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Forschung leicht erklärt: Altersdiskriminierung in der Reha

„Prämierte Studien widerlegen altersdiskriminierende These“ lautete der Titel der Pressemeldung anlässlich des Forschungspreisverleihung der Fürst Donnersmarck-Stiftung 2015. Einer der beiden Preisträger in diesem Jahrgang war Prof. Dr. med. Stefan Knecht. Der Chefarzt der Klinik für Neurologie der St. Mauritius Therapieklinik Meerbusch und Professor für Neurologie an der Universität Düsseldorf gehört heute der Forschungspreisjury der Fürst Donnersmarck-Stiftung an. Anlässlich der sechsten Forschungspreisverleihung in diesem Jahr und im Rahmen unserer Reihe „Forschung leicht erklärt“ sprachen wir mit ihm über seine Arbeit, die sich mit Altersdiskriminierung in der Reha auseinandersetzt.

Altersdiskriminierung in der Reha: Vorurteile relativieren

Worüber handelt die Arbeit, für die Sie den Forschungspreis 2015 erhielten?

Prof. Knecht: Wir haben uns in unserer Studie gefragt, ob das – insbesondere von Kostenträgern oft vorgebrachte – Vorurteil stimmt, dass ältere Menschen nicht so sehr von einer Rehabilitationsmaßnahme profitieren wie jüngere Betroffene. Dafür haben wir uns intensiv mit den Daten aus unserer eigenen klinischen Praxis beschäftigt. Das Ergebnis war eindeutig: Alle Betroffenen profitieren von Rehabilitationsmaßnahmen. Je intensiver die Rehabilitation ist, umso stärker profitieren die Rehabilitandinnen und Rehabilitanden davon – und das unabhängig von ihrem Alter.

Unsere Studie liefert damit einerseits wichtige Argumente in den Verhandlungen mit Kostenträgern oder Krankenkassen. Sie brachte uns aber andererseits auch ganz wichtige Erkenntnisse über die Mechanismen und Wirkungsweisen von Rehabilitationsprozessen. Das ist eine gute Grundlage, um Rehabilitation gerechter zu machen.

Die Klinik als lernendes System

Wie haben Sie diesen Forschungsprozess in der St. Mauritius Therapieklinik Meerbusch organisiert?

Prof. Knecht: Wir sind davon überzeugt, dass das größte Erkenntnispotential in der klinischen Routine liegt. Unsere Herausforderung bestand deswegen zu Beginn darin, ein lernfähiges System aufzubauen, mit dem wir ohne großen Mehraufwand systematisch saubere klinischen Daten erzeugen. Das heißt, ein Großteil unserer Arbeit war der Studie vorgelagert, für die wir ausgezeichnet worden sind.

Nun haben wir aber ein System etabliert, auf dessen Grundlage wir immer wieder neue spezifische Fragen stellen und Forschungsprozesse gestalten können. So haben wir beispielsweise in einer anderen Studie den Mehraufwand beim Umgang mit Patientinnen und Patienten mit multiresistenten Keimen bestimmt.

Können denn Ihre Maßnahmen zur systematischen Erhebung von klinischen Daten auch Vorbild für andere Kliniken sein?

Prof. Knecht: Wir würden uns sehr wünschen, dass auch andere Kliniken ihre klinischen Daten aufbereiten und der Forschung zur Verfügung stellen. Denn dies würde die Durchführung von Multicenter-Studien ermöglichen. Das sind Studien, an denen sich mehrere Einrichtungen gleichzeitig beteiligen. Dies ist insbesondere bei selten Erkrankungen oder Behinderungen nötig, da eine Klinik alleine nicht genügend Fallzahlen erheben kann, um statistisch valide Aussagen treffen zu können.

Aktuelle Forschungsprojekte

Welche Forschungsaktivitäten verfolgen Sie denn im Augenblick?

Prof. Knecht: Aktuell verfolgen wir in der St. Mauritius Therapieklinik Meerbusch zwei größere Forschungsstränge: Erstens beschäftigen wir uns intensiv mit Fragen der Versorgungsforschung. Hier geht es uns um die Wirkmechanismen und Erfolgsfaktoren von Rehabilitationsmaßnahmen. Das ist eine lange vorgeplante Studie, bei der wir auf klinische Daten zurückgreifen. Damit zusammenhängend fragen wir zweitens nach dem Einfluss der individuellen Motivation auf die Wirksamkeit von Rehabilitationsmaßnahmen. Hier untersuchen wir ganz konkret die Mechanismen und Grundlagen der Motivation für neurologische Rehabilitation.

Sehr geehrter Herr Prof. Knecht, herzlichen Dank für Ihre Antworten und den Einblick in Ihren Forschungsalltag.

Weitere Rückblicke auf ausgezeichnete Arbeiten im Rahmen unseres Forschungspreises finden Sie in unserer Reihe Forschung leicht erklärt.