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#ad20: Ich verlasse mich auf die Menschen im UEvB

Zwei Beatmungs-Klienten im Fachbereich „Unterstützung bei der Entwöhnung von Beatmung“ (UEvB) des Ambulanten Dienstes erzählen über ihre Erfahrungen.

Ein Leben ohne Trachenalkanüle

Seit einem dreiviertel Jahr ist Benson Chucks Iwebuke Klient im UEvB. Nach der Operation eines seltenen Tumors am Kopf brauchte der Vater dreier Töchter künstliche Beatmung, Intensivpflege und Sondenernährung: Dass er je wieder bei seiner Familie in den eigenen vier Wänden leben kann, schien als Perspektive zunächst weit entfernt. In der Klinik erfuhr Benson Chucks Iwebuke von der „Unterstützung bei der Entwöhnung von Beatmung“ (UEvB) der Fürst Donnersmarck-Stiftung. Auch von der dortigen Perspektive auf ein Leben ohne Trachenalkanüle trotz schwerer Schluckstörung erfuhr er. Claus Bodenstein und das Team vom UEvB waren nach einer eingehenden Reha-Potenzial-Analyse davon überzeugt, dass Benson Chucks Iwebuke dieses Ziel erreichen wird. „Es ging zunächst darum, wie wir hier im UEvB seinen Zustand verbessern können“, erzählt Amina Alagic, die Fachbereichsleiterin des UEvB. „Wir mussten zunächst diagnostische Maßnahmen einleiten, um zu prüfen, wie  ausgeprägt die Schluckstörung ist. Im nächsten Schritt mussten wir die orale Nahrungsaufnahme unter Aufsicht starten und später ausweiten, um dann abschätzen zu können, ob wir bei Herrn Iwebuke die Kanüle entfernen können“, fasst sie die Situation ihres Klienten zusammen.

Benson Chucks Iwebuke


„Ich habe es der intensiven Pflege im UEvB zu verdanken, mich so schnell erholt zu haben.“

Im UEvB arbeiten u. a. Pflegeexperten für außerklinische Beatmung und ein Atmungstherapeut. Es ist mehr als Fachpflege ihrer Klientinnen und Klienten, welche das Team im UEvB leistet. Denn ihre Verantwortung ist sehr hoch. „Hier erhalten unsere Klientinnen und Klienten eine 24-Stundenpflege und intensive Therapien, mit denen wir gemeinsam den entscheidenden Schritt, die Trachenalkanüle in einer Fachklinik entfernen zu lassen, vorbereiten“, erklärt Claus Bodenstein. „Das ist eine sensible Zeit, unsere Klientinnen und Klienten müssen darauf vertrauen, dass es funktioniert. Dieses Vertrauen ist die Basis für das Entfernen der Trachenalkanüle“, so Claus Bodenstein weiter. Die Pflegefachkräfte im UEvB kennen ihre Klientinnen und Klienten sehr gut. Sie müssen in der Lage sein, die entscheidenden Schritte, die für das Entfernen einer Trachenalkanüle Voraussetzung sind, einzuleiten. „Genauso wichtig ist aber auch die Einschätzung des Kanülenträgers selber“, schildert Claus Bodenstein, „trauen wir ihm zu, diesen großen Schritt zu gehen? Schaffen wir es, ihm die Angst zu nehmen?“ Bei Benson Chucks Iwebuke hat es funktioniert: Seit dem 24. Juli 2019 ist er dekanüliert und konnte Ende August in den Wohnverbund 7 des Fürst Donnersmarck-Hauses übergeleitet werden.

Benson Chucks Iwebuke hatte dieses Vertrauen in das Team. „Auch mein Glaube hat mir geholfen“, erzählt der aus Nigeria stammende Christ. Nun kommt der nächste Schritt: Im Wohnverbund des benachbarten P.A.N. Zentrums bereitet er sich für sein Leben zuhause vor. Durch den Tumor ist er taub geworden und wird künftig auf einen Rollator angewiesen sein. „Im Wohnverbund wird er lernen, wie er sich mit einem Rollator im Straßenverkehr bewegen kann, Hindernisse auf der Straße überwindet, ohne hinzufallen, aber auch selbstständig Medikamente einnimmt“, zählt Amina Alagic die nächsten Rehaziele auf. „Ich hoffe, bald wieder nach Hause zu kommen, zu meinen Töchtern und meiner Lebensgefährtin“, sagt Benson Chucks Iwebuke. Trotz der Gefahr, dass der Tumor wiederkommt, ist Benson Chucks Iwebuke froh: „Ohne die Menschen hier hätte ich das nicht geschafft; es ist gut, dass ich das UEvB verlasse, aber ich werde das hier vermissen“, sagt er.

Claus Bodenstein (links) ist auch nach der abgeschlossenen Behandlung im UEvB für seine Klienten da.


Wieder sprechen lernen

Im Oktober 2018 kam Kevin Krosta in das UEvB. Der 21-jährige überlebte nur knapp einen schweren Unfall und wurde lange in Magdeburg in einer Klinik beatmet. Weg von der Trachenalkanüle, wieder sprechen lernen und andere neurologische Schäden, die von dem Unfall stammten, zu rehabilitieren – gerade bei einem so  jungen Menschen wie Kevin Krosta war das der Krankenkasse IKK sehr wichtig, so Claus Bodenstein. Bei der IKK genießt das Berliner UEvB und seine Erfolge bei der Entwöhnung von Beatmung einen guten Ruf. Kevin Krosta folgte der Empfehlung seiner Krankenkasse und zog Oktober 2018 nach Berlin in das UEvB. Hier erhielt er Woche für Woche u. a. intensive Ergotherapie und Krankengymnastik. Bereits sechs Monate später gelang die Überleitung und mittlerweile wohnt Kevin Krosta im benachbarten P.A.N. Zentrum. Bald geht es heim nach Luckenwalde.

Claus Bodenstein (links)und Kevin Krosta, ehemaliger Klient

Das Team im UEvB besucht er häufig und gerne. Gerne erzählt er über seine Zeit im UEvB: „Voller Bangen und mit glücklichem Ausgang, das prägt, es war eine intensive Zeit hier.“ Claus Bodenstein kennt alle Klientinnen und Klienten, die im UEvB waren, sehr gut. Trotz vieler Arbeit – wenn Kevin Krosta zu Besuch kommt, erkundigt sich Claus Bodenstein immer nach weiteren Fortschritten seines ehemaligen Patienten und freut sich über die kleinen Erfolge, die Kevin Krosta erreicht hat: Endlich alleine auf die Toilette gehen können und die große Erleichterung darüber, hier wieder souverän zu sein. „Herr Bodenstein ist toll“, sagt Kevin Krosta, „ich habe mich hier sehr geborgen gefühlt, das war wichtig, um wieder selbstständig zu werden.“

Weitere Informationen zum UEvB finden Sie unter www.wieder-atmen-lernen.de