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EIn Radfahrer und ein Fußgänger auf einer Uferpromenade

Filmtipp: Glück auf einer Skala von 1 bis 10

Freikarten zum Filmstart am 2. Juni 2022

Die WIR-Redakteurin Kirsten Heil und ihre Kollegen Michael Grothe und Nico Stockheim hatten vorab die Gelegenheit, den neuen Film Glück auf einer Skala von 1 bis 10 zu sehen. Hier berichten sie, worum es in dem Film geht und was ihnen besonders gefallen hat. Das WIR-Magazin verlost 3 x 2 Freikarten und zwei Bücher. Einfach bis zum 2. Juni 2022 eine Mail an wir@fdst.de schicken.

Ein Roadtrip und der Beginn einer außergewöhnlichen Freundschaft

Filmplakat des gleichnamigen Films Glück auf einer Skala von 1 bis 10

Der körperlich behinderte Igor lebt allein in Lausanne in der französischen Schweiz und jobbt als Fahrradkurier für Biogemüse. In seiner Freizeit beschäftigt er sich vor allem mit den Werken großer Philosophen wie Epikur oder Nietzsche. Louis hingegen ist ein echter Workaholic, der vor lauter Arbeit in seiner Bestattungsfirma beinahe vergessen hat, zwischendurch auch mal zu leben. Als er beim Autofahren mal kurz nicht aufpasst und Igor auf seinem Dreirad anfährt, nimmt das Schicksal seinen Lauf. Igor ist nämlich sehr interessiert an Louis und seinem Beruf als Bestatter und beschließt, ein kleines Experiment durchzuführen und legt sich in die Ladefläche eines Leichenwagens. Genau diesen Wagen überführt Louis mit einem Leichnam an Bord jedoch am selben Tag noch ins südfranzösische Montpellier.

Der perfekte Aufktakt für einen Roadtrip und der Beginn dieser besonderen Freundschaft, begleitet von der Auseinandersetzung und Abrechnung mit Vorurteilen, Zwängen, Abhängigkeiten, Intoleranz und Klischees.

Nico Stockheim:


Mein erster Gedanke war, dass der Film einfach den Erfolg von Ziemlich beste Freunde kopieren will. Aber damit lag ich weit daneben und tat dem Film unrecht. Denn es handelt sich um einen witzigen, intelligenten und sehr emotionalen Roadmovie. Im Mittelpunkt stehen zwei Männer, die vom Zufall zusammengebracht werden und in kürzester Zeit das Leben des jeweils anderen nachhaltig prägen. Der Workaholic und Bestatter Louis und der Obstkurier mit zerebraler Kinderlähmung Igor könnten nicht unterschiedlicher sein. Dennoch bauen sie in kürzester Zeit eine wunderbare und zumeist glaubhaft erzählte Beziehung zueinander auf. Die wird vor allem durch die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern, Bernard Campan und Alexandre Jollien, befeuert.

Mit seinen charmanten und witzigen Szenen greift der Film aber auch wichtige Themen aus dem Alltag von Menschen mit Behinderung auf. Darunter Emanzipation von den Eltern, Selbstbild und Sexualität oder der Umgang mit den Vorurteilen und Unsicherheiten anderer Menschen. Igor und Louis kommen zu dem Schluss: „Was die anderen denken, ist mir scheißegal!“

Drei WIR-Redakteure sitzen in einem leeren Kinosaal
Unsere Filmkritiker und Filmkritikerin v.l.n.r.: Michael Grothe, Nico Stockheim, Kirsten Heil

Kirsten Heil:

Ich fand den Film und sein Thema sehr gelungen. Zum einen werden Vorurteile in Bezug auf Menschen mit Behinderung ausgeräumt. Zum anderen zeigt mir der Film, dass es auch möglich ist, leichter mit der eigenen Behinderung umzugehen. Besonders gefallen hat mir der Charakter Igor. Seine Art, die Dinge zu beschreiben, mit viel Witz und Charme sowie passenden Zitaten großer Philosophen. Der Umgang der beiden Hauptcharaktere miteinander war fürsorglich, witzig und herzlich. Ich denke, der Film macht deutlich, dass Faktoren wie unterschiedliche Lebensweisen, Bildung, körperliche Beeinträchtigungen für eine tiefe Freundschaft nebensächlich sind. Außerdem zeigt der Film, dass wir Menschen aufgrund ihres Aussehens oftmals viel zu schnell vorverurteilen.

Die beiden Männer im Film beweisen allerdings eindrücklich, dass man viel vom anderen lernen kann, wenn man anfängt sich zuzuhören. Das Ende des Films hat mich sehr berührt, weil aus zwei Menschen, die anfangs so unterschiedlich schienen, sehr gute Freunde wurden.

Auf einer Skala von1 bis 10 vergebe ich „9,0“.

Michael Grothe

Michael Grothe:

Die Kinolandschaft gibt oft nur wenige gute Filme zum Thema her. Menschen mit Behinderung werden im Kino kaum gezeigt. Insbesondere im Zusammenhang mit Lebensglück oder guten Freundschaften. Hier handelt es sich dann obendrein noch um einen sehr guten Film. Igor antwortet auf die Frage, ob er glücklich sei: „Ja!“. Auf die weitergehende Frage, welche Zahl auf einer Skala von 1 bis 10, entgegnet er: „9,5.“ Die Freundschaft zwischen
einem behinderten und einem nichtbehinderten Menschen, zwischen erfolgreichem Unternehmer und einem Bioobstkurier, ist ganz hervorragend dargelegt und dargestellt.

Insbesondere Igor, gespielt von Alexandre Jollien, ist hervorzuheben. Ich frage mich, wie viel seiner eigenen Persönlichkeit und Erfahrungen eingeflossen ist. Denn seine Darstellung eines Menschen mit angeborener Behinderung, der es vermag, die eine oder andere Klippe in seinem Leben mehr oder weniger gut zu umschiffen, ist sehr authentisch und glaubwürdig. Die Rolle ist ihm exzellent gelungen. Der Film soll Vorurteile abbauen. Er möchte dazu einladen, sich in seiner Umgebung umzusehen, wer Hilfe oder Gesellschaft bedarf, um das Leben zu genießen. Auf einer Skala von1 bis 10 vergebe ich „9,0“.

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Offizieller Trailer vom Film

Der Text stammt ursprünglich aus dem WIR-Magazin 2022/2 „Kreative Köpfe – Inklusive Begegnungen mit Kunst“.