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Ein Koch-Azubi am Arbeitsplatz im Ausbildungsbetrieb.

Budget für Ausbildung: Was ist das und wer bekommt es?

Bei dem Budget für Ausbildung handelt es sich um eine Leistung zur Teilhabe am Arbeitsleben (LTA). Der Bundesgesetzgeber hat sie zum 1. Januar 2020 eingeführt. Unser Gastautor Stephan Neumann hat sich für seinen Themenschwerpunkt „Inklusion und Arbeit“ das Budget für Ausbildung vorgenommen und erklärt, was das ist und wer es in Anspruch nehmen kann.

Was ist das Budget für Ausbildung?

Das Budget für Ausbildung gibt es bereits seit dem 1. Januar 2020. Es soll Menschen mit Behinderung eine Berufsausbildung mit qualifiziertem Berufsabschluss ermöglichen. Damit möchte der Gesetzgeber Menschen mit Behinderung den Weg auf den ersten Arbeitsmarkt erleichtern und eine Alternative zu Werkstätten für Menschen mit Behinderung (WfbM) schaffen. Mit dem Budget für Ausbildung wird die Ausbildungsvergütung der Arbeitgeber erstattet. Das schafft einen zusätzlichen finanziellen Anreiz, Menschen mit Behinderung auszubilden. Es handelt sich also um eine alternative Leistungsform vergleichbar mit dem Budget für Arbeit.

Welches Ziel verfolgt das Budget für Ausbildung?

Es soll den berechtigten Menschen zu einem anerkannten Ausbildungsabschluss nach § 66 Berufsbildungsgesetz (BBiG) oder § 42r der Handwerksordnung (HWO) verhelfen, damit diese auf dem Arbeitsmarkt Fuß fassen können. Das Budget für Ausbildung schließt aber auch Fachpraktiker- und Fachpraktikerinnenausbildungen mit reduzierten theoretischen Ausbildungsinhalten ein.

Die Ausbildung erfolgt in einem Ausbildungsbetrieb und in der Berufsschule. Sollte aufgrund der Art oder Schwere der Behinderung die Teilnahme an dem Berufsschulunterricht nicht möglich sein, können Betroffene den schulischen Anteil ihrer Ausbildung in einer Einrichtung der beruflichen Rehabilitation absolvieren. Hierbei handelt es sich um spezielle Phase II-Einrichtungen. Das sind besondere Rehabilitationszentren für spezifische Krankheits- oder Behinderungsarten. In diesen Einrichtungen werden Leistungen zur medizinischen Rehabilitation und Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben gleichzeitig erbracht.

Was fördert das Budget für Ausbildung?

Sobald es zum Abschluss eines Ausbildungsvertrages mit einem Ausbildungsbetrieb kommt, übernimmt das Budget für Ausbildung die damit verbundenen Kosten. Hierzu zählen:

  • die Ausbildungsvergütung
  • die entstehenden Kosten bei der Anleitung
  • die Kosten der berufsschulischen Unterweisung

Die Förderung läuft über die gesamte Ausbildungszeit hinweg und endet mit dem Abschluss der Berufsausbildung. Der Zeitraum der Förderung kann dadurch deutlich länger ausfallen als die Dauer von Eingangsverfahren und Berufsbildungsbereich in einer WfbM. Das ist die Anfangs- und Orientierungsphase der beruflichen Rehabilitation in der Werkstatt sowie die gezielte Einarbeitung und Schulung mit Hilfe von Grund- und Aufbaukursen. Dieser Zeitraum beläuft sich in der Regel auf 24 Monate.

Von der Werkstatt in die Ausbildung, oder zurück

Wer bereits im Berufsbildungsbereich einer Werkstatt tätig ist, kann jederzeit in eine Ausbildung mit Förderung wechseln. Die erforderliche Anleitung sowie die Begleitung und Assistenz der Auszubildenden deckt das Budget vollständig ab. Die entsprechenden Unterstützungs- und Assistenzleistungen können auch für eine Gruppe Auszubildender gemeinsam in Anspruch genommen werden.

Umgekehrt gibt es auch einen sogenannten „Rückkehranspruch“, den Auszubildende nutzen können, um in die WfbM zurückzukehren. Dieser Anspruch gilt sowohl wenn die Ausbildung vorzeitig beendet wird, als auch wenn es nach der abgeschlossenen Ausbildung nicht unmittelbar zu einer sozialversicherungspflichtigen Anstellung auf dem ersten Arbeitsmarkt kommt.

Wer unterstützt bei der Beantragung des Budgets?

Die Agentur für Arbeit ist zunächst einmal die zuständige Behörde für das Budget für Ausbildung. Dementsprechend ist sie verpflichtet, jungen Menschen mit Behinderung bei der Suche nach einem passenden Ausbildungsplatz zu unterstützen und entsprechende Leistungen in die Wege zu leiten. Bei der Suche nach einem Platz werden die Interessen und Fähigkeiten des Leistungsberechtigten berücksichtigt. Wichtig: Die Beratung zum Budget für Ausbildung und die Unterstützung der Arbeitsagentur bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz lösen nicht automatisch einen Anspruch auf die Förderung aus.

Auch Werkstätten unterstützen bei der Suche nach einem passenden Ausbildungsplatz und bei der Aufklärung über das Budget für Ausbildung. Dazu sind sie gesetzlich verpflichtet. Weitere Beratung zu Hilfen und Begleitungen bieten die Integrationsfachdienste und Ämter der Länder.

Fazit

Insgesamt ist das Budget für Ausbildung eine wichtiges Instrument, um mehr Menschen mit Behinderung eine Ausbildung und somit einen Berufsabschluss zu ermöglichen. Das Arbeitsleben ist ein wichtiger Faktor für Inklusion und Teilhabe – ein ganz entscheidender Baustein, um Menschen mit Behinderung in die Mitte der Gesellschaft zu holen. Allerdings wird nach wie vor noch viel Überzeugungsarbeit an den verschiedenen Schnittstellen erforderlich sein, um dieses Ziel zu erreichen. Ich bin zuversichtlich, dass dies mit vereinten Kräften gelingt.

Titelfoto: Gesellschaftsbilder.de | Fotograf: Andi Weiland