Quercus, Fagus, Acer und Konsorten: Die Fürst Donnersmarck-Stiftung und ihre Bäume
Bäume und die Fürst Donnersmarck-Stiftung (FDST): Eine besondere Beziehung, an die man vielleicht nicht als erstes denkt, wenn man sich mit dem Stiftungszweck befasst. Doch von Anfang an gehörten sie zusammen. In unserem heutigen Archivstück gehen wir dieser gemeinsamen Geschichte intensiver nach.
Die Stiftung im Wald
Schon die Gründung der Stiftung 1916 hatte mit Bäumen zu tun. Um den dauernden Betrieb der Einrichtung zu finanzieren, stiftete der Gründerfürst Guido Graf Henckel Fürst von Donnersmarck rund 250 Hektar des Frohnauer Waldes. Einen Teil ihrer Einkünfte erwirtschaftete die Stiftung fortan aus dem Holzverkauf.
Da wundert es nicht, dass auch angesehene Forstleute wie August Bier zeitweilig dem Kuratorium der Stiftung angehörten. Bier war nicht nur Arzt und Philosoph, sondern widmete sich auch dem Waldbau. Noch heute kann in Sauen bei Beeskow das Waldgebiet bewandert werden, welches er Anfang des 20. Jahrhunderts von einer abgewirtschafteten Kiefernheide zum standortgerechten Mischwald umbaute. Die Forstwissenschaftliche Expertise war in der Stiftung also vorhanden. Dennoch drängte der damalige Berliner Stadtpräsident die Stiftung, diese auch in der Verfassung zu verankern. So kam es dazu, dass ab 1939 laut Stiftungsverfassung mindestens ein Kuratoriumsmitglied die „Befähigung zur höheren Forstlaufbahn“ vorweisen musste. Das erste Mitglied mit dieser Qualifikation war der spätere Geschäftsführer Dr. Hermann Binder.
In der heutigen Verfassung findet sich die Klausel übrigens nicht mehr. Die Bedeutung von Forstfachleuten für das Kuratorium ging verloren, als 1973/74 der größte Teil des Frohnauer Forstes an das Land Berlin verkauft wurde. Der Stiftung gehört nur noch ein Waldstück, das direkt an das P.A.N. Zentrum angrenzt. Es dient heute der Erholung der Rehabilitandinnen und Rehabilitanden.
Die Bäume der Villa
Die Nähe zu Bäumen hatte sich in der Stiftung aber schon vor dem Waldverkauf fortgesetzt. Ende der 1950er Jahre suchte die FDST ein Grundstück, auf der sie die Gruppentreffen für Menschen mit Behinderung fortsetzen konnte, die damals noch auf einem Gelände im abgelegenen Frohnauer Forst durchgeführt wurden. Der Ort sollte der Erholung dienen und im Grünen gelegen sein: Die Existenz von Bäumen war ein entscheidendes Kaufkriterium. Um 1960 wurde die Stiftung dann im Berliner Süden fündig. In der Zehlendorfer Schädestraße 11-13 erwarb sie die später so genannte Villa Donnersmarck. Mit einem großzügigen, baumbestandenen Grundstück. Schon der Vorbesitzer, der erste Professor für Maschinenwesen an der Technischen Universität Charlottenburg, Georg Garbotz, muss die Nähe zu Bäumen als erstrebenswert empfunden haben. Denn rund um das Haus stand schon damals eine beachtliche Vielfalt an Bäumen: Kopflinden, Ahorne und Eichen, Kastanien, Birken, Kiefern, Apfelbäume, Mirabellen.
Ein Gewächs, das damals noch recht klein war, überragt heute alle: Eine Blutbuche (Fagus sylvatica f. purpurea), die ihre Äste mit der Zeit über einen immer größeren Bereich des Rasens vor dem Haus erstreckte. Blutbuchen sind ganz besondere Bäume. Es wird vermutet, dass nahezu alle heute vorkommenden Exemplare auf eine Mutterblutbuche aus dem thüringischen Possenwald zurückgehen. Bei der Rotfärbung handelt es sich um eine Mutation, die zum Fehlen eines Enzyms führt. Dadurch ist die Epidermis der Blätter nicht durchsichtig, sondern rötlich gefärbt und das Blattgrün im Innern der Blätter nicht mehr sichtbar. Wie alt die Blutbuche im Garten der Villa Donnersmarck ist, weiß niemand. Aber sicher wird sie dort noch eine Weile stehen. Denn Blutbuchen können nicht nur über 30 Meter in die Höhe wachsen, sondern auch über 200 Jahre alt werden.
Die Gruppen im Baum
Die Blutbuche ist aber nicht der einzige charakteristische Baum der Villa Donnersmarck. Ein anderer stand – oder vielmehr hing – lange Zeit im Veranstaltungssaal der Villa: Der Gruppenbaum, auf dessen Silhouette Fotos der zahlreichen Donnersmarck-Gruppen aufgeklebt waren. Der Baum sollte die Vielfalt der Freizeitangebote und Interessen der Menschen zeigen, die sich regelmäßig in der Villa trafen um dort gemeinsam zu basteln, singen, malen, Theater zu spielen oder einfach nur bei Kaffee und Kuchen zu plaudern. Einzelne Gruppen existieren bis heute. Der Gruppenbaum verschwand eines Tages. Die besondere Beziehung der Stiftung zu Bäumen, sie wird gewiss bleiben.