stressig die Arbeit war und mich psychisch fertig gemacht hat. Ich bin so dankbar für die Arbeit in der Nordbahn. Auf dem 1. Allgemeinen Arbeitsmarkt würde ich mit dem Druck nicht mehr zurechtkommen. Ich fühle mich hier auch nicht ausgebeutet und bin sehr glücklich.
„Ich wünsche mir, dass die Frauen mutiger werden.“
Was machst du gerne in deiner Freizeit?
Ich mache Fitness und puzzle sehr gerne zuhause. Die Radtouren mit meiner Tochter genieße ich und treffe mich in der Freizeit sehr gerne mit meinen Freunden.
Hast du Vorbilder?
Mich inspiriert meine Tochter.
Hast du berufliche und/oder private Ziele für die Zukunft?
Ich wünsche mir, dass es weiter privat und beruflich so gut läuft. Dass ich mit meinen Kollegen noch viele Jahre Spaß am Arbeitsalltag habe. Als Frauenbeauftragte bei der Nordbahn wünsche ich mir, dass die Frauen noch mutiger werden, um mit ihren Anliegen zu mir zu kommen. Privat möchte ich noch aktiver Sport machen und ich wünsche mir eine gute Zukunft für meine Tochter.
Warum wolltest du Frauenbeauftragte werden und welche Themen sind dir besonders wichtig?
Ich wollte Frauenbeauftragte werden, um ein Sprachrohr für Frauen zu sein und zu zeigen, wenn ihr jemanden braucht, der euch zur Seite steht, bin ich da. In meiner Vergangenheit hätte ich mir auch so jemanden gewünscht, an den ich mich hätte wenden können. In meinem Amt als Frauenbeauftragte freue ich mich, für die Frauen da zu sein und mich um sie zu kümmern. Die Themen Gleichberechtigung, Schutz der Persönlichkeit und Schutz vor sexueller Belästigung sind mir besonders wichtig.
Kannst du ein Beispiel geben, wie du als Frauenbeauftragte das Leben deiner Kolleginnen verbessert hast?
Die Verbesserung fängt damit schon an, dass die Mitarbeiterinnen in der Nordbahn einen Ansprechpartnerin haben, an die sie sich wenden können. Das gibt jeder ein positives Gefühl, es ist jemand da für sie und sie können sich an mich in Konfliktsituationen wenden.
Welche Erfahrungen haben dich besonders geprägt und warum?
Eine Erfahrung, die mich besonders nachhaltig geprägt hat, waren die Ermutigungen von meinem Exmann, meine Meinung zu bestimmten Themen zu sagen und mutig meine Bedürfnisse zu äußern.
Gibt es etwas, das du schon immer tun wolltest, aber noch nicht die Gelegenheit dazu hattest?
Einmal auf ein Konzert von Helene Fischer zu gehen.
Welches Wort verbindest du mit „Nordbahn“?
Tolle Kollegen.
Über die Nordbahn
Die Nordbahn gGmbH in Schönfließ bei Berlin bietet 400 Arbeitsplätze in den Bereichen Grünlandpflege, Freiraummöbel, Industriemontage, Konfektionierung, Sondermaschinenbau, Druck-Service und Wäscherei für Menschen mit Beeinträchtigungen an. Dabei werden sie von 120 Angestellten begleitet. Alle Arbeitsbereiche der Nordbahn arbeiten für über 200 Kunden aus der freien Wirtschaft.
Hast Du Interesse die Werkstatt kennenzulernen? Dann schau auf der Webseite www.nordbahn-ggmbh.de vorbei.
Transparenzinformation
Die Fürst Donnersmarck-Stiftung ist Gesellschafterin der Nordbahn gGmbH und der Geschäftsführer der Stiftung, Leopold von Bredow, ist stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Nordbahn.
Die Interviews der Reihe „Gesichter der Nordbahn“ stammen aus der Feder von Ines Baumann, die die Öffentlichkeitsarbeit für die Nordbahn verantwortet.