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Schwarz-Weiß Foto aus der Berliner U-Bahn Ein Mann schläft auf der Sitzbank.

Berliner Kältehilfe: Die Situation in der Pandemie

Christin Fritzsche ist Sozialarbeiterin bei der Koordinierungsstelle der Berliner Kältehilfe, einem Projekt der GEBEWO pro gGmbH. Die Koordinierungsstelle organisiert Überlebenshilfen für wohnungslose Menschen in Berlin. Im Pandemiewinter steht die Koordinierungsarbeit für wohnungslose Menschen in Berlin vor besonderen Herausforderungen. In der aktuellen WIR 2020/2 hat sie schon über die Situation für wohnungslose Frauen berichtet. Für mittendrin bringt Christin Fritzsche die Situation der Berliner Kältehilfe angesichts der Pandemie im Januar 2021 auf einen aktuellen Stand:

Berliner Kältehilfe in der Pandemie: 1100 Schlafplätze im 24/7-Betrieb

Wir haben jetzt knapp 1100 Schlafplätze, die zur Verfügung stehen. Davon stehen 330 Plätze in Hotels und Hostels in den verschiedenen Bezirken zu Verfügung. Hier, überwiegend in Einzelzimmer, können die Leute auch den ganzen Tag bleiben. Diese Einrichtungen laufen im 24/7 Modus.

Insgesamt hat sich wirklich einiges Gutes getan. Christin Fritsche

Zu Beginn des Winters hatten wir Probleme, genügend Tagesstätten mit entsprechenden Aufenthaltsmöglichkeiten für tagsüber anzubieten. Zum Glück konnten wir im Dezember eine große Tagesstätte im Wirtshaus Hofbräu Berlin am Alexanderplatz realisieren. Normalerweise passen dort 1500 bis 2000 Menschen rein. Jetzt können wir das Hofbräu im Rahmen der Kältehilfe als Tagesstätte nutzen und täglich 200 Menschen versorgen. Wohnungslose Menschen können sich dort mit ausreichendem Abstand aufhalten. Es gibt genügend Sanitär- und Toilettenanlagen, durchgehend warmes Essen und Trinken und eine Kleiderkammer. Daneben haben auch zahlreiche kleine Kirchengemeinde sich bereit erklärt, ihre Räumlichkeiten zu öffnen und wohnungslose Menschen zum Aufwärmen hineinzulassen.

Kostenlose Schnelltests verhindern größere Ausbrüche

In den Tagesstätten können die Menschen ausreichend Abstand halten. Die Tische sind mit Abstand zueinander gestellt. Die Verteilung von Essenswartemarken sorgen dafür, dass sich nicht alle gleichzeitig anstellen. Vor Ort haben wir gute Hygienekonzepte, mit denen wir verhindern können, dass es zu größeren Ausbrüchen kommt. Zu Winterbeginn hatten wir einen größeren Ausbruch in der Traglufthalle der Berliner Stadtmission in der Frankfurter Allee. Die wurde dann auch geschlossen und ein besseres Angebot gefunden: Eines der A&O-Hostels mit Einzelzimmern. Hier können sich die Menschen 24/7 aufhalten.

Die Senatsverwaltung stellt jetzt neuerdings kostenlose Schnelltests zur Verfügung. In vielen Kälteeinrichtungen testen jetzt regelmäßig medizinische Pfleger, z. B. die Johanniter oder der Arbeitersamariterbund. In den Schlafunterkünften haben wir dadurch eine Momentaufnahme, wer alles negativ und wer positiv ist. Die positiv Getesteten können wir umgehend in die Quarantänestation der Berliner Stadtmission schicken. Die befindet sich am Hauptbahnhof und richtet sich an Menschen, die einen positiven Schnelltestergebnis erhalten haben und sich erst Mal isolieren müssen. Dann gibt es auch 40 bis 50 Plätze, wo PCR-Getestete ihre Quarantäne verbringen können.

Eine Helferin mit Kartons voller Sachspenden.
Ehrenamtliche Hilfe und Sachspenden sind entscheidend.

Ohne die vielen Freiwilligen sähe die Situation anders aus.

Es sind viele Ehrenamtliche dazu gekommen. Gerade über Weihnachten hatten wir einen Ansturm von Freiwilligen, die sich auch längerfristig engagieren wollen. Viele Studierende, deren Studentenjobs weggebrochen sind, unterstützen jetzt die Berliner Kältehilfe. Das finde ich total super. Dann haben wir viele Spenden. Gerade Sachspenden haben während der Pandemie zugenommen. So können wir die derzeitige Lage gut wuppen. Wir bekommen viel Unterstützung aus der Berliner Bevölkerung. Defizite haben wir bei den öffentlichen Toiletten, weil so viele Café und Restaurants geschlossen sind. Das ist ein Mangel, wo wir jetzt noch nachsteuern müssen. Wir überlegen, Sanitärcontainer aufzustellen  und suchen noch nach weiteren kreativen Ideen.