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Forschung, leicht erklärt: „LiN – Lagerung in Neutralstellung“

In unserer Reihe „Forschung, leicht erklärt“ wollen wir euch regelmäßig Forschungsthemen, Arbeiten und Personen vorstellen, die mit dem Forschungspreis der Fürst Donnersmarck-Stiftung ausgezeichnet oder belobigt worden sind. Den Auftakt macht Frau Dr. Heidrun Pickenbrock und ihre Foschung zum Pflege-Thema „LiN“ („Lagerung in Neutralstellung“).

Dr. Heidrun Pickenbrock, Belobigte beim Forschungspreis 2015

Im Jahr 2015 erhielt Dr. Heidrun Pickenbrock für ihre Dissertation eine Belobigung im Rahmen des Forschungspreises der Fürst Donnersmarck-Stiftung. Für mittendrin haben wir mit Dr. Pickenbrock gesprochen.

Die Dissertation war das Resultat einer langen Reise. Heidrun Pickenbrock, seit 1984 als Physiotherapeutin aktiv, entwickelte um das Jahr 2000 während der Arbeit auf einer Stroke Unit ein neues Lagerungskonzept für Patientinnen und Patienten mit neurologischen Erkrankungen: Die „Lagerung in Neutralstellung“ – kurz: LiN. Die Lagerung – das heißt die zielgerichtete Positionierung pflegebedürftiger Menschen – gehört zu den Kerntätigkeiten im Bereich Pflege und Therapie.

Heidrun Pickenbrock bei der Forschungspreisverleihung 2015.

„LiN“: Eine neue Technik – evidenzbasiert

Heidrun Pickenbrock entwickelte die neue Technik aus ihrer praktischen Beobachtung heraus. Aber wie lässt sich die Wirkung einer solchen Technik am besten belegen?

Die Antwort auf diese Frage führte Heidrun Pickenbrock zunächst zu einem Masterstudiengang in Neurorehabilitation und schließlich zu einem Promotionsstudium und den Forschungspreis der Fürst Donnersmarck-Stiftung.

Für mittendrin hat sie uns drei Fragen beantwortet.

Drei Fragen zur Arbeit

Was war der Inhalt Ihrer ausgezeichneten Arbeit?

Dr. Heidrun Pickenbrock: Ich habe die Belobigung für die Arbeit „LiN – Lagerung in Neutralstellung. Ein evidenzbasiertes Lagerungskonzept für Menschen mit Schädelhirnverletzungen“ erhalten. Darin habe ich die Wirksamkeit meines neuen Lagerungskonzeptes evidenzbasiert nachgewiesen. Das war eine große Herausforderung, da es nicht einfach ist, solche Studien methodisch sauber durchzuführen.

Welche Bedeutung haben die Ergebnisse für Menschen mit Behinderung und die Arbeit der Fürst Donnersmarck-Stiftung?

Dr. Heidrun Pickenbrock: Die Art der Lagerung hat einen ganz entscheidenden Einfluss auf das Wohlbefinden von Patientinnen und Patienten. Alle Personen, die sich äußern können, geben an, dass „LiN“ einfach bequemer ist. Das ist ja schon sehr wichtig, da diese Personen oftmals über Stunden liegen oder sitzen und sich selbst nicht beliebig bewegen können. In einer weiteren Studie konnten wir zeigen, dass der Auflagedruck in LiN geringer ist und damit einen positiven Einfluss auf die Entstehung von Dekubitus haben kann.

Inwiefern „LiN“ eine positive Auswirkung auf den gesamten Rehabilitationsprozess hat, ist jedoch empirisch schwer nachzuweisen. Allerdings konnten wir belegen, dass die Personen nach zwei Stunden Liegen in „LiN“ beweglicher waren als zuvor. Aber ob das ein Kontinuum wäre, ist natürlich schwer zu sagen.

Wie ist es seit der Auszeichnung mit der Arbeit weitergegangen?

Dr. Heidrun Pickenbrock: Für die Weiterentwicklung und Verbreitung des LiN-Konzeptes wurde schon 2009 ein Verein gegründet. Durch die Publikationen, die im Rahmen der Dissertation veröffentlicht wurden, konnte sich das Konzept national und international weiter verbreiten. Inzwischen wird das Konzept international angewendet – in Skandinavien, in Österreich, in der Schweiz, in Belgien und natürlich in Deutschland. Gleichzeitig stellen wir fest, dass sich „LiN“ vor allem aufgrund von Hörensagen oder persönlichen Beziehungen und Kontakten durchsetzt. Die Evidenzbasierung spielt im Pflegealltag nur eine untergeordnete Rolle.

Persönlich arbeite ich inzwischen wieder als Leitung „Motorik“ voll im therapeutischen Bereich und bin deswegen nicht mehr so nah am Thema „Lagerung“ bzw. Positionierung von Patientinnen und Patienten dran.

Sehr geehrte Frau Dr. Pickenbrock, vielen Dank für das Gespräch!

Forschungspreis 2021 der Fürst Donnersmarck-Stiftung

In diesem Jahr wird der Forschungspreis der Fürst Donnersmarck-Stiftung zum mittlerweile sechsten Mal verliehen. Gewürdigt werden sollen wieder wissenschaftliche Forschungsarbeiten im Bereich der neurologischen Rehabilitation von Menschen mit erworbener Schädigung des Nervensystems. Bewerbungen können noch bis zum 30. Juni 2021 eingereicht werden.

Alle Informationen zum Forschungspreis der Fürst Donnersmarck-Stiftung